Die Parfümeriehändler haben derzeit Hochkonjunktur. In keinem Monat klingeln die Kassen stärker als im Dezember. Mitten im Weihnachtsgeschäft geht mit dem Handelskonzern Douglas jetzt auch der Marktführer in Deutschland und Europa selbst über den Ladentisch. Ein Finanzinvestor hat sich mit seinem 1,5 Milliarden Euro schweren Übernahmeangebot eine komfortable Mehrheit bei der Douglas Holding gesichert. Allerdings handelt es sich um einen reinen Zufall, dass der neue finanzstarke Eigner ausgerechnet Advent heißt. Er will das Wachstum der Parfümeriekette Douglas und der ebenfalls zum Hagener Handelskonzern gehörenden Christ-Schmuckläden spürbar beschleunigen.
Wohin die Reise für die Parfümerien gehen könnte, sagte Advent- Geschäftsführer Ranjan Sen im Oktober in einem Interview. Bei der Auslandsexpansion wolle man sich auf aussichtsreiche Regionen konzentrieren. «Die Idee ist, möglichst mit 15 bis 20 Filialen in einem Markt zu wachsen. Nehmen Sie das Beispiel Türkei: Gemeinsam mit dem Douglas-Management gehen wir davon aus, dass das Unternehmen hier in Zukunft eine deutlich höhere Schlagzahl bei der Expansion erreichen wird», sagte er der «WirtschaftsWoche». Typischerweise finanzierten gekaufte Unternehmen Expansionen aus eigener Kraft. Bei Bedarf stelle Advent aber auch weiteres Kapital zur Verfügung.
«Schön» sein um jeden Preis
Für Düfte und Schönheitspflege geben die Deutschen von Jahr zu Jahr mehr Geld aus. Der Bundesverbandes Parfümerien erwartet, dass der Umsatz der 850 Firmen und 2700 Fachgeschäften zählenden Branche 2012 um zwei Prozent wächst. Gut die Hälfte des Branchenumsatzes von 2,8 Milliarden Euro (2011) entfielen auf Ketten und Warenhäuser. Etwas weniger als die Hälfte erzielten inhabergeführte Unternehmen.
Die Parfümerie Douglas ist in Europa bereits ein Branchenriese. Sie brachte es zuletzt allein in Deutschland mit 446 Läden und 6680 Mitarbeitern auf mehr als 990 Millionen Euro Umsatz. Im Ausland erlöste die Kette im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2011/2012 mit 744 Läden und 7600 Mitarbeitern rund 890 Millionen Euro. Außerhalb Deutschlands ist sie in 17 Ländern präsent. Um Expansion geht es nicht nur bei der Parfümeriekette, auch die Schmuckkette Christ soll neue Läden eröffnen. Allerdings ist Christ bisher nur in Deutschland aktiv. Deshalb geht es bei ihr um einen ersten Schritt ins Ausland. Parfümerien und Schmuck stehen für zwei Drittel des Konzernumsatzes.
Thalia sanieren bitte
Aus Sicht der Gewerkschaft Verdi darf sich der Finanzinvestor beim Handelskonzern Douglas nicht die Perlen heraussuchen. «Unser Ziel ist es, dass auch mit der Übernahme alle Unternehmen des Konzerns unter einem Dach erhalten bleiben», sagte ein Verdi-Sprecher. Man erwarte, dass die Sanierung der Buchhandelstochter Thalia «mit der notwendigen sozialen Verantwortung gegenüber den Beschäftigten fortgesetzt wird». «Wir nehmen Advent da beim Wort.» Advent hatte zusammen mit der an Bord bleibenden Douglas-Gründerfamilie Kreke schon erklärt, dass die Thalia-Sanierung vorangetrieben sowie die Ausrichtung der Modehäuser AppelrathCüpper und der Süßwarenkette Hussel fortgesetzt werde.
Allerdings gibt es auch keine Garantien für alle Zeit. Sen wies in der «WirtschaftsWoche» auch darauf hin, dass in der Konzernhistorie immer wieder neue Teile dazugekommen und andere abgegeben worden seien. Ähnlich hatte sich Konzernchef Henning Kreke geäußert, der seinen Handlungsspielraum behalten will und von einer Partnerschaft mit Advent auf Augenhöhe spricht. «Es herrscht Einvernehmen zwischen meiner Familie und Advent, die Douglas Gruppe auf Basis der bisherigen aktiven Portfolio-Strategie weiter zu entwickeln», sagte er im Interview der «Lebensmittel Zeitung» im Oktober auf die Frage, ob er an Thalia sowie den Sparten Textil und Süßwaren festhalte.
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