Finanzguru Buffett erhält sein Geld zurück

Der Siemens-Rivale General Electric fühlt sich drei Jahre nach dem Hochkochen der Finanzkrise stark genug, seine Schulden beim legendären US-Investor Warren Buffett zu begleichen. «Der Auftragseingang im zweiten Quartal und die sprudelnden Gewinne quer durchs ganze Unternehmen ermutigen uns», sagte Konzernchef Jeff Immelt am Freitag. «Wir sind optimistisch, was unsere Wachstumsperspektiven im zweiten Halbjahr und darüber hinaus angeht.»

Buffett war GE im Oktober 2008 – nur wenige Tage nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers – mit einer Finanzspritze von 3 Milliarden Dollar (2,1 Mrd Euro) beiseite gesprungen und hatte dafür im Gegenzug Vorzugsaktien erhalten. Schlitzohr Buffett sicherte sich eine Verzinsung von üppigen 10 Prozent. Mittlerweile läuft das Geschäft von GE aber wieder und der Mischkonzern will seine teuren Schulden loswerden. Im Oktober diesen Jahres sollen die Vorzugaktien eingestampft und Buffett ausgezahlt werden. Die GE-Aktie quittierte dies mit einem vorbörslichen Kursplus von 2 Prozent.

Schulden beglichen

Erst im März hatte die US-Investmentbank Goldman Sachs ihre 5 Milliarden Dollar Schulden bei Buffett beglichen. Der Altmeister hatte auch der Schweizer Rückversicherung Swiss Re großzügig Geld geliehen. Buffett war zu Zeiten der Finanzkrise einer der wenigen, die noch flüssig waren. Der 80-Jährige ist nach einer Auflistung des US-Magazins Forbes der drittreichste Mensch der Welt mit einem Vermögen von 50 Milliarden Dollar.

Buffetts hat seinen Reichtum über die Jahrzehnte mit klugen Investments angehäuft. Sein untrüglicher Riecher fürs Geldverdienen und seine kauzige Art haben ihm eine große Fangemeinde beschert, die ihn liebevoll das «Orakel von Omaha» nennt. Buffetts Vermögen liegt in der Investmentholding Berkshire Hathaway, die rund 80 eigene Tochterfirmen besitzt und obendrein große Aktienpakete an Konzernen wie Coca-Cola oder der Munic Re hält (der ehemaligen Münchener Rück).

Investment = Ritterschlag

Ein Investment von Buffett gilt als Ritterschlag in der Finanzwelt und löst nicht selten einen Ansturm anderer Investoren aus. General Electric war es mit Buffetts Rückendeckung gelungen, insgesamt rund 15 Milliarden Dollar an frischem Kapital einzusammeln. General Electric brauchte das Geld, weil dem Konzern seine Finanzsparte zum Verhängnis geworden war. Sie hatte beim Crash des US-Immobilienmarkts massive Verluste erlitten.

Nach einer Schrumpfkur und der Erholung der Wirtschaft ist die Sparte heute aber wieder eine der Perlen von GE. Insgesamt verdiente der Konzern im zweiten Quartal 22 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum und kam auf unterm Strich 3,7 Milliarden Dollar – die 75 Millionen Dollar Zinsen, die GE jedes Vierteljahr an Buffett überweisen muss, sind da schon abgezogen. Der Konzernumsatz sank durch die mehrheitliche Trennung von der Fernsehtochter NBC Universal um 4 Prozent auf 35,6 Milliarden Dollar.