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Israel ist ein Exporteur von Spionagesoftware

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Die jüngste Entdeckung einer Spionagesoftware zur heimlichen Kontrolle von iPhones und iPads wirft ein Schlaglicht auf die in Israel florierende Überwachungsindustrie.

Entstanden in Symbiose mit Aufklärungseinheiten der israelischen Streitkräfte, gehört die Branche zu den Weltmarktführern. Ob beim Export in andere Staaten auch die dortige Menschenrechtslage ausreichend berücksichtigt wird, bleibt zweifelhaft. Die Entwickler der von ihren Entdeckern «Pegasus» getauften Spionagesoftware, die Apple vergangene Woche veranlasste, Millionen Kunden zum Sicherheits-Update der Betriebsprogramme ihrer Mobilgeräte aufzurufen, geben sich arglos.

«Das Unternehmensziel von NSO ist, die Welt sicherer zu machen, indem legitimierten Regierungen eine Technologie zum Kampf gegen Terror und Verbrechen geliefert wird», erklärt ein Firmensprecher gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Die Cyberwarefirma NSO hat ihren Standort im Hightech-Gewerbegebiet des Küstenstädtchens Herzlia – pikanterweise in direkter Nachbarschaft zur israelischen Apple-Niederlassung. In einem Land, in welchem permanente Sicherheitsbedrohungen die elektronische Aufklärung überlebensnotwendig machen, ist NSO nicht alleine.

27 israelische Firmen

Gegenwärtig entwickeln 27 israelische Firmen offensive Spionagesoftware, berichten die britischen Bürgerrechtler von Privacy International. Umgerechnet auf die Bevölkerung stehe Israel damit klar an der Weltspitze. Einem Export von sensiblen Sicherheitsprodukten muss in Israel in jedem Fall das Verteidigungsministerium zustimmen. Dennoch bezweifeln Menschenrechtsgruppen, dass der inneren Verfassung in den Kundenstaaten ausreichend Rechnung getragen wird. «Oppositionelle und Journalisten sind der zudringlichen Überwachung autoritärer Regierungen ausgesetzt.

Und manchen Aktivisten wurden unter Folter ihre eigenen Mails vorgelesen», erklärt Privacy International. Die Spionagesoftware «Pegasus» war von der Sicherheitsfirma Lookout und dem Citizen Lab an der Universität Toronto entdeckt worden, nachdem der Bürgerrechtler Ahmed Mansoor aus den Vereinigten Arabischen Emiraten sie auf verdächtige Nachrichten auf seinem Handy aufmerksam machte. Sie fanden heraus, dass sein iPhone «ein digitaler Spion in seiner Hosentasche geworden wäre, in der Lage, über Kamera und Mikrofon die direkte Umgebung zu erschnüffeln, WhatsApp- und Viber-Nachrichten aufzuzeichnen und ständig seinen Aufenthaltsort festzustellen».

«Wir halten uns strikt an die Gesetze»

Die Firma NSO bestätigte auf Anfrage nicht, dass die von ihr entwickelte Spionagesoftware in den Emiraten zum Einsatz kam. Sprecher Samir Dahbasch betonte dagegen auf Anfrage: «Wir halten uns strikt an die Gesetze und Regelungen für die Exportkontrolle. Außerdem betreiben wir keine unserer Systeme selbst; wir sind ein reines Technologieunternehmen.» Das israelische Verteidigungsministerium antwortete nicht auf die Bitte um eine Stellungnahme.

Die Führungsrolle Israels auf dem Feld der Cybertechnologie habe ihre Hauptursache im wirtschaftlichen Engagement ehemaliger Mitglieder der militärischen Elite-Einheit 8200, die mit der NSA in den USA vergleichbar ist, erklärt Daniel Cohen, Experte für Cyberterrorismus am renommierten Institut für Nationale Sicherheit (INSS) in Tel Aviv. «Wenn sie die Uniform ausziehen, nutzen diese Experten ihr Wissen, um einschlägige Startups zu gründen oder bei entsprechenden Firmen anzuheuern.» In Israel gebe es inzwischen 300 Unternehmen im Cyber-Sektor, dazu die Spezialabteilungen in der Rüstungsindustrie, berichtet Cohen.

Cyberangriffe

«Die übergroße Mehrheit beschäftigt sich ausschließlich mit dem Schutz militärischer und ziviler Informatiksysteme vor Cyberangriffen. Knapp zehn Prozent widmen sich dem offensiven Marktsegment, also Technologien, die das Eindringen in fremde Systeme ermöglichen», führt er aus. In Israel angesiedelte Firmen haben Überwachungstechnik für Internet und Telekommunikation an die Geheimpolizei in Usbekistan und Kasachstan sowie die Sicherheitskräfte in Kolumbien geliefert, berichtet Privacy International. Solche Technologien seien auch nach Trinidad und Tobago, Uganda, Panama und Mexiko geliefert worden. Das Citizen Lab im kanadischen Toronto schlussfolgerte: «Es ist klar, dass zusätzliche gesetzliche Regulierungen für diesen Markt unverzichtbar sind. Denn während diese Spionagesoftware in Demokratien entwickelt wird, wird sie weiterhin in Länder verkauft, die notorisch bekannt sind für die Verfolgung von Bürgerrechtlern.»