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Schlechter Start für Unicredit-Kapitalerhöhung

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Um eine Milliarden-Lücke in der Bilanz zu schließen, will Unicredit eine Kapitalerhöhung stemmen. Die Italiener sind fest entschlossen und nehmen einen hohen Kursabschlag in Kauf. Die Talfahrt an der Börse geht weiter.

Die italienische Großbank Unicredit will mitten in Krisenzeiten eine riesige Kapitalerhöhung erzwingen, ist dabei am Montag aber ausgesprochen schlecht gestartet. Der bereits in der vergangenen Woche einsetzende erhebliche Kursverfall der Aktie der Mailänder Bank setzte sich am ersten Tag der Rekapitalisierung fort: Die Aktie sackte zeitweise um bis zu 12 Prozent ab, die Bezugsrechte um 31 Prozent. Wegen des schnellen Kursrutsches wurden beide Papiere vorrübergehend ausgesetzt, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete.

Ein telefonierender Passant geht in Florenz an einer Filiale der UniCredit Filiale vorbei. Die italienische Großbank hat bei ihrer dringend benötigten Milliarden-Kapitalspritze massive Probleme und will neue Investoren nun mit billigeren Aktien locken.

Der Kursverfall bei dem Mutterunternehmen der HypoVereinsbank hatte Mitte der vergangenen Woche eingesetzt, als Unicredit bekanntgab, die benötigte Milliarden-Kapitalspritze von 7,5 Milliarden Euro angesichts der schwierigen Lage mit hohem Kursabschlag bewältigen zu wollen. Die Titel brachen innerhalb von drei Tagen um 38 Prozent ein. Eine Tendenz, die sich am Montag fortsetzte und der Aktie der größten italienischen Bank somit jeden Tag ein neues Tief in der Geschichte des von Federico Ghizzoni geführten Mailänder Unternehmens einbrachte.

«Es musste getan werden»

Der Unicredit-Chef und auch Italiens Regierungschef Mario Monti machten noch gute Miene zu dem Trend um die größte Kapitalerhöhung einer italienischen Bank, die mit einem Abschlag von 43 Prozent angekündigt worden war. Nach der Rekapitalisierung werde seine Bank Branchenführer in Europa sein, «was Kapital und Liquidität angeht», sagte Ghizzoni Ende der vergangenen Woche. Monti meinte am Sonntag in einer TV-Sendung, ohne Unicredit beim Namen zu nennen: «Das war eine Sache, die getan werden musste. In einer Situation wie der jetzigen kann das jedoch Konsequenzen haben wie die, die wir gesehen haben.» Das sei temporär, Italiens Bankwesen solide, hatte er zuvor erklärt.

Die Unicredit-Altaktionäre können ihr Bezugsrecht noch bis zum 27. Januar ausüben. Sollten nicht alle neuen Aktien über den Tisch gehen, müssen die mit dem Verkauf beauftragten Investmentbanken die Papiere platzieren oder aber selbst zeichnen. Zeitungen wie der römische «Il Messaggero» nannten den Börsenrutsch jetzt rational nicht zu erklären und in diesem Ausmaß also unerwartet. Möglich sei es, dass einige Investoren – wie öfter während einer solchen Kapitalaktion – ihre Aktien verkauften, um sich für das Geschäft bei niedrigeren Werten neu zu positionieren. Italiens Börsenaufsicht Consob untersuche, ob es zu «orchestrierten Manövern» mit Regelverletzungen gekommen sei.

Unicredit braucht die geplante Kapitalerhöhung, um die von der europäischen Bankenaufsicht EBA festgestellte Lücke in der Bilanz zu schließen. Mit der europäischen Schuldenkrise seit Mitte 2011 kam es für den einstigen Gewinner der Branche besonders heftig. Da Unicredit sehr viele italienische Staatsanleihen in den Büchern hat, hatte die EBA Anfang Dezember eine Kapitallücke von nahezu acht Milliarden Euro bei den Italienern festgestellt. Die italienische Großbank ist seit 1971 auf dem luxemburgischen Bankplatz aktiv. Ungefähr 190 Personen arbeiten im Großherzogtum für das Finanzinstitut.