Im Jahr 2015 wies die Deutsche Bundesbank noch einen Gewinn von 3,1 Milliarden Euro aus. Im vergangenen Jahr war es gerade noch eine Milliarde. Und: Die Überweisung in den Bundeshaushalt betrug nur noch 400 Millionen. Geradezu mager im Vergleich zu vergangenen Jahren. Wo liegt der Grund?
Er ist in der Politik der Europäischen Zentralbank zu finden. Niedrigzinspolitik und der Aufkauf von Anleihen aus dem Markt machen sich in der Bilanz der deutschen Bundesbank bemerkbar, die sich durch die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) völlig verändert hat. Die Bilanzsumme des größten Aktionärs der EZB beträgt mittlerweile 1,4 Billionen Euro.
Die Bundesbank besitzt sehr viele langfristige Vermögenswerte mit sehr niedrigen Zinsen. Es handelt sich dabei um Anleihen, mit niedrigen Zinssätzen, die sie am Markt kauft. Ein direkter Kauf von Staatsanleihen ist nicht gestattet. Das käme einer Staatsfinanzierung gleich, die den Zentralbanken untersagt ist. Steigen aber die Zinsen, was in absehbarer Zeit erfolgen wird, dann verlieren die Anleihen mit den geringeren Zinsen an Kurswert und stellen einen Verlust dar.
Staatsfinanzierung
Ein anderer Punkt der Gefahr für die zukünftige Bilanz liegt in der negativen Zinsstruktur. Banken, die Geld bei der Bundesbank – etwa über Nacht – parken, zahlen dafür 0,4 Prozent Zins an die Bundesbank. Verändert die EZB diese Politik, etwa in höhere Zinsen, dann muss die Bundesbank zahlen. Was derzeit noch eine Einnahme für die Bank ist, entwickelt sich dann zu einer Ausgabe.
Die deutsche Bundesbank, wie alle anderen Zentralbanken im Euro-System, sieht sich daher einer doppelten Gefahr im Falle höherer Zinsen ausgesetzt, die zu Verlusten führen kann. Der Grund liegt in dieser Veränderung der Struktur der Bilanz durch den Aufkauf von Anleihen.
Weidmann kritisiert EZB-Politik
Der Präsident der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, hat sich daher schon zu Beginn der neuen Politik des italienischen EZB-Präsidenten Mario Draghi gegen diese Politik ausgesprochen und tut das konsequent weiter.
Die Deutsche Bundesbank hat bisher 15,43 Milliarden Euro an Rückstellungen vorgenommen, um ein mögliches zukünftiges Verlustrisiko zu vermeiden. Anders ausgedrückt: Sie würde Verluste, die durch eine Veränderung der Geldpolitik entstehen würden, durch die Auflösung von Rückstellungen ausgleichen.
Das Risiko, dem die Deutsche Bundesbank vorzubeugen versucht, besteht für die normalen Banken ebenfalls. Auch sie, die Staatsanleihen und Unternehmensanleihen in ihren Beständen haben, müssen mit dem Risiko leben, dass durch Zinserhöhungen eines Tages ihr Anleihenbestand die Bank in die roten Zahlen führt.
Die Bundesbank rät den Finanzinstituten daher, ihr Kapital so zu strukturieren, dass sie dem Risiko, in die Verlustzone durch ihren Anleihenbestand zu geraten, im Fall der Fälle trotzen können. Die französische Großbank BNP Paribas verweist darauf, dass sie aus keinem Land mehr als zehn Prozent des Anleihebestandes hält. Das löst das Problem aber nicht, weil mit einer zu erwartenden Zinserhöhung das Problem für alle Anleihen aller Euroländer auftaucht.
Sowohl die Zentralbanken als auch die Banken in allen Euroländern kämen ohne entsprechende Vorsorge in Schwierigkeiten. Dasselbe gilt für Investmentfonds mit einem Schwerpunkt Anleihen, die bei Zinserhöhungen in die Verlustzone geraten können.
Zu Demaart
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