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Mehrgleisig in die Zukunft

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Es geht weiter bergauf für Märklin: Das Traditionsunternehmen will sich moderner und breiter aufstellen, ohne an Qualität einzubüßen. Die Kurve nach der Fast-Pleite ist genommen. Ein potenzieller Investor sieht gute Zukunftschancen.

Der Göppinger Modelleisenbahnhersteller Märklin stellt sich breiter auf. «Märklin ist natürlich die Kernmarke schlechthin, aber sie soll nicht mehr als Dachmarkenstrategie zu verstehen sein, sondern als Mehrmarkenstrategie», sagte Geschäftsführer Stefan Löbich der Nachrichtenagentur dpa. Das Traditionsunternehmen wolle seine anderen beiden Marken Trix (Gleichstrombahnen) und LGB (Outdoorbahnen) stärker hervorheben, um mehr Kunden zu gewinnen. Er habe großes Interesse daran, «dass die drei Marken mehr oder weniger gleichberechtigt nebeneinander stehen.»

Jede Marke soll ihre eigene Identität haben. Die neue strategische Ausrichtung bewähre sich bereits dieses Jahr, die Umsätze bei Trix und LGB lägen teilweise deutlich über dem Vorjahr, sagte Löbich. Die Wechselstrombahnen Märklins machen derzeit 80 Prozent der Umsatzes aus, die anderen beiden Marken zusammen 20 Prozent. Mitte November lag der Gesamtauftragseingang ebenfalls über Vorjahr. Märklin hatte 2009 die Kurve vor einer Fast-Pleite gekriegt. Das Unternehmen gehört seinen 1350 Gläubigern.

Optimismus

Zuletzt hat der Spielwarenbauer Simba-Dickie aus Fürth Interesse an einer Märklin-Übernahme angemeldet. Simba-Dickie-Chef Michael Sieber sagte dem Magazin «Spiegel» nun, die gesamte Modellbahnbranche habe es zwar «nicht leicht», für Märklin als Marktführer sehe es aber gut aus. Märklin stehe für Nachhaltigkeit und Qualität «und danach sehnen sich die Menschen».

Doch noch ist nicht entschieden, wer auf den Märklin-Zug aufspringt. Die Gespräche seien in einem frühen Stadium, heißt es. Löbich sagte: «Wenn es Unternehmen gibt, die an Märklin Interesse haben, dann können wir unsere Sache ja nicht so falsch gemacht haben.»

Neue Welten erkunden

Märklin will sich auch stärker im klassischen Spielwarenhandel positionieren. Das Einsteiger-Set «My World» (Batteriebahnen) ebnete 2011 Märklin, das zu seinem Kundenstamm vor allem ältere Erwachsene zählt, den Einstieg in eine neue Welt: in Kinderzimmer und Spielwarenabteilungen. «Wir werden da noch mal deutlich zulegen und fühlen uns da bestätigt», sagte Löbich. Märklin brachte in der kinderfreundlichen Serie zunächst einen «ICE» auf den Markt und verkaufte davon bisher 40 000 Stück, auch ein «Güterzug» ist im Programm. Der «My World»-Anteil am Umsatz werde etwa sechs Prozent betragen. «Das ist doch schon mal im zweiten Jahr eine tolle Entwicklung.»

Einen Zahn zu legt Märklin auch im Vertrieb mit dem sogenannten Junior-Verkaufsmodell. Das Unternehmen hat sich mit Auszubildenden personell verstärkt. Die angehenden technischen Vertriebsberater sind nicht so teuer für Märklin, stehen im Spielwarenhandel und kurbeln dort den Absatz an. Die Senior-Verkäufer betreuen beratungsintensive Produkte im Fachhandel. «Wir decken zum einen den Eisenbahnfachhandel und zum anderen auch die Spielware ab», sagte Löbich.