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Hoffnung für das Schuppentier

Hoffnung für  das Schuppentier
(dpa)

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Ein Handelsverbot soll die vom Aussterben bedrohten Schuppentiere schützen.

Doch ihre Rettung wird nicht leicht: Ihr Fleisch gilt als Delikatesse, ihre Schuppen sind begehrt in der traditionellen Medizin Asiens. Und oftmals haben korrupte Staatsdiener ihre Finger im Spiel.

Kaum ein Tier ist so wenig bekannt und doch so sehr bedroht: Das Schuppentier gilt als meistgejagtes und -gehandeltes Säugetier der Welt. Wilderer erlegten in den vergangenen zehn Jahren mehr als eine Million Schuppentiere, die ihren Namen ihrem charakteristischen Mantel aus harten Schuppen verdanken.

Nach Angaben der Weltnaturschutzunion IUCN ist die auch als Pangolin oder schuppiger Ameisenfresser bekannte Art mit Lebensräumen in Asien und Afrika vom Aussterben bedroht. Neue Hoffnung gibt es nun aber dank der Artenschutzkonferenz, die in Johannesburg kürzlich einen stärkeren Schutz der Schuppentiere beschloss.

So ist der kommerzielle Handel mit allen acht Arten jetzt verboten. Allerdings bestehen Zweifel, dass der Bann das illegale Geschäft in Afrika unterbinden wird, das von einer wachsenden Nachfrage asiatischer Kunden vor allem aus China lebt. In Vietnam und Teilen von China gilt Schuppentier-Fleisch als Delikatesse.

Chinesische Medizin

Die wie Fingernägel und das Horn von Nashörnern aus Keratin bestehenden Schuppen werden häufig in der traditionellen chinesischen Medizin eingesetzt. Die Nachfrage nach beiden Produkten hat zu einer hemmungslosen Wilderei geführt, die den Pangolin-Bestand in Ost- und Zentralafrika dramatisch schrumpfen lässt.

Und dabei ist die in Uganda und anderen afrikanischen Ländern aufgedeckte illegale Jagd nur die Spitze des Eisbergs, wie Anne-Marie Weeden von der Ugandischen Naturschutzstiftung sagt. Armut und ein fehlendes Bewusstsein für Umweltschutz begünstigten die Wilderei.

Armen Landbewohnern sei es kaum zu vermitteln, dass sie aus Gründen des Tierschutzes auf Einnahmen von Hunderten oder sogar Tausenden Dollar verzichten sollten. «Die Menschen brauchen eine sinnvolle alternative Einkommensquelle und müssen von den Nationalparks in ihrer Nachbarschaft profitieren», erklärt Weeden.

Korruption

Momentan läuft es noch so, dass die Händler aus der Hauptstadt Kampala von Dorf zu Dorf fahren, um den Bewohnern ganze Schuppentiere oder auch nur Schuppen abzukaufen. Sie veräußern die Teile dann gewinnbringend an Mittelsleute in Kampala oder direkt an chinesische Käufer weiter. Diese arbeiten mit korrupten Flughafen- und Grenzleuten zusammen, die bei der Ausfuhr ein Auge zudrücken.

Erst kürzlich gelang es Wilderern, ein Kilogramm Schuppen für etwa 45 Dollar (40 Euro) an einem Mittelsmann zu verkaufen, der sie wiederum für einen deutlich höheren Preis zwischen 73 und 100 Dollar an Agenten chinesischer Kunden weitergab. Sobald die Schuppen, die etwa ein Fünftes vom Körpergewicht eines Pangolins ausmachen, Asien erreichen, steigt der Preis weiter.

Der illegale Schuppenhandel boome, sagt Abel Ahabwe, Chefermittler bei der Naturschutzstiftung. «Das Problem wird immer schlimmer», erklärt er. «Kaum hat man einen Weg gefunden, die Händler zu schnappen, ändern sie auch schon ihre Methode.»

15.000 Dollar

Zuletzt wurden im April in der nordugandischen Stadt Kitgum vier Männer festgenommen, die zwei lebende Schuppentiere für etwa 15 000 Dollar verkaufen wollten. Einer von ihnen war ein Polizist, der freigesprochen wurde. Die anderen drei Männer wurden zu dreimonatigen Haftstrafen verurteilt. Viele der Händler haben laut Ahabwe Verbindungen zur Polizei oder den Streitkräften.

Die ugandische Wildtierbehörde versichert, man sei sich des Problems bewusst. «Wir sind bei der Aufklärung und Sensibilisierung auf dem richtigen Weg, und wir glauben, dass wir es in den Griff bekommen», sagt der stellvertretende Planungsdirektor der Behörde, Edgar Buhanga. Die Regierung denkt gerade über ein neues Naturschutzgesetz nach, das für den Handel mit Schuppentieren höhere Geldbußen und längere Haftstrafen vorsieht.

Allerdings stand die Wildtierbehörde schon selbst wegen Korruptionsvorwürfen in der Kritik, etwa nachdem 1,5 Tonnen Elfenbein aus amtlichen Lagern verschwunden waren. Der Amtsleiter wurde suspendiert, kehrte aber wenige Monate später wieder an seinen Schreibtisch zurück.

Parkeinnahmen für Gemeinden

Die Nationalparks des Landes versuchen indes, Anwohner durch eine Beteiligung an den Parkeinnahmen von möglicher Wilderei abzuhalten: 20 Prozent der Eintrittsgelder gehen an umliegende Gemeinden. Auch der Kidepo-Nationalpark an der Grenze zum Südsudan beteiligt sich an der Aktion. Ranger Denis Odong kontrolliert, ob die Maßnahme hier den gewünschten Effekt hat. «Die Schuppen von Schuppentieren sind auf dem Markt viel wert», bestätigt er.

In den acht Jahren, seit Odong hier arbeitet, hat er erst einmal ein Schuppentier gesehen. Er gibt zu, dass er vor einigen Jahren einmal Pangolin-Fleisch in einem Restaurant gegessen hat. Doch inzwischen habe er seine Meinung geändert: «Schuppentiere müssen geschützt werden.»