Insgesamt geht die KBL mit einer guten Portion Optimismus ins Jahr 2015. Weltweit rechnet sie mit einer weiteren Erholung beim Wirtschaftswachstum.
Einer der bestimmenden Faktoren für Menschen, die Geld zum Anlegen haben, sei die hohe Verschuldung der Industriestaaten. «Praktisch alle entwickelten Industriestaaten haben eine Verschuldungsquote von über 80 Prozent», so Stefan Van Geyt, Chefvolkswirt der KBL. Dabei sieht er mehrere Möglichkeiten, um diese Verschuldung zu senken: Die Staaten könnten sich als pleite erklären, die Zentralbanken könnten mehr Inflation schaffen (siehe nebenstehenden Kasten) oder der Euro könnte abgewertet werden.
Die Konsequenzen für den Sparer sind jedenfalls klar: Es wird ihm nichts geschenkt. «Seit 2009 werden die Zinsen von der Inflation aufgefressen», so Stefan Van Geyt. «Und das wird noch weitergehen. Es wird noch einige Jahre dauern, ehe das Schuldenproblem gelöst ist.»
Schutz vor Inflation gesucht
Demnach müsse der Sparer im kommenden Jahr Anlagemöglichkeiten finden, die ihn vor der Inflation schützen, so der Chefvolkswirt. Wie die große Mehrheit der anderen Banken rät auch die KBL ihren Kunden, auf Aktien zu setzen. Vor allem Anteilscheine von Unternehmen aus den USA und aus Japan seien interessant, glaubt die KBL. Trotz der Kurssteigerungen der letzen Monate sei die Bewertung der Anteilsscheine immer noch angemessen. Wegen der anhaltend niedrigen Zinsen rät die Bank ihren Kunden vom Kauf von Staatsanleihen ab.
Die USA würden 2015 nämlich wieder «Motor der Weltwirtschaft» sein, meint Stefan Van Geyt. Man rechne mit einem Wachstum von etwas über drei Prozent. Eine ganze Reihe von Faktoren würden die Wirtschaft der USA unterstützen: So war «2014 das beste Jahr seit 1999, was das Schaffen neuer Arbeitsplätze angeht», erläutert Van Geyt.
Zudem hätten rund die Hälfte aller produzierenden Betriebe in den USA Pläne, um Jobs aus China und anderen Weltregionen in die USA zurückzubringen. Immerhin seien die Produktionskosten in den USA heute 20 Prozent günstiger als in Brasilien oder in Frankreich – und nur noch fünf Prozent teurer als in China.
Unterstützung erhält die US-Volkswirtschaft dabei von der Energierevolution (Schiefergaz), die die Preise weltweit (aber vor allem in den USA) purzeln lässt. «2015 werden die USA größter Energieproduzent – noch vor Saudi-Arabien – werden.»
Keine echte Deflation in Sicht
Für die japanische Volkswirtschaft ist die KBL nicht so zuversichtlich wie für die USA. Dennoch seien die japanischen Aktien aus mehreren Gründen interessant: Die Zentralbank pumpe weiter viel neues Geld in den Markt, die geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer wurde nach hinten verschoben; die Unternehmen sitzen auf überdurchschnittlich viel Bargeld; und der japanische Pensionsfonds will mehr Aktien kaufen.
Für Europas Wirtschaft rechnet die KBL mit einem leichten Anziehen der Konjunktur. «Die Verbesserung geht weiter.» Die Eurozone soll um 1,2 Prozent wachsen, so die Überzeugung. Angetrieben werden soll das Wachstum in Europa von den ehemaligen Problemstaaten Irland und Spanien. «Die haben bereits strukturelle Anpassungen vorgenommen», so Van Geyt. Dass die Arbeitslosigkeit in Ländern wie Griechenland und Spanien mit sinken angefangen hat, sei dabei hilfreich.
Billiges Öl wirkt wie Konjunkturprogramm
Angst vor einer Deflation hat die KBL nicht. «Wir glauben nicht an eine Japanisierung Europas.» Dass die Inflation heute so niedrig ist, sieht die KBL als eine wirklich gute Sache. «Das ist gut für das Wachstum», so Lieven Jacobs, zuständig für Vermögensverwaltung bei der KBL in Luxemburg.
Dass die Inflation derzeit so niedrig ist, liegt an der Entwicklung der Ölpreise. Und «weltweit steigt die Leistung der Wirtschaft um 0,15 Prozent, sobald der Preis für ein Barrel Öl um zehn Dollar fällt.»
Da der Ölpreis in den letzten Monaten aber um rund 40 Dollar eingebrochen ist, rechnet Lieven Jacobs mit bis zu 0,5 Prozent mehr Wachstum in der Welt. «Allein in den USA wird jeder Haushalt so im Schnitt pro Jahr 1.000 Dollar mehr in der Tasche haben.» So würden in den USA aufs Jahr gerechnet 100 zusätzliche Milliarden für den Verbrauch «freigeschaltet».
Der US-Dollar wird weiter steigen
Des Weiteren unterstrich die KBL, dass der Ölpreis nicht wegen eines Mangels an Nachfrage eingebrochen ist, sondern wegen eines vergrößerten Angebots. Der Preiseinbruch bedeute also nicht, dass die Konjunktur eingebrochen ist. Dass einige rohstoffreiche Länder unter den eingebrochenen Preisen leiden, sei zwar nicht von der Hand zu weisen, so die KBL weiter. Die würden aber nur für 20 Prozent der Weltwirtschaft stehen – im Gegensatz zu 60 Prozent für die öl-importierenden Staaten (etwa EU, Indien, China).
Bei Devisen setzt die KBL auf einen weiteren Anstieg des US-Dollar. Hintergrund ist das stärkere Wachstum in den USA und die Vorstöße von Europas Zentralbank, um den Wert des Euro zu drücken. Außerhalb der USA «wollen die Zentralbanken devaluieren, um so etwas Wachstum zu importieren», so Van Geyt. Der Euro werde so lange weiter fallen, wie die Politik der EZB und der Fed sich in unterschiedliche Richtungen entwickeln. Und in Europa sieht es nicht nach einer baldigen Veränderung der Geldpolitik aus.
Auf Gold und auf Bargeld setzt die KBL 2015 nicht. Beim Gold rechnet sie mit stabilen Preisen – und für Bargeld gibt es nicht genügend Zinsen.
Zu Demaart
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