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Versandhändler Neckermann vor dem Aus

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Neckermann ist vor dem Ende. Hoffnungen setzen die Beschäftigten noch auf den letzten nicht abgesprungenen Investor. Die Abwicklung des Traditionsunternehmens muss aber dennoch beginnen.

Die Überlebenschancen für den insolventen Versandhändler Neckermann werden immer geringer. Noch liefen zwar Gespräche mit einem Investor, doch aus rechtlichen Gründen setzte Neckermann.de am Mittwoch seine Abwicklung zum 1. Oktober im Gang. Den meisten der rund 2400 Beschäftigten droht damit in der kommenden Woche die Arbeitslosigkeit.

Informiert wurden sie darüber in einer Betriebsversammlung. Hintergrund ist, dass das Insolvenzgeld für ihre Löhne und Gehälter nur noch für diesen Monat reicht. Das Traditionsunternehmen, das früher zum Handelskonzern Arcandor gehörte und in Neckermann.de umbenannt wurde, steckt seit einigen Jahren in der Krise.

Noch nicht das endgültige Aus

Der Schritt sei aus insolvenzrechtlichen Gründen notwendig gewesen und bedeute noch nicht das endgültige Aus für Neckermann, erklärte ein Sprecher der vorläufigen Insolvenzverwaltung.

«Die Abwicklung musste begonnen werden, damit sie rechtzeitig bei den Ämtern ankommt. Damit werden negative Folgen für die Beschäftigten etwa beim Arbeitslosengeld vermieden», sagte der Sprecher der Nachrichtenagentur dpa.

Bieter zogen sich zurück

Am Dienstag hatte sich ein anderes Bieterkonsortium zurückgezogen, berichteten die Insolvenzverwalter aus der Kanzlei CMS Hasche Sigle. Sie hätten sich letztlich nicht zu einem Einstieg entschließen können.

Über den letzten von ursprünglich mehr als 200 Kandidaten verbliebenen Investor wurde zunächst nichts bekannt. «Wir lassen nichts unversucht. Bis zum Schluss kämpfen und hoffen wir – besonders für die Mitarbeiter», erklärte der vorläufige Insolvenzverwalter Joachim Kühne in einer Mitteilung.

Unfähig, die Löhne zu zahlen

Zum 1. Oktober läuft das von der Arbeitsagentur über drei Monate gezahlte Insolvenzgeld an die Mitarbeiter aus. Aus eigener Kraft kann Neckermann nach dem Ausstieg des US-Investors Sun Capital die Löhne und Gehälter der Beschäftigten nicht zahlen.

Die Arbeitsagentur hat bereits die Beschäftigten informiert und erfasst. Über eine Jobbörse sollen sie Angebote erhalten. Einige haben bereits neue Anstellungen gefunden. Auch die rund 50 Auszubildenden sind bereits in anderen Betrieben untergebracht.

820 Angestellte

Von der Entscheidung sind die Teilgesellschaften Neckermann.de GmbH, die Neckermann Logistik GmbH und die Neckermann.Contact Heideloh GmbH in Sachsen-Anhalt betroffen. Das Ende der Logistik-Sparte mit rund 820 Beschäftigten zeichnete sich schon länger ab.

Am Wochenende war die in einem getrennten Insolvenzverfahren geführte Übergrößen-Tochter Happy Size an den Konkurrenten Klingel aus Pforzheim verkauft worden, der möglichst viele der rund 80 Arbeitsplätze in Frankfurt erhalten wollte.