Nun konnten Psychologen um Benjamin Scheibehenne von der Uni Basel die Redensart um eine Bedeutung ergänzen: «Der visuelle Eindruck hat einen entscheidenden Einfluss auf das Sättigungsgefühl.»
Das Forscherteam tischte an zwei Tagen in einem so genannten Dunkelrestaurant auf. Insgesamt 64 Personen waren zu Gemüserisotto und zu Gulasch mit Nudeln geladen. Während die eine Hälfte jeweils normal große Portionen von etwa 480 Gramm bekam, erhielt die andere beinahe doppelt so viel. Die Probanden wussten nicht, zu welcher Gruppe sie gehörten. Die meisten aßen ihre Teller leer. Das anschließende Wiegen der Reste ergab: Wer eine grosse Portion vorgesetzt bekam, ass 36 Prozent mehr als jemand, der weniger auf seinem Teller hatte. Trotzdem waren das Sättigungsgefühl und der Appetit auf das Dessert bei beiden Gruppen auf vergleichbarem Niveau.
Die Studie zeigt: Nicht nur physiologische Faktoren wie etwa die Anzahl der Kau- und Schluckbewegungen, die Menge an Speichelfluss oder die Dehnung des Magens entscheiden darüber, wann das Sättigungsgefühl einsetzt, sondern auch der Sehsinn. Psychologe Scheibehenne schätzt, dass der Mensch auf der Grundlage früherer Erfahrungen ein visuelles Gedächtnis entwickelt, welches verschieden große Portionen mit unterschiedlichen Sättigungsgraden verbindet. Ist dieser Faktor wie in dem Experiment ausgeschaltet oder wird das Auge beispielsweise beim Fernsehen abgelenkt, kann das Gefühl täuschen. Das erklärt auch, warum die Chips-Tüte «plötzlich» leer ist.
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