Die offenbar bevorstehende Staatshilfe für die Bank des Autoherstellers Peugeot soll die Eigentümer auch einen Teil ihrer Macht bei dem französischen Konzern kosten. Im Gegenzug für die angestrebten Garantien über 5 bis 7 Milliarden Euro sollen zwei neue Vertreter in den Verwaltungsrat des Autokonzerns einziehen, berichten mehrere Informanten. Dabei soll einer der beiden neuen Vertreter von den Arbeitnehmern gestellt werden und den Einfluss der Belegschaft auf die Konzernführung verstärken. Der andere Vertreter solle «unabhängig» sein und den «Kontakt zur Regierung aufrechterhalten».
Im Gegenzug für den Machtverzicht würde die hauseigene Bank des Peugeot-Konzern die Kreditgarantien der Regierung erhalten. Das Finanzhaus würde dadurch kostengünstiger an Kredite kommen und Autokäufern besser bei der Finanzierung von Neuwagenkäufen helfen können.
Noch nicht einig
Einig sind sich die Verhandlungspartner aber noch nicht. Offen ist beispielsweise noch die Frage, ob die Garantien der Regierung nur für am Kapitalmarkt ausgegebene Verbindlichkeiten gelten sollen oder auch für Bankenkredite an den Finanzarm von Peugeot, wie ein Banker berichtet, der an den Verhandlungen beteiligt ist. Wenn es zu einer Einigung komme, sei diese aber innerhalb weniger Tage zu erwarten.
Die Gespräche über Staatsgarantien zeigen, in welch einer prekären Lage sich die PSA Peugeot Citroen SA befindet. Die Bank des Konzerns hat für sich betrachtet eine solide Bilanz. Das Finanzhaus leidet jedoch darunter, dass es zu dem kriselnden Autohersteller gehört. Dessen Bonität war jüngst herabgestuft worden, und dies macht es für die Bank des Konzerns sehr schwer, an kurzfristige Kredite zu kommen. Ohne solche Kredite kann sie den Autokäufern keine Finanzierung anbieten, und darunter kann wiederum der Absatz des Autoherstellers leiden.
Land beteiligt sich oft an Firmen
Regierungsvertreter im Verwaltungsrat sind in Frankreich nicht ungewöhnlich. Das Land beteiligt sich oft und gerne an heimischen Unternehmen und fordert dafür auch Einfluss auf die Unternehmenspolitik. Laut den Informanten wollte die Regierung auch bei Peugeot einen direkten Regierungsvertreter in den Verwaltungsrat entsenden. Dies wurde von dem Autokonzern jedoch mit der Begründung abgelehnt, dass der Staat keine Anteile an dem Unternehmen hält. Deshalb werde nun darüber verhandelt, einen unabhängigen Vertreter in das Führungsgremium zu entsenden, der aber Kontakt zur Regierung halte, hieß es.
Peugeot befindet sich in einer schwierigen Lage. Der Konzern verliert jeden Monat 200 Millionen Euro. Der französische Autohersteller wurde von der Absatzflaute besonders schwer getroffen, die in ganz Europa grassiert. Deshalb sollen bei Peugeot 8.000 Stellen gestrichen werden. Im Montagewerk Aulnay-sous-Bois nördlich von Paris sollen zudem 2014 die Lichter ausgehen. Diese Pläne hatten die scharfe Kritik der Regierung in Paris hervorgerufen. Ob Peugeot bei dem Erhalt von Staatsgarantien für seine Bank auf einen Teil der Einsparungen verzichten wird, ist derzeit noch unklar.
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