Die Schweizer Privatbank Julius Bär setzt auf Wachstum und übernimmt von der Bank-of-America-Tochter Merrill Lynch das Geschäft mit der Vermögensverwaltung außerhalb der USA. Der Kaufpreis entspricht mit 860 Millionen Franken (716 Mio Euro) 1,2 Prozent der transferierten Vermögen von voraussichtlich 57 bis zu 72 Milliarden Franken, teilten die Schweizer am Montag mit.
Am Aktienmarkt schien die Übernahme zunächst nicht gut anzukommen. Der Preis für eine Julius-Bär-Aktie ging an der Börse in Zürich zeitweise um mehr als drei Prozent zurück. Der Kaufpreis sei zwar als günstig beurteilt worden, hieß bei der Schweizerischen Depeschenagentur SDA. Er werde aber auch als Hinweis darauf verstanden, «dass die Rentabilität der übernommenen Geschäftsaktivitäten geringer als erwartet sein könnte».
Finanzierung durch Kapitalerhöhung
Zudem rechnet Julius Bär mit weiteren Kosten von rund 400 Millionen Franken. Die Bank will die Übernahme zum Teil über eine Kapitalerhöhung finanzieren. Der Kauf des «International Wealth Management»-Geschäfts (IWM) von Merrill Lynch erfolge vorbehaltlich der Genehmigung durch die Behörden und Aktionäre, teilte das Geldhaus weiter mit.
Die Übernahme werde die Geschäftsaktivitäten von Julius Bär in Europa sowie in Wachstumsmärkten in Asien, Lateinamerika und dem Mittleren Osten deutlich vergrößern, erklärte Daniel J. Sauter, Verwaltungsratspräsident der Bank. Die Arbeitsweise beider Geldhäuser sei sehr ähnlich. Im Zuge der Integration soll bei den übernommenen Einheiten der Markenname Merrill Lynch verschwinden und durch Julius Bär ersetzt werden.
Gewinne kommen später
Bis die Schweizer aus dem Erwerb wirklich Gewinn ziehen, dürfte noch einige Zeit vergehen: Die Transaktion werde voraussichtlich ab dem dritten vollen Jahr nach dem Abschluss positiv zum Ergebnis der Bär-Gruppe beitragen, heißt es in der Mitteilung. IWM verwalte derzeit Vermögen von 84 Milliarden Dollar (68,4 Mrd Euro) und verfüge über mehr als 2000 Mitarbeiter, unter ihnen rund 500 Finanzberater.
Das bei Julius Bär verwaltete Vermögen würde um etwa 40 Prozent auf 251 Milliarden Franken und der Umfang der Kundenvermögen insgesamt auf etwa 341 Milliarden ansteigen. Zwei Drittel der neuen Gelder kommen aus Schwellenländern, in denen die Schweizer damit ihre Stellung deutlich stärken.
Weniger abhängig vom Franken
Zugleich baut die Bank damit ihre Abhängigkeit vom Schweizer Franken sowie von Europa und Nordamerika ab. Dort war das Geschäft der Schweizer Banken zuletzt nach zahlreichen Steueraffären schwieriger geworden. «Diese Akquisition bringt uns in unserer Wachstumsstrategie einen großen Schritt weiter», sagte Vorstandschef Boris Collardi.
Julius Bär war zuletzt durch mehrere Übernahmen gewachsen. 2009 hatte die Bank die Vermögensverwaltung des niederländischen Finanzkonzerns ING gekauft. Die Schweizer beteiligten sich zudem mit 30 Prozent an einem brasilianischen Vermögensverwalter. Zudem kauften sie im vergangenen Jahr das Geschäft mit reichen Kunden der australischen Bank Macquarie in Asien.
Die Bank of America ist einer der Verlierer der Finanzkrise. Sie hatte sich mit der Übernahme der Investmentbank Merrill Lynch und des einst größten US-Immobilienfinanzierers Countrywide überhoben. Anschließend musste der Finanzkoloss vom Staat gerettet werden. Bis heute hinkt die Bank of America der Konkurrenz hinterher und befindet sich in einem tiefgreifenden Umbau. Zehntausende Stellen werden gestrichen und wenig profitable Sparten verkauft.
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