VW-Chef Matthias Müller hat zum Start der wichtigsten US-Automesse um Verzeihung für die Abgas-Affäre gebeten – mit Spannung werden nun die genauen Umrüstpläne für betroffene Dieselwagen erwartet.
«Wir wissen, dass wir unsere Kunden, die zuständigen staatlichen Stellen und die allgemeine Öffentlichkeit hier in den USA sehr enttäuscht haben», sagte der Manager in der Nacht zum Montag in Detroit. «Ich bitte daher um Entschuldigung.»
Lösungsvorschläge
Nach Auskunft eines Konzernsprechers liegen den amerikanischen Behörden inzwischen Lösungsvorschläge für Autos mit manipulierten Abgaswerten vor. Zu Details wollte das Unternehmen noch nichts sagen. Volkswagen steht besonders in den USA vor großen Problemen.
Die Vereinigten Staaten haben Europas größten Autohersteller verklagt. Wegen Betrugs und Verstößen gegen Umweltgesetze drohen VW allein in diesem Verfahren Zahlungsforderungen von bis zu 45 Milliarden Dollar (rund 41,2 Mrd Euro).
600.000 Dieselfahrzeuge
In den USA sind fast 600.000 Dieselfahrzeuge des Konzerns mit verbotener Software unterwegs.
Am Donnerstag (14. Januar) steht eine wichtige Entscheidung der US-Aufseher zu Vorschlägen für eine Beseitigung der Betrugsprogramme an.
Auf VW könnten teure Nachbesserungen oder sogar Auto-Rückkäufe zukommen. «Es sind nicht nur unsere Autos, die wir reparieren müssen – es ist auch unsere Glaubwürdigkeit», sagte Müller am Vorabend der Detroiter Messe. Schon am Mittwoch trifft er sich zu Gesprächen mit der US-Umweltbehörde EPA und deren Leiterin Gina McCarthy.
Bild am Sonntag
Nach Informationen der «Bild am Sonntag» will Müller die technische Lösung bei dem Gespräch mit der EPA-Chefin erläutern. Dabei gehe es etwa um einen neu entwickelten Katalysator, mit dessen Einbau die Grenzwerte bei einem Großteil der betroffenen Wagen eingehalten werden sollen.
VW äußerte sich zunächst nicht zu Einzelheiten. «Das sind alles Spekulationen», hieß es aus Wolfsburg.
Bis zum Diesel-Skandal hatten die USA eine Schlüsselrolle gespielt beim Volkswagen-Ziel, bis 2018 vor Toyota weltgrößter Autobauer zu werden. Als Hauptgründe für die US-Schwäche gilt neben Lücken im Angebot auch mangelndes Verständnis für die Kundenwünsche.
Investitionspläne
Müller bekräftigte in Detroit, dass VW zu Investitionsplänen stehe. Über die bisher vorgesehene Summe von mehr als einer Milliarde Dollar für das Werk Chattanooga (Tennessee) hinaus sollten weitere 900 Millionen Dollar in die Produktion der Siebensitzer-Geländelimousine CrossBlue gesteckt werden.
Damit verbunden sei die Schaffung von rund 2000 neuen Jobs in den USA. Das neue SUV-Modell soll Ende 2016 kommen und auch helfen, VW-Pkw in diesem Markt profitabler zu machen.
Audi und Porsche
Der Konzern teilte mit, dass die Auslieferungen aller Marken 2015 auf etwa 600.000 Autos leicht zugelegt hätten. Im Gegensatz zur Hauptmarke entwickelt sich der US-Absatz von Audi oder Porsche gut.
Von den VW-Pkw wurde man aber nur 349 000 Exemplare los, vor allem Jetta und Passat. Das sind fünf Prozent weniger als im Vorjahr. Das Ziel, bis 2018 rund 800 000 Wagen abzusetzen, ist also weit entfernt.
New York Times
Die Kritik wegen des Diesel-Debakels in den USA ist massiv. In der vergangenen Woche warf das Justizministerium dem Konzern in der Klageschrift vor, auch bei der Aufarbeitung der Affäre zu täuschen.
Der New Yorker Bundesanwalt Eric Schneiderman sagte der «New York Times»: «Unsere Geduld geht zu Ende.» So weigere sich VW unter Berufung auf deutsche Datenschutzgesetze, Staatsanwälten E-Mails und anderes Material zur Kommunikation von Führungskräften offenzulegen.
Herkulesaufgabe
Auch US-Branchenexperten sehen die Manager vor einer Herkulesaufgabe. «Fest steht schon: Es wird ein langer, langer Weg», sagte die renommierte Branchenkennerin Michelle Krebs am Rande der Messe.
Ihr Kollege Karl Brauer meinte zur Frage der Rückrufe oder Rückkäufe: «VW hat ein großes Problem, das überhaupt logistisch zu lösen.» Er halte es zwar für verfrüht, über ein Verschwinden der Kernmarke aus den USA zuspekulieren. «Aber es wird ein langer, langer Weg zurück», sagte er zu den Perspektiven für Europas Branchenprimus.
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