Trotz Eurokrise und Niedrigzins hat der Allianz-Konzern Umsatz und Gewinn überraschend deutlich gesteigert. Das Versicherungsgeschäft lief gut, das Fondsgeschäft sogar glänzend, und mit einem operativen Ergebnis von 4,7 Milliarden Euro hat Europas größter Versicherer im ersten Halbjahr bereits deutlich mehr als die Hälfte des angestrebten Jahresgewinns in der Tasche. Vorstandschef Michael Diekmann bekräftigte die Jahresprognose am Freitag, warnte aber auch vor Risiken.
«Unser operatives Geschäft ist stabil und bleibt auf Kurs», sagte Diekmann. Die Allianz sei auf gutem Weg zu einem Jahresergebnis von 7,7 bis 8,7 Milliarden Euro. Aber er werde darüber hinaus keine Erwartungen schüren. «Wir wissen nicht, was im zweiten Halbjahr auf uns zukommt» an Katastrophen oder auf den Finanzmärkten. Die Dürre in den USA und die Unwetter im Juli in Europa könnten nach seinen Angaben schon 200 Millionen Euro kosten.
Sorgenkind Lebensversicherung
Sorgen macht Diekmann auch die Lebensversicherung. Die Kunden müssten sich auf Dauer auf niedrigere Renditen einstellen. Schuld sei die Politik: Für sichere Staatsanleihen gebe es extrem niedrige Zinsen unterhalb der Inflationsrate. Deutschland und andere Staaten entledigten sich so ihrer Schulden, und «die Zeche zahlen die Sparer», kritisierte Diekmann. Diese große Umverteilung «wird sich rächen in einer alternden Gesellschaft, die zunehmend auf Erspartes angewiesen ist», warnte er. «Jeder ist betroffen von diesem Niedrigzins.» Die Märkte würden mit Geld geflutet, aber das Konzept zur Lösung der Eurokrise sei nicht in Sicht.
Im zweiten Quartal erhöhte die Allianz ihren Umsatz um 2,5 Prozent auf 25,2 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis legte um knapp 3 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro zu. Der Quartalsüberschuss stieg im Vergleich zum Vorjahr, als Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen den Gewinn verhagelt hatten, um 23 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Analysten hatten weniger gute Zahlen erwartet. Die Börse reagierte mit einem Kursanstieg.
Licht und Schatten
Im Kerngeschäft gab es Licht und Schatten – rundum glänzend lief es dagegen im Fondsgeschäft. Die wichtigste Säule, die Schaden- und Unfallversicherung, konnte ihre Beitragseinnahmen dank Preiserhöhungen und neuer Verträge zwar steigern. Aber für die Überschwemmungen in Thailand 2011 musste die Allianz 120 Millionen Euro zurückstellen. Versicherte Kreditausfälle nahmen zu. Das operative Ergebnis fiel um 16 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro.
In der Lebens- und Krankenversicherung war das Bild umgekehrt: Die Beitragseinnahmen sanken leicht, weil anlageorientierte Produkte in Europa nicht mehr so gefragt waren. Der Neugeschäftswert ging deutlich zurück. Aber das operative Ergebnis stieg wegen höherer Investmenterträge und niedrigerer Kosten um 21 Prozent auf 0,9 Milliarden Euro.
Vermögensverwaltung zufriedenstellend
«Mehr als zufrieden» zeigte sich Allianz-Vorstand Oliver Bäte weiterhin mit der Vermögensverwaltung – sie steigerte Umsatz und Gewinn erneut kräftig. Die von den Allianz-Fonds verwalteten Anlagen stiegen um 16 Prozent auf die enorme Summe von 1,7 Billionen Euro. Das operative Ergebnis kletterte um 20 Prozent auf 0,6 Milliarden Euro.
In der Schaden-Unfall-Versicherung in Europa ist Diekmann weiterhin auf Schnäppchenjagd. Übernahmen würden allmählich billiger. «Ich kann mir sehr gut weitere Zukäufe vorstellen», wenn sich eine Gelegenheit biete. Auch beim Vertrieb in der Lebensversicherung sowie auf Wachstumsmärkten habe die Allianz Appetit. Der Konzern hatte soeben in Frankreich und Belgien Sparten von der Konkurrenz übernommen.
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