Der Grund dieser „technischen Rezession“ sei bekannt, sagte Bastien Larue, verantwortlich für die Konjunktur beim Statistik-Institut Statec. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer zum ersten Januar des Jahres 2015 hätte dazu geführt, dass sich viele Güter und Dienstleistungen verteuerten und die Haushalte große Anschaffungen, wie z.B. Automobile oder Haushaltsgeräte vorgezogen hätten und in den ersten zwei Trimestern des Jahres 2015 teuere Anschaffungen vermieden.
Höheres Wachstum als in den Nachbarländern
Trotz des schlechten Startes geht der Statec von einem Wirtschaftswachstum in einer Höhe von 3,2 Prozent für das gesamte Jahr 2015 aus. Damit ist das Institut weniger optimistisch als noch im Frühjahr, als man von 3,7 Prozent ausgegangen war aber optimistischer als die europäische Kommission (3,1 Prozent) und die OECD (3 Prozent).
Für das Jahr 2016 aber hält der Statec an der Frühjahrs-Prognose fest. Das Wachstum solle sich beschleunigen und sich auf einen Wert von 3,6 Prozent einpendeln.
Unter der Berücksichtigung der geopolitischen Risiken, die sich in Richtung Luxemburg verlagert hätten sei dieser Wert sehr positiv für das Land, so Serge Allegrezza dem Direktor des Institutes. „Der Impakt der Terroranschläge in Paris ist, im Moment, noch schwer einzuschätzen“, so der Direktor.
Der Terror hängt eng zusammen mit der Zunahme der Asylanträge in Europa. Der Flüchtlingsstrom wird Auswirkungen auf die Konjunktur des Landes haben, das sei sicher. Wie genau diese Aussehen werden sei aber, laut Ferdy Adam, „Conseiller économique 1re classe“ noch nicht zu beziffern. Wie viele Kriegsflüchtlinge nach Luxemburg kommen werden sowie deren Qualifikationen können nur geschätzt werden. „Im Januar 2016 werden wir dieses Thema näher betrachten“, so Adam.
Ein weiteres Risiko, das schwer einzuschätzen ist, sei die Entwicklung der VW-Abgas-Affäre. Ein bedeutender Teil der luxemburgischen Industrie ist von der Automobilindustrie abhängig. Wenn sich die Abgas-Affäre auf weitere Hersteller ausweiten würde hätte dies einen direkten Impakt auf die Industrieproduktion des Großherzogtums.
Erfreuliche Nachrichten vom Arbeitsmarkt
Nach unten korrigiert wurde auch der Ausblick auf die Inflation, die Erdölpreise entwickelten sich nicht so wie vorgesehen. Diese zogen die Verbraucherpreise weiter nach unten und diese befanden sich am Anfang des Jahres im negativen Bereich.
Wie zu erwarten, hatte die Mehrwertsteuererhöhung um zwei Prozentpunkte einen gegenteiligen Einfluss. Nach dem Inkrafttreten dieser Erhöhung bewegte sich auch das Preisniveau, also die Inflation nach oben und erreichte in der ersten Jahreshälfte wieder einen positiven Wert, ohne jedoch den von der Zentralbank als wünschenswert erachteten Wert von nahe zwei Prozent zu erreichen. Die niedrige Inflation ist dann auch der Grund weshalb die Auszahlung der nächsten Index-Tranche auf das zweite Trimester 2016 verlegt wurde.
Trotz dieser Nachricht über die sich viele Arbeitnehmer ärgern gibt es gute Nachrichten vom Arbeitsmarkt. „Die Arbeitslosenzahlen sind weiter rückläufig“, freute sich Bastien Larue. „Umso erfreulicher ist dies, weil der Anteil der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen an diesem Rückgang immer kleiner wurde.“
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