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Ducati bald in deutscher Hand?

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Die rote Ducati hat viele Fans, das Motorrad aus Norditalien heimst im Sport viel Prestige und Preise ein. Nun wird ein neuer Besitzer für die Motorradschmiede gesucht. Kommt er aus Deutschland?

Es ist ein italienisches Aushängeschild auf zwei Rädern, hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich und begeistert ungebrochen die vielen Fans des Motorradsports. Von der im Bologneser Stadtteil Borgo Panigale entworfenen und gefertigten Ducati werden trotz der harten Konkurrenz aus Japan und Deutschland jährlich etwa 40 000 Stück verkauft. Loris Capirossi und Valentino Rossi machten mit ihren Siegen auf einer Ducati diese zu einer weltweit beneideten Marke. Doch Andrea Bonomi, der die Gruppe seit Jahren kontrolliert, will aussteigen und für eine Milliarde Euro seine Anteile verkaufen. Audi und auch andere Interessenten sollen nicht abgeneigt sein.

«Rot (die Leitfarbe der norditalienischen Gruppe) ist eine schöne Farbe, aber…», soll Volkswagen-Chef Martin Winterkorn auf Fragen nach einem Audi-Interesse an dem legendären italienischen Motorrad geantwortet haben. «Kein Kommentar», hieß es zu Spekulationen des Fachblattes «Motorcycle News», der von VW kontrollierte Hersteller von – in Italien geschätzten – Premiumautos habe bis Mitte April «exklusiv» Zeit für eine Entscheidung. «No comment» also von Audi und auch von Investindustrial, dem von Bonomi geführten Fonds. Den Kaufpreis für Ducati könnte Audi jedenfalls locker stemmen.

«Ducati, ein Audi auf zwei Rädern»

«Eine Ducati ist wie ein Audi auf zwei Rädern», so hatte Bonomi einmal gesagt. Audi war früher selbst mit seinen Marken DKW und NSU im Motorradbau aktiv. NSU war in den 1950er-Jahren der weltgrößte Motorrad-Hersteller. 1969 fusionierten die NSU Motorenwerke mit der Ingolstädter Auto Union GmbH (Audi, Horch, DKW, Wanderer). Nach dem Auslauf der Limousine NSU Ro 80 vor mehr als 30 Jahren nutzte Audi die Marke aber nicht mehr für Autos oder Motorräder.

Der angesehene Journalist und Autor Sergio Rizzo vom Mailänder «Corriere della Sera» sieht Ducati als eine planetare Ikone und «Ferrar der Motorräder». Wie auch immer, unter der Überschrift «Wo sind die Unternehmer?» geißelte Rizzo in einem Leitartikel seines rechtsliberalen Blattes das Schweigen und die Gleichgültigkeit, mit der die italienischen Industriebosse diese nun mögliche «Emigration» einer Marke der Hochtechnologie aufgenommen hätten: «Man kann einfach nicht glauben, dass in Italien niemand bereit steht, jetzt auf Ducati zu setzen», das Land habe wohl einfach noch einen «zu kurzen Blick».

Schon mal in US-Hand

Dabei war das 1926 von Adriano und Marcello Ducati gegründete Familienunternehmen, das mit dem Bau von Radioteilen begann, nicht immer in italienischer Hand. Nach dem Weltkrieg unter staatlicher Verwaltung, legte sich Ducati Anfang der 1980er Jahre wegen Geldengpässen mit dem Zweiradbauer Cagiva zusammen. Chefkonstrukteure waren Fabio Taglioni und Massimo Bordi. Und in dem Jahrzehnt vor der Jahrhundertwende ging die Marke dann in die Hände der «Heuschrecke» Texas Pacific Group. Erst 2005 kam die Investindustrial Andrea Bonimis ins Spiel: Ducati war wieder eine italienische Firma.

Das Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von etwa 500 Millionen Euro ist verschuldet, berichteten Medien. Und die Turiner «La Stampa» listete auf, warum «ein weiteres Juwel der italienischen Industrie Gefahr läuft, in ausländische Hände zu geraten»: Der Markt verzeihe eben nichts, die globale Konkurrenz verschärfe nur die Schwächen des Familienunternehmens, das noch auf der handwerklichen Intuition seines Firmengründers basiere: «Wenig Organisation und auch nur wenig Kapital für Innovationen und um der Herausforderung der japanischen und deutschen Kolosse (BMW) begegnen zu können.» Wer sich in Italien für Motorsport interessiert, blickt jetzt gespannt über die Landesgrenzen. Ein Audi auf zwei Rädern?