Vor gut einem halben Jahrhundert brachte sein Ausbruch mehr als 1000 Menschen den Tod. Nun rumort der Vulkan Gunung Agung auf der indonesischen Insel Bali erneut. Was steht den Menschen in seiner Umgebung bevor? Einige Fragen und Antworten:
Seit Tagen gilt am Agung die höchste Warnstufe – wann bricht er aus?
Das lässt sich nicht sagen. Es kann jederzeit passieren – oder auch gar nicht in den nächsten Jahren. Derzeit weisen die Beben am Berg sowie die Deformation seiner Flanken auf einen baldigen Ausbruch hin, wie die Vulkanologin Jacqueline Salzer vom GeoForschungsZentrum (GFZ) Potsdam erklärt. «Prinzipiell ist es aber auch möglich, dass er sich erst mal wieder beruhigt.» Allerdings seien die Anstiege in der Seismizität so dramatisch, dass es eher überraschend wäre, wenn der Agung sich wieder beruhigen würde.
Welche Faktoren bestimmen darüber?
Ob es in den nächsten Stunden, Tagen oder Wochen zum Ausbruch kommt, hängt davon ab, wie stark aus dem Untergrund immer neues Magma nach oben gedrückt wird. «Die für den Auftrieb sorgenden Gase können auch nicht-explosiv entweichen und das Magma bleibt stecken und kommt nicht bis zur Oberfläche», erklärt Salzer. Ob ein solcher zeitweiser Stopp für den Gunung Agung typisch wäre oder nicht, können Forscher nicht sagen, weil es keine Langzeitdaten gibt. «Wir wissen bei diesem Vulkan wenig darüber, wie er sich zwischen Ausbrüchen verhält.»
Was wäre bei einem Ausbruch zu erwarten?
Beim letzten Ausbruch 1963 bis 1964 kamen mehr als 1.000 Menschen ums Leben. Damals strömte zunächst Lava aus dem gut 3.000 Meter hohen Vulkan, dann gab es über Monate hinweg immer wieder Eruptionen. Den meisten Opfern wurden sogenannte pyroklastische Ströme zum Verhängnis. Wie auf einem Luftkissen gleitet dabei ein heißes Asche-Gas-Gemisch den Hang hinunter – bis zu 400 Kilometer pro Stunde oder schneller. «Man hört das nicht kommen», erklärt Salzer. «Und man sieht es wegen des eingehüllten Gipfels nicht oder erst, wenn es schon zu spät ist.»
Welche Gefahren gibt es noch?
Eine typische Folge von Vulkanausbrüchen in der Region sind sogenannte Lahars. Dabei vermischen sich die oft meterhohen Ablagerungen nach einem Ausbruch mit Regenwasser und rasen als Schlamm- und Schuttstrom talwärts. «Nach dem letzten Ausbruch des Agung sind Hunderte Menschen in solchen Lahars ums Leben gekommen», sagt Salzer. In Kolumbien kostete ein solcher Schlammstrom demnach im Jahr 1985 zwei Drittel der knapp 29.000 Menschen in der Stadt Armero das Leben, als ein Ausbruch des Vulkans Nevado del Ruiz Eis- und Schneemassen schmelzen ließ. «In Indonesien steht die Regenzeit bevor, der Vulkan würde daher zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt ausbrechen und die Gefährdungslage könnte durch Lahare noch lange erhalten bleiben.»
Wird es bei einem Ausbruch des Gunung Agung gewaltige Aschewolken geben?
«Der Ausbruch 1963 war einer der größten weltweit im 20. Jahrhundert, 1843 gab es einen ähnlich großen», sagt Salzer. Ob es bei einem neuerlichen Ausbruch des Gunung Agung Eruptionen mit hoch aufsteigenden Aschewolken geben wird, lässt sich nicht vorhersagen. Möglich sind lokale Auswirkungen binnen Stunden, aber auch ein über Tage oder Wochen eingeschränkter Flugverkehr in der Region. «Es ist gut möglich, dass es über Wochen kleinere Eruptionen gibt und Flughäfen zumindest zeitweise gesperrt bleiben müssen», erklärt Salzer. «Sicher sagen lässt sich dazu aber im Voraus nichts.»
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