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Zurück zu Ale und Bitter?

Zurück zu Ale und Bitter?
(dpa/Andy Rain)

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Der geplante EU-Austritt Großbritanniens hat seinen Preis - das bekommen auch Pub-Besucher zu spüren. Das Bier wird teurer. Die Supermarktkette Tesco hat einige Importbiere wegen des Preisanstiegs bereits aus den Regalen genommen.

Donnerstags ist Pub-Tag in Großbritannien. Schon am Nachmittag drängen sich die Menschen vor den Kneipen in der Londoner Innenstadt. In manch enger Straße bahnen sich die Autos dann nur noch mühsam den Weg durch die Massen, die sich von der Bar schnell bis auf den gegenüberliegenden Gehsteig ausbreiten.

Doch die Freude der Briten an ihrem Feierabendbier könnte getrübt werden. Die Bierpreise gehen nach oben. Nicht erst seit dem Votum für den EU-Ausstieg. Zwischen 2011 und 2016 stieg der Bierpreis um zehn Prozent, wie das Marktforschungsinstitut Mintel ermittelt hat. Doch seitdem noch einmal kräftig. Das liegt nicht zuletzt am schwachen Pfundkurs. Seit dem Referendum im Juni 2016 hat das Britische Pfund im Vergleich zum Euro rund zwölf Prozent seines Werts eingebüßt.

Der Preis für ein Pint ist zwar nicht im gleichen Verhältnis gestiegen – noch nicht -, aber die großen internationalen Brauereien sollen kräftig aufgeschlagen haben in diesem Jahr. Kein Thema, mit dem sie gerne hausieren gehen: Carlsberg bestätigt zwar, dass es einen Preisanstieg gab, Zahlen werden aber keine genannt. Der Zeitung «Guardian» zufolge sollen es umgerechnet 2,6 Prozent gewesen sein. Heineken antwortete auf eine Anfrage zunächst nicht. Die Niederländer sollen umgerechnet rund sieben Cent auf ein Pint aufgeschlagen haben.

Amstel, Sol und Kingfisher nicht mehr in den Regalen

Betroffen sind vor allem Importbiere. Die werden in Großbritannien meist pauschal als Lager bezeichnet und gekühlt serviert. Im Gegensatz zu den heimischen Ales und Bitters, die auf Zimmertemperatur ausgeschenkt werden. Die Supermarktkette Tesco hat Berichten zufolge acht Heineken-Biersorten wie Amstel, Sol und Kingfisher aus Europa komplett aus dem Regal genommen. Angeblich konnte sich der Einzelhändler nicht mit Heineken über eine Preiserhöhung einigen. Tesco teilt dazu nur mit, man führe «weiterhin eine große Auswahl an Bier, Lager und Cider».

Einen ähnlichen Streit hatte sich Tesco bereits im vergangenen Herbst mit dem Lebensmittelproduzenten Unilever geliefert. Der wollte angeblich pauschal zehn Prozent aufschlagen, um die höheren Einkaufspreise auf dem europäischen Festland auszugleichen. Tesco stellte sich stur und vorübergehend war der beliebte klebrig-würzige Brotaufstrich Marmite bei dem Supermarkt nicht mehr zu bekommen – was einen nationalen Aufschrei auslöste. Unilever lenkte ein. Die Marmite-Regale wurden wieder aufgefüllt. Danach sieht es beim Bier derzeit nicht aus. Die Briten werden sich wohl an höhere Preise oder geringere Auswahl gewöhnen müssen.

Seit den siebziger Jahren war das kontinentale Lager-Bier in Großbritannien auf dem Siegeszug. Im vergangenen Jahr tranken die Briten rund drei Milliarden Liter Lager und nur rund 938 Millionen Liter Ale und Bitter. Doch das britische Bier erlebt seit einigen Jahren eine Renaissance. Auch dank des Trends zu kleinen Hausbrauereien.

Der Preisanstieg für Importbiere könnte das verstärken, glaubt Neil Williams vom britischen Brauerei- und Pub-Verband (British Beer and Pub Association). Die Zutaten für Bier werden weitgehend aus dem Inland bezogen. Trotzdem leiden die auch die heimischen Brauereien unter dem schwachen Pfund, denn Verpackungsmaterial wie Flaschen und Karton kommt oft aus dem europäischen Ausland. Zudem stöhnen sie über eine Erhöhung der Alkoholsteuer. Die sei jetzt schon dreizehn Mal höher als in Deutschland, heißt es. Angesichts einer steigenden Inflationsrate und der Aussicht, nach dem Brexit schwieriger an qualifizierte Mitarbeiter zu kommen, blicken die britischen Brauereien bange in die Zukunft.

Das Marktforschungsinstitut Mintel geht davon aus, dass die Briten wegen der gestiegenen Preise in Zukunft ihr Bier häufiger zuhause trinken werden. Überfüllte Pubs am Donnerstag könnten dann vielleicht der Vergangenheit angehören.