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Die neue Nummer zwei in Europa

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Das Geschäft ist perfekt. General Motors und Peugeot verkündeten am Montag in Paris die Gründung des zweitgrößten europäischen Automobilherstellers.

Der französische PSA-Konzern (Peugeot, Citroën, DS) kauft Opel. Das Finanzvolumen liegt bei 2,2 Milliarden Euro. Vier Monate lang hatten Peugeot und der US-Konzern miteinander verhandelt. Am vergangenen Freitag stimmte der Peugeot-Aufsichtsrat zu, am Montag traten die Finanzchefs von General Motors, Mary Barra, PSA-Chef Carlos Tavares und der Opel-Chef Karl Thomas Neumann vor die Presse in Paris und verkündeten den Abschluss der Verhandlungen.

Die Übernahme des Rüsselsheimer Herstellers Opel durch Peugeot hat einen Finanzrahmen von 2,2 Milliarden Euro. PSA zahlt für Opel 1,3 Milliarden Euro. Für die Opel-Bank geht Peugeot ein Joint Venture mit der größten europäischen Bank, BNP Paribas, ein. Die Opel-Bank wird für 900 Millionen Euro übernommen. BNP Paribas und Peugeot teilen sich den Kaufpreis. Jeder übernimmt eine Hälfte. Die BNP Paribas konsolidiert die Opel-Bank. Das heißt, sie übernimmt die industrielle Führung der Bank. BNP Paribas ist in Deutschland bereits stark vertreten, hat dort gerade die Internet-Banken DAB und Consors zusammengeführt.

Opel wird nicht «französisiert»

Mit der Führung der Opel-Bank tritt BNP Paribas – bisher nur im Unternehmensbereich vertreten – nun auch in den Bereich der Konsumfinanzierung ein. Der Verzicht auf die Führung der Bank zeigt, dass Peugeot Opel nicht «französisieren» will. «Es gibt Kunden, die keinen Peugeot kaufen wollen», sagte Peugeot-Chef Carlos Tavares, «denen wir aber ein deutsches Produkt anbieten wollen.» Letztendlich übernimmt Peugeot das Kapital für den günstigen Preis vom nur 0,8-fachen des Buchwertes und lässt Opel die Führung. Allerdings werden viele Vorgaben nicht mehr aus Detroit erfolgen, sondern zukünftig aus Paris. Carlos Tavares wurde nicht müde, zu betonen, dass Karl Thomas Neumann Opel bereits auf einen guten Weg gebracht habe. Wäre der Brexit mit den Währungsveränderungen nicht gewesen, hätte Opel im vergangenen Jahr bereits ein ausgeglichenes Resultat vorgelegt.

«Peugeot hat eine Firmen-Ethik», sagte Tavares. «Wir werden alle Verträge respektieren, die bei Opel zwischen dem Betriebsrat und der Firmenführung abgeschlossen wurden.» Tavares hat sich mit dem Opel-Betriebsrat getroffen und nach den Unterhaltungen die Qualität der Gespräche hervorgehoben. Fragen danach, welche der 19 Fabriken in Europa des neuen Konzerns wegen Doppelungen geschlossen würden, weicht Tavares 40 Minuten lang aus. Darum drehe es sich nicht, wiederholte er konstant. Es gehe «um Performance, um das Vertrauen der Mitarbeiter in die Firmenführung und der Firmenführung in die Mitarbeiter, auch um die Qualität der Produkte». Tatsächlich hat Tavares mit seinem Führungsstil in dem streikfreudigen Frankreich bisher jeden Streik bei Peugeot verhindern können. Er will den Konzern mit den Marken Peugeot, Citroën, DS und nun Opel als europäische Premium-Marke etablieren. Ein Peugeot 308 habe heutzutage dieselbe Qualität wie ein VW Golf, sagt er.

Nutzung von Opel-Patenten ungeklärt

Im technischen Bereich ist die Nutzung von Patenten nicht geklärt. Die Opel-Patente gehören dem US-Konzern. Wie PSA und Opel damit zukünftig umgehen werden, ist von beiden Konzernen nicht präzisiert. Für Peugeot muss besonders der Opel-Elektro-Antrieb interessant sein. Der von Opel entwickelte Ampera-e hat eine Reichweite von 500 Kilometern und übertrifft damit bisher bekannte Reichweiten der Branche. Auch der Opel-Brennstoffzellen-Antrieb, eine Alternative zum Elektroauto, hat für Peugeot Bedeutung.

Offen ist weiter die Frage, ob mit dem Kauf von Opel die bisher auferlegten Verbreitungsverbote weiter gelten. General Motors hatte Opel den amerikanischen Markt untersagt und Opel-Exporte in die USA unmöglich gemacht. Ein Zukunftsmarkt für Peugeot/Opel ist aber China. Der chinesische Konzern Dongfeng ist mit 14 Prozent an Peugeot beteiligt. China präzisiert derzeit Regen für Elektro-Autos. Ob aber General Motors Peugeot mit Opel-Elektro-Technik als Konkurrent auf den chinesischen Markt lassen wird, ist eine andere Frage.

An der Pariser Börse stieg der Kurs der Peugeot-Aktie bis zum Mittag um 2,62 Prozent an. Innerhalb der vergangenen Woche war er um zehn Prozent gestiegen. Seit Beginn des Jahres hat der Kurs der Peugeot-Aktie an der Pariser Börse um 23 Prozent zugelegt.