Blessing hatte die Bank mitten in der Finanzkrise des Jahres 2008 übernommen und musste auch mitten in der Finanzkrise die Übernahme der Dresdner durchführen, die von seinem Vorgänger Klaus-Peter Müller eingefädelt worden war. Blessing musste dafür sein Investmentfondsgeschäft an die Allianz verkaufen und damit teilweise den Kaufpreis für die Dresdner Bank bezahlen. Dennoch hätte die Commerzbank die Finanzkrise nicht überstanden, wäre sie nicht mit 18 Milliarden Euro Steuergeldern gerettet worden. Die Bundesrepublik Deutschland ist heutzutage noch mit 16 Prozent am Kapital der Bank beteiligt.
Blessing hat die Bank durch das unruhige Wasser gesteuert. Der 52-Jährige hat sie in ruhiges Fahrwasser geführt. Am Montag veröffentlichte die Commerzbank ihr Ergebnis für das dritte Quartal und die neun Monate des Geschäftsjahres. Sie hat nach eigenen Angaben ihr Geschäftsergebnis auf 853 Millionen Euro gesteigert, 328 Millionen mehr als im vergangenen Jahr zum selben Zeitpunkt. Die Kernkapitalquote, die den Risikobereich abdeckt, ist von 10,5 auf 10,8 Prozent erhöht worden. International liegt die Commerzbank damit auf der Höhe des französischen Finanzinstitutes BNP Paribas. Und: Die Commerzbank hebt sich von der deutschen Bank ab, die nun in unruhigem Wasser fährt, restrukturiert wird und einen Verlust von sechs Milliarden Euro ausweist. Der jetzige Chef der Deutschen Bank, Cryan, bezeichnet das Institut, für das er die Verantwortung trägt, als einen „Trümmerhaufen“.
Ruhe war eingekehrt
Davon kann bei der Commerzbank nicht die Rede sein. Ruhe war eingekehrt. Mit Ausnahme sympathieweckender Fernsehwerbung machte sie nicht mehr von sich reden. Blessing hat im dritten Quartal die Risikovorsorge mit 146 Millionen Euro gegenüber 2014 mehr als halbiert. Auf die ersten neun Monate 2015 bezogen, liegt sie mit 584 Millionen um ein Drittel niedriger als im selben Zeitraum 2014. Nach jetzigem Stand, teilt die Bank mit, werde sie eine Dividende von 20 Cent pro Aktie zahlen.
Die Mitteilung, dass Blessing im Oktober 2016 seinen Vertrag auslaufen lässt, trifft mit den Bilanzzahlen zusammen, die erkennen lassen, dass der Chef der Bank seinen Job im wesentlichen erledigt hat.
Der Aufsichtsrat der Commerzbank hatte Blessing eine Verlängerung seines Vertrages angeboten. Das Angebot ehre ihn, hatte er geantwortet. Aber er wolle es nicht annehmen. Er wolle noch einmal „etwas Anderes“ machen. Die Blessings sind über Generationen eine Bankiersfamilie. Großvater Karl Blessing war einst Präsident der Deutschen Bundesbank. Vater Werner Blessing war Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, Martin Blessing ist Vorstandsvorsitzender der Commerzbank und seine Frau arbeitet bei der US-Bank JP Morgan. „Seine“ Bank sieht Martin Blessing auf einem guten Weg. Die Bank habe die großen Herausforderungen bewältigt. „Der Weg zurück zu einer nachhaltig erfolgreichen Bank ist klar erkennbar“, heißt es in einer Mitteilung.
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