Bereits 800 Jahre vor dem Auftauchen der Clovis-Kultur, deren Vertreter bislang als erste Großwild-Jäger des Kontinents galten, wurden diese und andere große Tiere mit Speeren getötet. Dies legt die Altersbestimmung eines fossilen Mastodon-Rippenknochens nahe, in dem noch ein Teil einer Waffenspitze steckt. Demnach wurde das Tier vor etwa 13.800 Jahren erlegt und damit deutlich bevor die Clovis-Kultur auf dem amerikanischen Kontinent aufblühte.
Damit seien die Clovis-Menschen auch nicht allein verantwortlich für den späteren Niedergang dieser großen Tiere in Nordamerika, schreiben die Wissenschaftler aus Dänemark und den USA im Fachblatt «Science» (Bd. 334, S. 351).
Das Rätsel um die Knochen
Der Rippenknochen stammt aus einer Grabungsstelle im Bundesstaat Washington. Dort wurde bereits Ende der 1970er Jahre ein einzelnes Amerikanisches Mastodon (Mammut americanum) ausgegraben. Einzelne Knochen des Tieres waren zerbrochen, von anderen waren Stücke abgeschlagen worden. So kamen bald Zweifel auf, ob der Rippenknochen mit der Projektilspitze tatsächlich zu dem Skelett gehört oder später an die Fundstelle gelangte.
Die Forscher um Michael Waters von der Texas A&M University in der Stadt College Station datierten nun mit Hilfe einer Kohlenstoffanalyse den Rippenknochen sowie die beiden Stoßzähne des Mastodons neu. Die Untersuchung ergab, dass alle Proben gleich alt sind, nämlich etwa 13.800 Jahre. Eine Computertomographie zeigte weiter, dass es sich bei der Projektilspitze um ein zugespitztes Stück Knochen handelt. Sie drang etwa 2,5 Zentimeter in die Rippe ein und brach dann ab.
Waffe bestand aus Mastodon-Knochen
Genetische Untersuchungen ergaben schließlich, dass die speerartige Waffe aus einem Mastodon-Knochen hergestellt worden war. Sie durchdrang Haare und Haut des Tieres und bohrte sich dann 25 bis 30 Zentimeter durch einen großen Muskel, bevor sie auf die Rippe traf, schreiben die Forscher. Sie nehmen deshalb an, dass die Spitze mindestens 27 bis 32 Zentimeter lang war. So lang waren auch die Spitzen der Wurf- oder Stichwaffen, die die Clovis-Menschen später aus Holz und Stein fertigten.
Es gebe auch von der Mastodon-Grabungsstelle sowie von anderen Grabungsorten Hinweise darauf, dass Menschen in Nordamerika bereits vor der Clovis-Kultur Großwild jagten. Die nordamerikanischen Großtierarten unterlagen somit einer sehr viel längeren Zeit einem Jagddruck, folgern die Wissenschaftler. Einen «Clovis-Blitzkrieg» wie zu von einigen Forschern vermutet habe es nicht gegeben. Die von den Clovie-Menschen entwickelten neuen Waffen – sie bestanden vor allem aus Feuerstein – habe den Niedergang der großen Tiere vermutlich jedoch beschleunigt.
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