Rund ein Jahr nach der 7,2 Milliarden Dollar schweren Übernahme muss der weltgrößte Software-Konzern wegen des Umbaus des finnischen Handy-Pioniers hohe Abschreibungen verschmerzen. Diese führten im abgelaufenen Quartal zu einem Verlust von 3,2 Milliarden Dollar, dem höchsten in der Microsoft-Geschichte.
Der Fehlkauf zeigt, wie fieberhaft die Amerikaner nach einem neuen Verkaufsschlager suchen – bislang aber mit wenig Erfolg. Denn angesichts der Schwäche des einstigen Gewinngaranten Windows muss sich der Koloss neu positionieren.
Hoffnungen ruhen auf Windows 10
Bisher steht die Antwort von Firmenchef Satya Nadella allerdings aus, wie er noch auf den Siegeszug von Tablets und Smartphones aufspringen will. Die Hoffnungen liegen auf dem neuen Betriebssystem Windows 10, das in der nächsten Woche in den Handel kommt. Es soll besonders auf berührungsempfindliche Geräte ausgelegt sein. Nadella sagte am späten Dienstagabend, die Neuerung werde der Windows-Sparte wieder zu Wachstum verhelfen.
Für Microsoft sei ein erfolgreiches Debüt von Windows 10 unerlässlich, um überhaupt weiter eine Rolle im Markt für mobile Geräte zu spielen, warnte Analyst Daniel Ives von der Investmentbank FBR Capital Markets. Weiterer Hoffnungsträger ist das zukunftsträchtige Cloud-Geschäft, das allerdings von vielen Konzernen beackert wird.
Bei Anlegern überwog die Skepsis. In Frankfurt gaben Microsoft -Aktien am Mittwoch drei Prozent nach.
Nokia- Vom Hoffnungsträger zum Flop
«Es ist ein kühner Schritt in die Zukunft – ein Gewinn für die Mitarbeiter, die Aktionäre und die Kunden beider Unternehmen», hatte der damalige Microsoft-Chef Steve Ballmer im September 2013 bei der Ankündigung des Nokia-Deals noch gesagt.
Nun mussten die Amerikaner 7,6 Milliarden Dollar abschreiben. Zudem kündigte das Unternehmen an, 7800 Stellen in dem Bereich zu streichen. Die Erfolgsaussichten waren von Anfang an gering: Im Wettbewerb mit den iPhones von Apple und den Galaxy-Modellen von Samsung waren die Lumia-Geräte von Nokia schon vor der Übernahme heillos unterlegen. Zuletzt lag der Marktanteil der Smartphones lediglich bei etwa drei Prozent.
Aufräumarbeiten
Seit Februar 2014 führt Nadella nun die Geschicke des Konzerns, der an der Börse auf einen Wert von rund 380 Milliarden Dollar kommt. Und er will aufräumen. Um die Kosten zu senken, streicht Microsoft massiv Stellen – seit vergangenem Juli fast 26.000. Nadella versucht das Unternehmen stärker auf Software-Angebote und Cloud-Dienste auszurichten.
Teilweise gibt es auch schon Erfolge. Der Umsatz im Cloud-Geschäft mit Firmenkunden, zu dem Office 365 und Azure gehören, sprang im abgelaufenen Quartal um 96 Prozent in die Höhe. Office 365, das unter anderem die Online-Versionen von Word, Outlook und Excel sowie den 2011 für mehr als acht Milliarden Dollar übernommenen Online-Telefondienst Skype enthält, kam zuletzt auf 15,2 Millionen Abonnenten.
«Cloud» hart umkämpft
Der Wettbewerb in der Cloud – also der Kampf um Kunden, die ihre Daten und Software-Programme ins Internet auslagern wollen – ist hart. Neben Microsoft tummeln sich unter anderem Oracle, Amazon, IBM und SAP in dem Markt, der langfristig hohe Einnahmen verspricht. Bei SAP dämpften zuletzt Investitionen in Cloud-Produkte das Gewinnwachstum.
Bei Microsoft konnte das Plus mit Cloud-Angeboten die Einbrüche beim herkömmlichen Windows-Betriebssystem nicht ausgleichen. Der Umsatz ging insgesamt um fünf Prozent auf 22,18 Milliarden Dollar zurück.
Erfolg durch Integration von Spielen
Da immer weniger Computer verkauft werden, wird auch Windows seltener installiert – im vergangenen Quartal betrug das Minus mehr als ein Fünftel. Laut Finanzchefin Amy Hood soll die Integration der Suchmaschine Bing sowie von Spielen in Windows 10 nun das Ruder herumreißen.
Im vergangenen Jahr hatte der Xbox-Konzern Microsoft die Firma Mojang und damit den Erfinder von Minecraft für mehr als zwei Milliarden Dollar gekauft.
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