Im Mai beherrscht Saturn die erste Nachthälfte. Mit Einbruch der spät einsetzenden Dunkelheit steht er schon hoch im Südosten. Der ringgeschmückte Planet wandert rückläufig durch die Jungfrau und steuert auf den Jungfraustern Porrima zu. An ihm kann man gut die langsame Bewegung von Saturn im Laufe des Monats studieren. Vom Morgenhimmel zieht sich Saturn allmählich zurück.
Anfang Mai geht Saturn kurz vor halb sechs Uhr morgens unter, Ende Mai schon zwei Stunden früher. Der zunehmende Mond besucht den Ringplaneten bei seiner monatlichen Tour durch den Tierkreis am 14., wobei er weit südlich an ihm vorbeizieht.
Spannendes Planetentreffen
In der ersten Maihälfte kommt es zu einem spannenden Planetentreffen in der Morgendämmerung. Tief am bereits aufgehellten Osthimmel begegnen sich die drei Planeten Venus, Jupiter und Merkur.
Es ist reizvoll, ihre gegenseitigen Positionsveränderungen vom Tag zu Tag zu verfolgen. Am 11. zieht Venus knapp südlich an Jupiter vorbei. Um die Monatsmitte beginnt das Dreigestirn sich aufzulösen. Um Merkur in der hellen Morgendämmerung zu sehen, benötigt man ein Fernglas. Auch Jupiter ist erst in der zweiten Maihälfte mit bloßem Auge zu sehen. Der vierte im Bunde ist Mars. Um den Roten Planeten zu entdecken, bietet sich Venus an, die am Morgen des 23. nur zwei Vollmondbereiten südlich von Mars steht. Am 10. Mai verlässt Mars das Sternbild Fische und wechselt in das Sternbild Widder.
Vollmond am 17. Mai
Am 3. Mai tritt um 8.51 Uhr die Neumondphase ein. Die exakte Vollmondposition wird am 17. um 13.09 Uhr erreicht, wobei sich der Mond im Sternbild Waage aufhält. Seinen erdnächsten Bahnpunkt passiert der Mond am 15. Mai; dann ist er 362.140 Kilometer entfernt.
In der ersten Maihälfte können Sternschnuppen beobachtet werden – die Aquariden. Der Ausstrahlungspunkt dieses Meteorstroms liegt im Sternbild Wassermann, daher ihr Name. Die Aquaridenmeteore führen ihren Ursprung auf den berühmten Halleyschen Kometen zurück. Um das Maximum am 6. Mai sind bis zu 60 Sternschnuppen pro Stunde zu erwarten. Die Objekte sind etwa 216.000 Kilometer pro Stunde schnell! Mit diesem enormen Tempo dauert die Reise von der Erde zum Mond nur eineinhalb Stunden. Die Bruchstücke des Halleyschen Kometen verglühen in der Erdatmosphäre, wenn sie mit unserem Planeten kollidieren. Nur selten schlägt eine Aquaride am Erdboden ein.
Helle Kapella leuchtet im Nordwesten
Die Wintersternbilder sind inzwischen von der Himmelsbühne abgetreten. Nur die beiden Sternenketten der Zwillinge mit Kastor und Pollux an den Spitzen erinnern noch an vergangene Wintertage. Im Nordwesten leuchtet die auffällig helle Kapella im Fuhrmann. Sie ist in unseren Breiten zirkumpolar. Das heißt: Sie geht nie unter und ist deshalb das ganze Jahr in jeder klaren Nachtstunde zu sehen. Kapella ist eine gelbe Doppelsonne in 42 Lichtjahren Entfernung.
Steil über unseren Köpfen erblickt man den Großen Wagen. Der mittlere Stern in der Wagendeichsel, Mizar genannt, gilt als Augenprüfer. Knapp neben Mizar sollte ein normalsichtiges Auge ein lichtschwaches Sternchen erkennen. Es heißt Alkor, das Reiterlein, weil es gewissermaßen auf der Deichsel reitet.
Mizar, zwei Lichtpunkte im Fernrohr
Im Fernrohr löst man Mizar in zwei Lichtpunkte auf. Mizar ist ein Doppelstern. Spektroskopische Untersuchungen haben gezeigt, dass jeder dieser beiden Lichtpunkte von jeweils zwei Sonnen gebildet wird, die man wegen der großen Entfernung von knapp 80 Lichtjahren nicht getrennt sehen kann. Mizar ist also eine Vierfachsonne.
Hoch im Süden strahlt Arktur im Sternbild Bootes, zu deutsch der Rinderhirt. Arktur ist ein roter Riesenstern und zählt zu den fünf hellsten Fixsternen am irdischen Firmament. Die Figur des Bootes sieht aus wie ein riesiger Drachen an windigen Frühlingstagen.
Auffällig leuchtet Saturn
Im Süden durchschreitet die Jungfrau mit ihrem hellen Hauptstern Spica den Meridian. Auffällig leuchtet im Sternbild Jungfrau der Ringplanet Saturn. Südlich der Jungfrau, ebenfalls noch in Meridiannähe, entdeckt man das Sternentrapez des Raben. Seine markante Figur prägt sich leicht ein. Hoch am Westhimmel hält sich der Himmelslöwe auf. Im Nordosten steigt die helle Wega im Sternbild Leier empor. Wega strahlt ein bläulich weißes Licht aus und gehört wie Arktur zu den fünf hellsten Fixsternen.
Zwischen Wega und Arktur liegen die Sternbilder Herkules und Nördliche Krone. Herkules ist schwer zu erkennen, denn er setzt sich aus lichtschwachen Sternen zusammen. Im Herkules findet man mit einem Fernglas ein diffuses Lichtfleckchen, das einst – als es noch keinen irdischen Lichtsmog gab – mit freien Augen zu sehen war. Im Fernrohr entpuppt sich der matte Lichtschein als kugelförmiger Sternhaufen. Rund eine Millionen Sonnen leuchten in 25.000 Lichtjahren Entfernung. Neben Arktur springt der Sternenhalbkreis der Nördlichen Krone förmlich ins Auge. Der etwas hellere Stern im Halbkreis heißt Gemma. Er markiert den Edelstein in der Goldkrone.
Die Sonne wandert durch das Sternbild Widder und wechselt am 14. abends in das Sternbild Stier, in dem sie bis Sommerbeginn verweilt. Am 21. tritt sie zu Mittag in das Tierkreiszeichen Zwillinge. Ihre Mittagshöhe nimmt um sieben Grad zu. Die Tageslänge wächst im Mai um rund eineinhalb Stunden.
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