Es begann alles mit einem Webstuhl. Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt der Japaner Sakichi Toyoda einen automatisierten Webstuhl und legt damit zunächst den Grundstein für die Massenproduktion im Textilgeschäft. Als der Inhaber der Webstuhlfabrik Toyoda Automatic Loom Inc dann auch noch einen Mechanismus erfand, der die Maschine stoppte, wenn ein Faden riss, legte er das Fundament für das legendäre Toyota-Produktionssystem. Das neue Gerät konnte sich mit der britischen Konkurrenz messen, weil es länger hielt, leichter zu bedienen und vor allem billiger war.
Früh erkannte Toyoda die künftige Bedeutung des Automobils. Sein Sohn Kiichiro Toyoda begann zunächst mit einem kleinen Team an der Entwicklung eines eigenen Motorenkonzepts. 1935 entstand die erste Maschine, die zur Produktion des ersten Automodells A-1 und des GG Trucks diente. Am 28. August 1937 hob Kiichiro dann offiziell die Toyota Motor Corporation aus der Taufe – der Beginn des Aufstiegs zu einem der größten und erfolgreichsten Autokonzerne der Welt.
Aus Toyoda wurde Toyota
Anstelle des Familiennamens Toyoda entschied man sich für den Namen Toyota, was die Aussprache vereinfachen und den Beginn eines neuen Abschnitts in der Firmengeschichte zum Ausdruck bringen sollte. Zudem schreibt sich Toyota im Silbenalphabet Katakana mit acht Strichen, eine Zahl, die in Japan als Glückszahl gilt. Doch es war nicht allein Glück, das Toyota zum Erfolg führte. Toyodas Philosophie verlangte, nur die besten Materialien zu verwenden, genauestens auf sorgfältige Verarbeitung zu achten und die Produktionssysteme ständig zu verbessern.
Bis in die 60er Jahre hatte die dominierende amerikanische Autoindustrie die wachsende Konkurrenz aus Asien unterschätzt. In den 80er Jahren begannen dann nicht nur amerikanische Unternehmen, sondern auch europäische, die Methoden von Toyota zu übernehmen. 2008 überholte Toyota General Motors (GM) als weltgrößter Autobauer. Toyota wurde zum Maß aller Dinge – nicht von ungefähr: Hohe Innovation, «kaizen», die Philosophie der «ewigen Veränderung», Effizienz und Kostenabbau, Just-in-time-Produktion.
Langfristiges Denken
Als wichtigste Stärke Toyotas gilt aber langfristig zu denken: 1995 entschied Toyota, mit dem Prius das erste massenhaft produzierte Hybridauto der Welt zu bauen – zu einer Zeit, als in den USA Benzin billiger war als Trinkwasser in Flaschen. Der Prius wurde ein Riesenerfolg. Und doch ist auch Toyota nicht vor Rückschlägen gefeit: Nach jahrelanger weltweiter Expansion fuhr Toyota angesichts eines globalen Absatzeinbruches in der Folge der Finanzkrise 2009 erstmals einen operativen Verlust ein. Zudem versetzte ein beispielloses Debakel mit Millionen von Rückrufen Toyota vor allem auf dem wichtigen amerikanischen Markt ein heftigen Schlag. Das Image war angeschlagen.
Damit nicht genug: Am 11. März 2011 schlug der verheerende Tsunami in Japan zu und brachte die Autoproduktion zeitweise komplett zum Erliegen. Doch Toyota kämpfte sich zurück an die Weltspitze. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres verbuchte Toyota den höchsten Quartalsgewinn seit vier Jahren. Mit 2,27 Millionen Autos verkaufte Toyota nahezu doppelt so viele Autos wie im Vorjahr. In den ersten sechs Monaten 2012 waren die Japaner beim weltweiten Absatz wieder an GM und VW vorbeigezogen.
VW selbst hat sich zum Ziel gesetzt, bis spätestens zum Jahr 2018 beide Rivalen zu überholen und zum weltweiten Branchenprimus aufzusteigen. Gerade die Deutschen gelten in Japan nun als größte Rivalen für den Branchenprimus. Das Wirtschaftsblatt «Nikkei» rief dieser Tage das Zeitalter der «Big 2» aus: VW und Toyota.
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