Wie Bloomberg-Daten zeigen, sind Europas Banken im laufenden Jahr sechs Mal so schnell beim Abbau von Stellen wie ihre US-Konkurrenten.
Zuvor hatten bereits die britischen Banken HSBC Holdings Plc, Barclays Plc und Royal Bank of Scotland Group Plc (RBS) erklärt, 30.000, 3.000 beziehungsweise 2.000 Stellen zu streichen.
Credit Suisse Group AG hatte am 28. Juli mit der Ankündigung, 2.000 Stellen abzubauen, die jüngste Kündigungswelle in der Branche in Europa eingeläutet.
«Ein Blutbad»
„Es ist ein Blutbad. Ich gehe davon aus, dass sich die Lage verschlechtert, bevor es besser wird“, sagt Jonathan Evans, Vorsitzender der Personalberatung Sammons Associates in London.
Er beobachte nicht, dass diejenigen, die ihren Job verloren haben, rasch wieder eine Stelle finden.
Egal, wie gut jemand sei, niemand wolle von Einstellungen sprechen. Das Leben werde in den nächsten zwei, drei Jahren sehr schwierig sein, ergänzte Evans. Der 46 Finanzfirmen umfassende Bloomberg Europe Banks and Financial Services Index hat seit Jahresbeginn 31 Prozent nachgegeben.
Sinkende Erträge als Grund
In erster Linie sind die Stellenstreichungen sinkenden Erträgen im Investmentbanking zuzuschreiben.
Die beiden größten Schweizer Banken UBS und Credit Suisse berichteten für das zweite Quartal einen Gewinnrückgang im Investmentbankengeschäft von 71 Prozent.
In der Wertpapiersparte von RBS sanken die Erlöse im gleichen Zeitraum um 35 Prozent, die Investmentbankensparte Barclays Capital verzeichnete beim Vorsteuergewinn ein Minus von 27 Prozent.
So wie 2008
Europas Banken bauen Stellen in einem Tempo ab, wie es zuletzt nach dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers Holdings Inc. 2008 zu beobachten war.
Im laufenden Jahr hat der Sektor in Europa bislang 67.000 Stellenstreichungen angekündigt. Das belegen Bloomberg Daten. Davon entfallen allein auf britische Banken rund 50.000 Arbeitsplätze. Zum Vergleich: US-Banken haben seit Jahresanfang 10.500 Stellen gestrichen.
Auch die zunehmende Regulierung der Branche und damit einhergehende Kosten belasten. Einem Bericht der Beratungsgesellschaft KPMG LLP vom 17. August zufolge werden Banken weiter gezwungen sein, Kosten zu senken, da es ihnen schwer falle, die Einnahmen zu steigern.
«Fundamentale Umstrukturierung»
„Wir sehen eine fundamentale Umstrukturierung im Bankensektor”, sagt David Sayer, weltweiter Leiter Banken-Privatkundengeschäft bei KPMG in London.
„Die Banken müssen erheblich mehr Kapital vorhalten und mehr davon in liquiden Mitteln.“ Das bringe keine Erträge und bedeute, dass es teurer wird, Geschäfte zu tätigen. (Bloomberg)
Zu Demaart
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