Fred de Wilde, der Europachef von Philipp Morris, den weltgrößten Rauchwaren-Konzern gab dem Handelsblatt ein Interview über die Herausforderungen seiner Industrie. Die Tabakindustrie steht von allen Seiten unter Druck. Viele Kunden sterben weg, andere geben das Rauchen gleich ganz auf. Eine Antiraucherkampagne folgt auf die nächste. Mit dem Aufkommen der E-Zigarette – die ein Liquid verdampft, das rein gar nichts mit Tabak zu tun hat – folgte der nächste Schlag gegen die herkömmlichen Tabakkonzerne. Immer weniger Menschen greifen zum Glimmstengel.
Wenn diese Entwicklung in den kommenden Jahren anhält, bleiben den Herstellern der Camel-, Malboro- oder Gauloiseszigaretten keine Kunden mehr übrig. Wenn Konzerne wie Philip Morris überleben wollen müssen sie also innovieren. Fred de Wilde erklärte dem Handelsblatt, dass der Konzern in den vergangenen zehn Jahren 400 Wissenschaftler eingestellt und drei Milliarden Dollar in die Forschung investiert habe. Herausgekommen ist ein Produkt, das sehr komplex und durch 1.400 Patente geschützt sei.
Tabak auf 300 Grad erhitzen
Das neue Produkt, das auf den Namen Iqos hört ist ein Gerät, in dem der Tabak nicht mehr bei 800 Grad verbrannt wird, sondern nur auf 300 Grad erhitzt wird, ähnlich wie es bei dem Liquid bei E-Zigaretten der Fall ist. Der Konzern hat dann auch Studien in Auftrag gegeben, welche die Gesundheitsauswirkungen dieser neuen Form des Rauchens untersuchen soll. «Die bisherigen Ergebnisse sind ermutigend und deuten drauf hin, dass Iqos voraussichtlich eine weniger schädliche Alternative für Raucher darstellt», so der Europachef gegenüber dem Handelsblatt. Gleichzeitig sagte er aber auch, dass diese neue Zigarette nicht gesund sei.
Die Zielgruppe seien ausschließlich Raucher, die zwar nicht aufhören wollen, sich aber für eine Alternative mit weniger Gesundheitsrisiken interessieren. «Wir verkaufen Iqos nicht an Nichtraucher», so de Wilde. Vor über zwei Jahren wurde die Iqos-Zigarette auf Testmärkten eingeführt, mittlerweile gibt es sie schon in 13 europäischen Ländern zu kaufen. Der Europachef von Philip Morris zeigte sich im Handelsblatt-Interview erstaunt über den Erfolg dieses neuen Produktes. «In Japan hat es inzwischen einen Anteil am gesamten Zigarettenmarkt von zehn Prozent.»
Selbst ein Großteil der Raucher unter den Mitarbeitern des Konzernes würden nicht mehr an klassischen Zigaretten nuckeln, sondern seien bereits umgestiegen. Auch der Europachef selbst gab an umgestiegen zu sein und seither keine normale Zigarette mehr angerührt zu haben. Der Einstieg in diesen neuen Markt hätte aus dem klassischen Tabakkonzern ein Unternehmen geformt, das stark von der Wissenschaft getrieben sei und das gleichzeitig in High-Tech-Elektronik investiere. Langfristig gehe es Philip Morris darum alle klassischen Zigaretten durch weniger schädliche Alternativen zu ersetzen.
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