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Die Kunst des Nachahmens

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Wenn ein Fonds einen Index nachahmt und auch noch an der Börse gehandelt wird, dann geht die Rede von ETFs. Doch was verbirgt sich hinter diesen drei Buchstaben?

Wer in den letzten Monaten regelmäßig die Wirtschaftsnachrichten verfolgt hat, der ist höchstwahrscheinlich öfters über die drei Buchstaben ETF gestolpert. Das Akronym steht für Exchange-traded fund – zu deutsch börsengehandelter Fonds. Wenn von solchen Fonds die Rede ist, dann sind zumeist sogar börsengehandelte Indexfonds gemeint.

Am Anfang der Kette steht also ein Index – eine Liste von Wertpapieren, die nach bestimmten Regeln zusammengestellt ist. Der DAX etwa ist ein solcher Index und an der Luxemburgischen Börse gibt es den LuxX. Welche Wertpapiere zu welchen Anteilen in diesen Indizes stecken, ist klar geregelt.

Der „Verfolgerfehler“ – ein Qualitätsmerkmal

Der DAX etwa vereinigt die 30 größten und Umsatzstärksten Unternehmen, die an der Frankfurter Börse gelistet sind, in sich. Der Kurs und die Gewichtung der Werte des DAX werden einmal pro Sekunde neu berechnet. Die Zusammensetzung wird regelmäßig geprüft. Ein Indexfonds versucht einen solchen Index so gut wie möglich nachzuahmen, damit Anleger in diese Indizes investieren können. Das ist jedoch nicht immer zu 100 Prozent möglich, erklärt David Gardner.

Gardner ist Managing Director von iShares, dem Teil des Vermögensverwalters Black Rock, der sich um eben diese ETF kümmert.

Wichtiger Aspekt

Einen Index nachzubilden, ist schwieriger, als man denken mag, berichtet er. Ein wichtiger Aspekt ist der, dass ein Index Kosten nicht berücksichtigt. Der Portfoliomanager, der den ETF leitet, steht also vor dem Problem, den Index nachzubilden, aber mit anderen Bedingungen zu kämpfen zu haben. Er hat Unkosten zu tragen, wenn er Wertpapiere in seinen Fonds aufnehmen will, weil der Index sich verändert hat – Unternehmen wie iShares können bei den Kosten ihre Größe in die Waagschale werfen.

Ein weiterer Grund, warum Indexfonds nicht gleich Index ist, ist der, dass die Fonds nicht wie der Index sekündlich neu gewichtet werden. Es wäre falsch, zu glauben, ein Computer könne die Verwaltung eines ETF übernehmen, meint David Gardner. Den Unterschied zwischen den Kursverläufen des ETF und des Index misst der so genannte „Tracking Error“ also „Verfolgerfehler“, erklärt Gardner. An ihm könne man die Qualität eines Portfoliomanagers ausmachen. Einem guten Manager gelingt es, den Fehler so gering wie möglich zu halten.

Gardner legt Wert darauf, dass in seinem Hause für die Nachbildung – soweit möglich – das im Index gelistete Wertpapier benutzt wird. Denn auch mit Derivaten lässt sich ein Index nachbilden. Derivate sind Papiere, deren Kurs vom Kurs eines anderen Papiers abhängig ist, sich an ihm orientiert. Das bringe jedoch, so Gardner, ein weites Risiko ins Spiel.

Keine Arbeit für einen Rechner

Ohne Derivate trägt der Investor nur das Marktrisiko, erklärt Gardner: „Wenn der Index steigt, profitieren sie davon, wenn der Index fällt, verlieren sie auch.“ Eine Zwischenstufe, die Derivate darstellen, füge dem Ganzen ein zusätzliches Risiko hinzu. „An normalen Tagen – was auch immer heute noch normal heißen mag – funktioniert das gut“, so Gardner. „Aber an außergewöhnlichen kann der Partner, mit dem man das Derivategeschäft abgeschlossen hat, sich vom Markt zurückziehen oder einen höheren Zugangspreis verlangen.“ Er nimmt die Tsunami-Katastrophe in Japan Anfang dieses Jahres als Beispiel. Die „Physischen Werte“ – also die Aktien und Obligationen – wurden weiter gehandelt.

Der Handel mit Derivaten stoppte hingegen für einige Stunden, erinnert er sich. Gardner erlaubt sich kein Urteil darüber, ob seine Vorgehensweise besser oder schlechter ist. Er legt jedoch Wert darauf, dass seine Kunden den Unterschied kennen, bevor sie sich entscheiden.

Eine wichtige Eigenschaft der ETFs ist der Handel an der Börse. „Ein ETF wird gehandelt wie eine Aktie, verhält sich aber wie ein Indexfonds“, fasst Gardner zusammen.

Erleichterter Zugang

Der Börsenhandel macht es möglich, dass der Fonds sehr schnell gehandelt werden kann, und erleichtert den Zugang. „Jeder, der ein Depot hat, kann mit ETFs handeln, genau wie es institutionelle Investoren machen“, so Gardner.

Ein versierter Anleger könnte nun auf die Idee kommen, einen Index selbst nachbilden zu wollen. „Nehmen wir den Ftse100“, erklärt Gardender. Dieser Index listet die 100 größten und Umsatzstärksten Unternehmen der Londoner Börse. „Sie müssten an den Markt gehen und 100 Aktien kaufen. Das wäre sehr kostspielig.“ Für einen Anleger, so Gardner, werde der Kauf von ETFs bei einem Vermögensverwalter wie iShares, der über eine gewisse Größe verfügt, ganz einfach billiger.