Diese Trends sind aus dem gestern veröffentlichten dritten Bericht zur Demografie zu entnehmen, der alle zwei Jahre von der EU-Kommission erstellt wird, um zu beurteilen, wo die Mitgliedstaaten angesichts der Herausforderungen des demografischen Wandels stehen. In diesem Jahr wurde der Bericht, der ein besonderes Gewicht auf Mobilität und Migration legt, gemeinsam mit der Statistikbehörde Eurostat herausgegeben.
Das Dokument erinnert daran, dass die Generation des „Baby-booms“ nach dem Zweiten Weltkrieg nun 60 Jahre und mehr zählt und nach und nach den Arbeitsmarkt verlässt. Die Zahl der Menschen, die älter als 60 sind, steigt jedes Jahr um zwei Millionen und trägt somit zum Wandel in der Struktur der europäischen Bevölkerung bei. Dem Bericht zufolge hatten im Jahr 2010 Deutschland und Italien die ältesten Bevölkerungen, mit einem Durchschnittsalter von 44,2 bzw. 43,1 Jahren. Irland hatte die jüngste Bevölkerung mit 34,3 Jahren im Schnitt.
Luxemburg: weniger Geburten …
Gleichzeitig wird, nach einem starken Rückgang zwischen 1980 und Anfang der 2000er, wieder eine leichte Zunahme der Geburtenziffern verzeichnet, von 1,47 Kindern pro Frau im Jahr 2003 auf 1,6 Kinder 2008. Die Fruchtbarkeitsrate erhöhte sich in allen Mitgliedstaaten, außer in Luxemburg (wo sie von 1,62 auf 1,59 im Jahr 2009 sank) sowie in Malta und Portugal. Damit die Bevölkerungszahl – abgesehen von Wanderungsströmen – stabil bleibt, sind allerdings 2,1 Kinder pro Frau notwendig, vermerkt der Bericht, demzufolge auch bei der Fruchtbarkeitsrate Irland auf Platz eins liegt, mit 2,07 Kindern pro Frau im Jahr 2009, gefolgt von Frankreich mit 2,0 Kindern. Die niedrigsten Raten verzeichneten Lettland (1,31), Ungarn und Portugal (je 1,32) sowie Deutschland (1,36).
Im Steigen ist außerdem die Lebenserwartung, die sich in den letzten 50 Jahren für beide Geschlechter in Europa um ungefähr zehn Jahre erhöht hat und im Jahr 2008 82,4 Jahre für Frauen und 76,4 Jahre für Männer betrug. Auf das längste Leben können laut Bericht die Spanier, Franzosen, Italiener und Schweden hoffen, mit annähernd 85 Jahren für die Frauen und 80 für die Männer. Auch Luxemburg liegt hier über dem EU-Durchschnitt. Im Großherzogtum hat sich die Lebenserwartung zwischen 1993 und 2009 von 79,6 auf 83,3 Jahre für die Frauen und von 72,2 auf 78,1 Jahre für die Männer erhöht. Allerdings dürfte Luxemburg, zusammen mit Großbritannien, im Jahr 2060 den niedrigsten Anteil an über 80-Jährigen aufweisen (und Italien den höchsten), unterstreicht der Bericht, der den erwarteten Anstieg der Zahl der allerältesten Menschen (von heute vier auf zwölf Prozent 2060) als sichtbarsten Wandel in der Bevölkerung bezeichnet.
… höchster Ausländeranteil
Ob die vorausgesagte Entwicklung in Luxemburg mit der Einwanderung zusammenhängen könnte, kann heute höchstens vermutet, aber nicht behauptet werden. Der Bericht zeigt jedenfalls, dass das Bevölkerungswachstum in Europa hauptsächlich durch die Einwanderung getragen wird. Heute leben über 32 Millionen Ausländer in der EU (6,5 Prozent der Gesamtbevölkerung), davon über zwölf Millionen Staatsbürger anderer Mitgliedstaaten und rund 20 Millionen Drittstaaten-Angehörige.
Wenn fast 80 Prozent der Ausländer in Deutschland, Spanien, Großbritannien, Italien und Frankreich leben, so verzeichnet Luxemburg bei Weitem den höchsten Anteil ausländischer Bürger an der Bevölkerung mit 43 Prozent, gefolgt von Lettland (17 Prozent) sowie Estland und Zypern (je 16 Prozent). Die meisten Ausländer in Luxemburg – rund 37 Prozent – kommen aus einem anderen EU-Land (vor allem Portugal), knapp sechs Prozent aus einem Drittstaat.
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