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„Wir halten unsere Zusagen ein“

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Der Stahlkonzern ArcelorMittal wehrt sich gegen die Vorwürfe, Zusagen nicht eingehalten zu haben. In einem internen Argumentationspapier nimmt Mehrheitsaktionär und Vorstandsvorsitzender Lakshmi Mittal gegen die Vorwürfe aus Frankreich Stellung. Das Papier liegt der Redaktion vor.

Wir halten unsere Zusagen ein“, heißt es in dem Papier. „Als wir 2006 Florange übernommen haben, haben wir der französischen Regierung unseren Industrieplan für Frankreich vorgestellt. Darin hatten wir beschrieben, dass wir den Plan ‹Apollo› von Arcelor durchführen würden.“

Der Plan sah zahlreiche Schließungen von Anlagen in Europa vor. Der letzte Hochofen in Florange sollte 2010 ausgeblasen werden, wird in dem Papier argumentiert. In einer regionalen Vereinbarung habe ArcelorMittal, so heißt es weiter, zugesichert, die Hochöfen in Florange über 2010 so lange weiter zu betreiben, wie die Konjunktur das zulassen würde. Dieses Engagement, so heißt es in der Vereinbarung, gelte nur so lange, „wie die wirtschaftlichen Perspektiven auf mittlere oder lange Zeit positiv aussehen“.

Seit 2008 nicht mehr der Fall

Dieses sei seit 2008 nicht mehr der Fall. In einer Mitteilung vom 31. Oktober 2012 habe er den Mitarbeitern geschrieben, dass die Weltwirtschaft erhebliche Veränderungen erlebe. Das bedinge, dass die Beibehaltung der Hochöfen in Florange nicht mehr zu rechtfertigen sei.

Mit anderen Worten: ArcelorMittal wendete mit dem beabsichtigten Ausblasen der Hochöfen die Abmachungen mit der französischen Regierung und mit der Region Lothringen aus dem Jahre 2006 an. „Es handelt sich hier sicher um eine schwierige Situation für die Mitarbeiter. Aber es stimmt nicht, dass wir unsere Zusagen nicht eingehalten haben“, heißt es in der Argumentation, die gestern unter den Mitarbeitern zirkulierte.

Gewerkschaften bleiben auf der Hut

Der Konzernchef weist darauf hin, dass ArcelorMittal der französischen Regierung zwei Monate Zeit gegeben habe, Käufer für die Hochöfen zu suchen. Das Unternehmen habe der Regierung die Zusage gegeben, Kaufangebote für die Hochöfen zu akzeptieren. ArcelorMittal habe bis gestern kein Angebot erhalten.

Als das Schlussdatum nahte, hat sich die Regierung einem starken Druck der Gewerkschaften ausgesetzt gesehen, die die Hochöfen in Betrieb halten wollten. Die Regierung hat daher unter diesem Druck begonnen, nach anderen Lösungen zu suchen und dabei den Verkauf der gesamten Anlage ins Spiel gebracht und sogar eine Nationalisierung diskutiert.
Aus dem Papier geht hervor, dass der Stahlkonzern nicht an eine Nationalisierung geglaubt hat. Insbesondere die internationale Presse, die sich fragte, welche Botschaft Frankreich an die internationale Geschäftswelt senden wolle, sei in diesem Zusammenhang nicht unwesentlich gewesen.

«Individuelle Lösung»

Auch habe die „geschäftsschädigende Sprache“ die internationale Aufmerksamkeit auf Frankreich gelenkt.
Die Vereinbarung mit der französischen Regierung sieht vor: „Wir halten die Hochöfen provisorisch an und konservieren sie für die Dauer von sechs Jahren. Wir bewahren die Weißblechherstellung für die Dauer von fünf Jahren. Es wird keinen Sozialplan geben. Für die Schließung der Hochöfen wird es mit jedem Mitarbeiter eine individuelle Lösung unter sozialen Gesichtspunkten geben!“

Florange, so heißt es weiter in dem Argumentationspapier, werde weiterhin hochqualitativen Stahl herstellen. Mittal dankt in dem Papier den Mitarbeitern, die sich in den vergangenen Monaten ohne Aufsehen an ihren Arbeitsplatz begeben und gute Arbeit geleistet hätten.
Die Gewerkschaft CFDT mit ihrem Sekretär Edouard Martin hat die Argumente zurückgewiesen. Sie hat damit gedroht, das Stahlwerk Florange zu besetzen, wenn sich herausstellen sollte, dass Mittal seine Zusagen nicht einhält.