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Drogen- und Waffenforen zerschlagen

Drogen- und Waffenforen zerschlagen
(AFP/Dominique Faget)

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Deutsche Ermittler haben mehrere geheime Internet-Marktplätze für den Handel mit Drogen, Waffen, gestohlenen Nutzerdaten und kriminellen Dienstleistungen zerschlagen.

Zusammen mit ihren Kollegen in sechs weiteren Staaten gingen sie in einer grenzüberschreitenden Großaktion gegen fünf deutschsprachige Darknet-Foren vor. Der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft und dem Bundeskriminalamt (BKA) zufolge nahmen die Beamten drei mutmaßliche Hauptverantwortliche sowie drei Nutzer fest. Die Razzien fanden den Angaben vom Montag zufolge am Dienstag und Mittwoch voriger Woche statt. Durchsucht wurden 69 Wohnungen und Firmen in zwölf deutschen Bundesländern sowie in Bosnien-Herzegowina, Litauen, Russland, den Niederlanden, Frankreich und der Schweiz.

Stichwort Darknet

Das Darknet ist der dunkle Bereich des Internets, der von Suchmaschinen wie Google oder Bing nicht gefunden wird. Genutzt wird der verborgene Teil des Netzes von Nutzern, die viel Wert auf ihre Privatsphäre legen – von Whistleblowern, aber auch von Kriminellen wie Drogendealern, Waffenhändlern oder Pädophilen. Websites im Darknet können nur verschlüsselt aufgerufen werden. Wer im dunklen Bereich des Internets surfen will, muss eine Verschlüsselungssoftware benutzen. Die bekannteste Software dieser Art heißt Tor (Englisch für «The Onion Router»). Nutzer, die das Programm verwenden, surfen anonym im Netz. Da Websites im Darknet nicht von Suchmaschinen gefunden werden können, müssen Nutzer genau wissen wo sie hin wollen. Orientierungspunkte gibt es allerdings: zum Beispiel sogenannte Hidden Wiki. Bezahlt wird im dunklen Internet fast ausschließlich mit der digitalen Währung Bitcoins. Bei ihr ist ebenfalls nur sehr schwer nachzuvollziehen, wer der Urheber einer Bezahlung ist.

BKA und die federführend verantwortliche Generalstaatsanwaltschaft sprachen von einem «bedeutenden Schlag gegen die deutschsprachige Underground-Economy-Szene». Über die Foren handelten Kriminelle demnach mit Rauschgift, Waffen, Falschgeld, gefälschten deutschen, italienischen und niederländischen Ausweisen, ausgespähten Kreditkarten- und Bankdaten sowie gehackten Zugängen für Internetdienste. Angeboten wurden darüber hinaus illegale Dienstleistungen wie das Manipulieren von Computern mit Schadsoftware oder die Bereitstellung von Anleitungen («Tutorials») für Verbrechen.

Bitcointresore

Einen mutmaßlichen Hauptbetreiber nahmen Beamte in Bosnien-Herzegowina fest. Der 27-Jährige soll für die Server- und Domainverwaltung sowie Anonymisierung von drei Foren verantwortlich gewesen sein. Außerdem diente er als Gewährsmann oder Treuhänder bei der Abwicklung der Geschäfte. Auch zwei 21- und 29-jährige Deutsche aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wurden festgenommen. Sie waren demnach ebenfalls als Administratoren derartiger Foren tätig. Alle drei säßen inzwischen in Untersuchungshaft, erklärten die Ermittler. Zusätzlich beschlagnahmten die Ermittler Beweismittel, eine Waffe und Vermögenswerte von rund 150.000 Euro. Außerdem stellten die Ermittler zwei Bitcoin-«Tresore» sicher.

Bitcoins sind eine virtuelle Währung. In Frankreich, Litauen, Russland sowie den Niederlanden stellten sie darüber hinaus noch Server sicher, über die die Foren betrieben wurden. Ebenfalls festgenommen wurde drei Männer aus Niedersachsen im Alter von 19 bis 28 Jahren, die Drogengeschäfte über die Handelsplätze abgewickelt haben sollen. Bei zweien von ihnen stellten die Fahnder 36 Kilogramm Amphetamin, 2,3 Kilogramm Ecstasy, 1,5 Kilogramm Kokain und zwei Kilo Haschisch im Verkaufswert von 250.000 Euro sicher. Über sogenannte Darknets können Internetnutzer auf verschlüsselte Weise sowie anonym miteinander in Kontakt treten.

Schwarzmarkt-Geschäfte

Dreh- und Angelpunkt sind Betreiber von geschlossenen Foren, die den Austausch zwischen interessierten Nutzern zielgerichtet organisieren. Sie dienen häufig auch als Treuhänder für Geschäfte zwischen diesen. Sie überweisen den Kaufpreis erst, wenn der Käufer den Erhalt der Ware meldet. Als Währung dienen meist Bitcoins. Der Erfolg der Ermittlungen belege erneut, «dass es im Internet keine vollständige Anonymität gibt, auch nicht im sogenannten Darknet», teilten Generalstaatsanwaltschaft und BKA mit. Die Abwicklung krimineller Schwarzmarkt-Geschäfte über Darknet-Handelsplätze ist ein von Sicherheitsbehörden seit längerem verfolgter Trend. Das Phänomen machte erstmals Schlagzeilen, als 2013 in den USA der Betreiber des virtuellen Umschlagplatzes «Silk Road» verhaftet wurde. Das Leipziger Landgericht verurteilte 2015 einen 20-Jährigen zu sieben Jahren Haft, weil er 914 Kilogramm Drogen im Internet verkaufte. Dazu nutzte er auch Darknet-Foren.