Damit nimmt der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB) zu, bei ihrem mit Spannung erwarteten Treffen im März die Geldpolitik nochmals zu lockern. Die Inflationsrate im Währungsraum lag im Januar nur bei 0,3 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Donnerstag mitteilte. In einer ersten Schätzung war noch von plus 0,4 Prozent die Rede. Die Teuerung liegt damit weit entfernt von der EZB-Zielmarke von knapp zwei Prozent, die die Währungshüter als Idealwert für die Wirtschaft anstreben. Auch die Kreditvergabe der Banken kommt nicht so stark in Gang, wie es die EZB mit ihrem Ankaufprogramm für Wertpapiere anstrebt.
Experten rechnen daher damit, dass EZB-Chef Mario Draghi bald nachlegen wird. Die Notenbank hatte ihr umstrittenes Kaufprogramm erst im Dezember auf 1,5 Billionen Euro ausgeweitet, um die Konjunktur stärker anzuschieben und die Inflation anzuheizen. Doch obwohl sie mit mittlerweile knapp 583 Milliarden Euro bereits mehr als ein Drittel ihres Pulvers verschossen hat, bleibt die Wirkung der Geldsalven mau. Seit Monaten hält der Ölpreisverfall die Inflation im Währungsraum am Boden. Energie verbilligte sich im Januar zum Vorjahr um 5,4 Prozent. Erste Schätzungen für die Inflation im Februar werden noch Ende dieses Monats erwartet. Ökonomen gehen dann nur noch von plus 0,2 Prozent aus.
«Zahlen sind Ausdruck der Wachstumsschwäche»
Die EZB setzt mit ihren Anleihenkäufen darauf, dass Banken wegen fallender Renditen hier weniger investieren und stattdessen Darlehen an die Wirtschaft und private Haushalte ausreichen. Doch zum Jahresstart blieb eine kräftige Belebung des Kreditgeschäfts aus. Die Banken vergaben im Januar 0,6 Prozent mehr Firmen-Darlehen als vor Jahresfrist, wie die EZB mitteilte. Unternehmenskredite machen nach Einschätzung von Experten etwa 40 Prozent der Darlehen an die Privatwirtschaft aus. Sie sind daher ein wichtiger Indikator dafür, in welche Richtung sich die Konjunktur bewegt.
Für Jan Bottermann, Chefvolkswirt der National-Bank in Essen, spiegeln die Daten die noch immer schwache Erholung wider. «Die Zahlen sind Ausdruck dafür, dass wir in der Euro-Zone mittlerweile eine hartnäckige Wachstumsschwäche haben.» Der Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt sei nach wie vor viel zu niedrig, um die hohe Arbeitslosigkeit zu verringern. Im Gesamtjahr 2015 legte die Euro-Zone um 1,5 Prozent zu.
Die EU-Kommission erwartet für 2016 mit einem prognostizierten Plus von 1,7 Prozent kaum mehr Schwung: «Der Druck auf die EZB bleibt hoch, auf der kommenden März-Sitzung weitere Maßnahmen zu beschließen, um Konjunktur und Inflation in der Währungsunion zu stützen», meint BayernLB-Ökonom Stefan Kipar.
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