42 Prozent der befragten luxemburgischen Unternehmen gaben im Rahmen einer PwC-Studie an, in den vergangenen 24 Monaten Opfer von Wirtschaftskriminalität geworden zu sein. Die Dunkelziffer liegt noch höher. Experten gehen davon aus, dass jedes zehnte Delikt nur durch Zufall entdeckt wird.
Auf internationaler Ebene gibt es keinen Industriezweig, der von Wirtschaftskriminalität verschont bleibt. In Luxemburg ist die Finanzindustrie am häufigsten betroffen. Unter den weltweiten Delikten sticht vor allem die Veruntreuung von Vermögenswerten hervor. In zwei Drittel aller bekannten Fälle geht es um solche Angelegenheiten. Auf dem zweiten Platz, mit zunehmenden Trend, liegt die Cyberkriminalität. In 24 Prozent aller Fälle wurden Bestechungs- und Korruptionsfälle aufgedeckt.
Der Schaden geht in die Millionen. Bei vier Prozent der weltweiten Wirtschaftsdelikte lag die Schadenssumme jeweils zwischen 1 und 5 Millionen Dollar. Die Mehrheit, 39 Prozent, beklagte sich über Verluste in Höhe von 50.000 bis 1 Million Dollar. Doch die Kriminalität hat nicht nur Auswirkungen auf die Finanzen der Unternehmen, der gesamte Geschäftsbetrieb leidet darunter. 17 Prozent der betroffenen Luxemburger Unternehmen haben angegeben, dass die Geschäftsbeziehungen stark unter den Delikten litten. In 16 Prozent der Fälle litt zusätzlich die Motivation der Mitarbeiter.
Der «innere Feind»
Meistens waren es interne Akteure, die den Schaden verursachten. Der „innere Feind“, wie die Studie von PwC schreibt, sei in 46 Prozent der Fälle der Verursacher des Schadens, verglichen mit 41 Prozent der Verbrechen, die durch Außenstehende ausgeübt werden. Die Studie nennt auch die Aktionen, die von den Unternehmen ergriffen werden, wenn sich herausstellt, dass ein Mitarbeiter illegale Handlungen getätigt hatte. In 76 Prozent der Fälle werden die Schuldigen sofort entlassen. In nur 43 Prozent der Fälle werden die Strafverfolgungsbehörden eingeschaltet.
Nicht alle Wirtschaftsdelikte werden aufgedeckt. „Wenn man nicht weiß, was man nicht weiß“, so PwC, könnten Betrüger über Jahre unentdeckt ihre Opfer beklauen. Luxemburger Unternehmen hätten schon mehrere solcher Fälle erlebt. Beim „Bank in der Bank“-Szenario hätten Bankangestellte „eigene“ Konten für Kunden unterhalten, denen nicht aufgefallen wäre, dass diese Konten nur fingiert seien. „Unter diesen Umständen können solche Fälle über Jahre nicht aufgedeckt werden“, so die Studie.
Erstaunlich ist, dass 59 Prozent der hiesigen Unternehmen angaben, den lokalen Strafverfolgungsbehörden in Sachen Cybercrime nicht zu trauen. Mit diesem Prozentsatz reiht sich das Großherzogtum ein in Länder wie Nigeria oder Südafrika. Wenn ein möglicher krimineller Akt aufgedeckt wurde, sind die Firmen in Luxemburg auch weniger als andere geneigt, dies intern aufzuarbeiten. Der Königsweg in Luxemburg lautet also, die Aufarbeitung einem nichtstaatlichen externen Auditor zu übergeben.
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