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Hedgefonds kämpfen um Kunden

Hedgefonds kämpfen um Kunden
(don Farrall)

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Noch vor wenigen Jahren rannten Investoren Hedgefonds-Managern die Türen ein.

Nach einer Serie von Pleiten, Pech und Pannen müssen die einst umjubelten Börsenstars inzwischen Klinken putzen und Kunden mit Rabatten ködern. «Es gibt keinen Fondsmanager, der nicht über niedrigere Management-Gebühren nachdenkt», sagt David Saunders, Chef des Vermögensberaters K2, der im Auftrag seiner Kunden zehn Milliarden Dollar bei Hedgefonds angelegt hat.

Dem Branchendienst Eurekahedge zufolge liegt der jährliche Obulus im weltweiten Durchschnitt aktuell bei 1,39 Prozent des Anlagewerts. Vor einem Jahr waren es noch 1,44 Prozent und vor einem Jahrzehnt 1,68 Prozent. Auch das alte «2 und 20»-Modell gehört seit der Finanzkrise der Vergangenheit an. Vor der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 verlangten die Enfants terribles der Finanzbranche meist zwei Prozent Managementgebühren plus 20 Prozent der Kursgewinne. Diese sogenannten Performance-Gebühren schrumpften im vergangenen Jahrzehnt laut Eurekahedge auf unter 17 Prozent. Die exorbitanten Kosten rechtfertigten Hedgefonds stets mit hohen Erträgen – egal ob die Börsen stiegen oder fielen.

Image hat gelitten

Inzwischen bläst der Wind auch den Hedgefondsmanagern stark ins Gesicht. Viele von ihnen haben sich in den vergangenen Jahren verzockt. Mehr als 100 Hedgefonds mussten allein im Jahr 2015 schließen. Anleger des acht Milliarden Dollar schweren US-Hedgefonds Blue Crest warten seit einem Dreiviertel Jahr vergeblich auf ihr Geld. Eigentlich sollten sie nach der Schließung 90 Prozent der eingezahlten Summe zurückbekommen.

Darüber hinaus entwickelt sich «Kollege Computer» zu einer ernsthaften Konkurrenz. Während der Börsenturbulenzen zu Jahresbeginn machten die sogenannten Black Box Hedgefonds, bei denen hoch entwickelte Programme die Investitionsentscheidungen treffen, im Schnitt 4,1 Prozent Gewinn. Menschliche Fondsmanager fuhren dagegen teilweise zweistellige prozentuale Verluste ein. Aber auch aus anderen Gründen steht die Branche in der Kritik. Weil sie kaum reguliert wird, gehen einige Fonds extreme Risiken ein und gelten daher als Risiko für die Stabilität des weltweiten Finanzsystems.

Kunden steigen aus

Einige Kunden haben bereits Konsequenzen gezogen. Der Pensionsfonds des US-Bundesstaats New Jersey will seine Investitionen in Hedgefonds von derzeit rund neun Milliarden Dollar zu halbieren. «Sie haben nicht geliefert», sagt Randi Weingarten, Chefin der US-Lehrergewerkschaft. Im benachbarten New York City beschloss der größte Pensionsfonds der Stadt vor einigen Monaten, sein Geld komplett aus Hegdefonds abzuziehen. Beratern zufolge kann er mit weniger riskanten Anlagen vergleichbare Renditen erzielen. Die New Yorker folgen damit dem Vorbild des kalifornischen Pensionsfonds Calpers – eines der größten weltweit. Dieser hatte schon 2014 die Reißleine gezogen. Sogenannte Family Offices, die Vermögen der Superreichen verwalten, führen ihre Hedgefonds-Investitionen 2015 um 0,9 Prozent zurück. Einer Umfrage der Großbank UBS und des Branchendienstes Campden Wealth zufolge wird sich dieser Trend fortsetzen.

Unter dem Strich legten Investoren seit Jahresbeginn zwar 14,7 Milliarden Dollar neu bei Hedgefonds an, sagen die Experten von Eurekahedge. Im vergangenen Jahr waren es aber knapp 109 und 2007 sogar 343 Milliarden Dollar. Dem deutschen Branchenverband BAI zufolge verwalteten Hedgefonds Anfang 2014 ein Vermögen von 2,7 Billionen Dollar weltweit. Dies entspricht der Wirtschaftsleistung Frankreichs in einem Jahr.

Entlassungen

Die Hedgefonds-Branche reagiert und dreht an der Preisschraube: Der US-Fonds Caxton staffelt nach Reuters-Recherchen seine Managementgebühren. Je höher die Anlagesumme, desto geringer die Kosten. Noch günstiger wird es, wenn Investoren sich verpflichten, ihr Geld mindestens drei Jahre fest anzulegen. Der Vermögensverwalter BlackRock halbierte die Gebühren für seinen UK Emerging Companies Fonds nahezu auf ein Prozent.

Bei einigen Vertretern der Branche, die neben ihrer Verschwiegenheit für Millionen-Gehälter bekannt ist, geht es auch ans Eingemachte. Weltmarktführer Bridgewater mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt etwa 150 Milliarden Dollar will sich angesichts «aufgeblähter, ineffizienter und bürokratischer» Strukturen gesundschrumpfen. Inzwischen ist auch ein Stellenabbau kein Tabu mehr beim Branchenprimus.

Für einen Abgesang auf die Branche besteht nach Einschätzung von Dawn Fitzpatrick, Aktien-Chefin der UBS-Vermögensverwaltung, aber kein Anlass. Hedgefonds spielten schließlich noch immer eine wichtige Rolle im Depot vieler Investoren: Sie dienten dazu, Risiken breiter zu verteilen. Fitzpatrick rät Anlegern daher zu Geduld, räumt aber zugleich ein: «Das ist derzeit aber sehr hart.»