Staatspräsident Francois Hollande hat in einer Mitteilung an die Präsidenten der Nationalversammlung und des Senates am Dienstag seine Ernennungsabsicht mitgeteilt. Christian Noyer, Präsident der Banque de France, wird am 6. Oktober 65 Jahre alt. Ende Oktober wird er Rentner. Es muss ein Nachfolger gefunden werden, der Ende Oktober das Präsidentenamt übernimmt. Der Präsident der Banque de France ist, wie der Gouverneur der luxemburgischen Zentralbank, Mitglied des Rates der Europäischen Zentralbank (EZB). Es galt also, ein Amt mit wichtiger europäischer Ausstrahlung zu besetzen. Staatspräsident Hollande hatte die Nachfolge frühzeitig vorbereitet. Er hatte Francois Villeroy de Galhau, stellvertretender Chef der BNP Paribas, aus der Bank herausgelockt.
Villeroy de Galhau, der in Frankreich als einer der „großen Staatsdiener“ gilt, hatte in der BNP Paribas weitgehende Entwicklungsaufgaben zu erfüllen. Er war zuständig für das Schaltergeschäft in der gesamten Gruppe und für das große Projekt der Digitalisierung des Bankgeschäfts. Unter anderem hat er aus Paris heraus den Luxemburger Camille Fohl beim Aufbau des deutschen Geschäfts in Deutschland unterstützt. BNP Paribas ist heutzutage in Deutschland eine der weiten Öffentlichkeit wenig bekannte, aber aus dem Finanzwesen nicht mehr wegzudenkende Bank. Die „Hello Bank“ ist die Internet Bank der BNP Paribas. Sie wurde in Deutschland lanciert. Während sie in Deutschland erfolgreich arbeitet, hat sie in Frankreich eher marginale Bedeutung.
Villeroy & Boch
Villeroy de Galhau ist Nachfahre des Mitbegründers des Konzerns Villeroy & Boch, Nicolas Villeroy. Seine Wurzeln liegen immer noch im saarländischen Wallerfangen, in dem seine Eltern wohnen. Der Bankier macht aus seinen französisch-deutsch-luxemburgischen Wurzeln keinen Hehl und hat europäische Wirtschafts- und Finanzpolitik in einem im November vergangenen Jahres erschienenen Buch beschrieben. Villeroy de Galhau hat über 30 Jahre hinweg als Chef der Wirtschafts- und Finanzverwaltung des Landes französische Politik beeinflusst. Unter anderem unter Wirtschafts- und Finanzminister Dominique Strauß Kahn.
An der definitiven Ernennung von Francois Villeroy de Galhau ist nicht zu zweifeln. Francois Hollande kann einen Mann ernennen, der Erfahrung sowohl bei den Staatsfinanzen als auch in der privaten Bankenwelt hat. Die frühzeitige herauslösung azus der BNP Paribas schafft auch die nötige Distanz zu seinem früheren Arbeitgeber. Staatspräsident Hollande dürfte seine europäische Erfahrung durch seine Familie und seine engen Verbindungen nach Deutschland als Vorteil gesehen haben.
Der richtige Zeitpunkt
Der Ausstieg aus dem Privatbankgeschäft kam für de Galhau zum richtigen Zeitpunkt. Der Skandal rund um die Embargo-Geschäfte der BNP Paribas hatte dort zwar seine Karriere befördert, sie aber auch an ein Ende geführt. Generaldirektor Jean Laurent Bonnafé ist 54 Jahre alt, de Galhau 56.
Im Amt des französischen Staatspräsidenten, genauso wie bei Premierminister Manuel Valls wusste man, dass Villeroy de Galhau stets ein guter Ratgeber und Verwaltungexperte für sozialistische Politiker gewesen ist. Im April 2015 warb Hollande den Bankier bei der BNP Paribas ab. Er sollte sich in der Regierung um die Finanzierung der Unternehmen kümmern und einen entsprechenden Bericht vorlegen. Man verstand in Frankreich, dass de Galhau im Staatsdienst geparkt wurde, um Nachfolger von Christian Noyer zu werden. Denn der Bericht, den er Ende August vorlegte, war eine klare Unterforderung für ihn. Er war ein Training zur Vorbereitung auf die Banque de France. Die jetzt erfolgte Mitteilung über die beabsichtigte Ernennung von Francois Villeroy de Galhau ist der Abschluss einer planvoll vollzogenen Amtsnachfolge.
Mehr zur Bank:
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können