Marc Brugger vom französisch-schweizerischen Finanzinvestor LFPI kann den branchentypischen Optimismus nicht ablegen: «Die Musik spielt noch immer», zieht der Private-Equity-Manager eine Bilanz der weltgrößten Branchenkonferenz «Super Return». Doch trotz des hektischen Trubels ist die Stimmung in einem Berliner Luxushotel gedämpft. Die Party, die die Beteiligungsgesellschaften zwei Jahre lang gefeiert haben, ist vorbei. Denn plötzlich knausern die Banken bei der Finanzierung von Milliardendeals, die sie noch vor wenigen Monaten durchgewinkt haben.
«Zurzeit ist es schwierig, eine Bank zu finden, die mehr als eine halbe Milliarde Euro finanziert», räumt Deutschland-Manager Ralf Huep von Advent International ein. Advent hat im Sommer mit dem Verkauf der Drogeriekette Douglas einen der größten Private-Equity-Deals des Jahres in Deutschland über die Bühne gebracht. «Das hat im Herbst angefangen, ausgehend von den USA. Die Banken geben dir einfach nicht mehr Kredit», bestätigt auch Neil MacDougall, Chef des britischen Investors Silverfleet, der gerade versucht, den Wurstpellen-Hersteller Kalle an den Mann zu bringen.
Etwa die Hälfte einer Übernahme finanzieren Private-Equity-Gesellschaften mit Krediten. Denn je mehr Fremdkapital, desto höher lässt sich die Rendite treiben – desto höher ist aber auch das Risiko, wenn das gekaufte Unternehmen schwächelt. Nun werden billige Kredite rar, doch die Kaufpreise gehen nicht zurück. «Im Ergebnis müssen die Beteiligungsfonds mehr mit Eigenkapital ins Risiko gehen, um bei Deals zum Zuge zu kommen», heißt es in einer Studie der Unternehmensberatung Bain & Co. Doch das lässt sich beim späteren Weiterverkauf schwerer wieder hereinholen.
Selbst Ladenhüter sind weg
Bis vor kurzem hatten sich selbst Beteiligungen zu guten Preisen verkaufen lassen, die seit Jahren als Ladenhüter galten. Vor allem andere Finanzinvestoren griffen begierig zu. Auch der Weg an die Börse stand Private-Equity-Fonds als Ausstiegschance bis vor nicht allzu langer Zeit offen – selbst in Deutschland. Nach Daten von Thomson Reuters lagen die Kaufpreise gemessen am operativen Ergebnis (Ebitda) – dem üblichen Maßstab – 2015 im Schnitt höher als im Boom-Jahr 2007. Wichtigster Grund ist das begrenzte Angebot. Gerade einmal jeder 20. Mittelständler in Deutschland gehört einer Private-Equity-Firma, viele Eigentümer wollen sich nicht mit ihnen einlassen.
Und nun spielen die ersten Banken nicht mehr mit. Der US-Finanzinvestor Carlyle musste bei der acht Milliarden Dollar schweren Übernahme des Software-Herstellers Veritas sogar den Kaufpreis nachverhandeln, weil die Banken die geplanten 5,6 Milliarden Dollar an Krediten nicht am Kapitalmarkt unterbringen konnten. Die ehemalige Volkswagen -Tochter Leaseplan, 2015 für 3,7 Milliarden Euro an Investoren verkauft, zog eine Anleiheemission über 1,55 Milliarden Euro wegen der «widrigen Marktbedingungen» zurück, mit der der Kaufpreis teilweise refinanziert werden sollte. Das zeigt, dass Übernahmen nicht mehr so riskant finanziert werden – oder finanziert werden können.
Sinken die Preise?
Für einige deutsche Private-Equity-Manager ist das auch ein Hoffnungsschimmer. Sie waren gegen die aggressivere Konkurrenz oft nicht zum Zuge gekommen. «Ich gehe davon aus, dass das – verbunden mit der Korrektur an den Börsen – dazu führen wird, dass die Preise für Unternehmen sinken», sagt Advent-Manager Huep. Auch Permira-Deutschland-Chef Jörg Rockenhäuser rechnet «letztendlich mit einer Normalisierung der Preise». Ein hochrangiger Private-Equity-Manager berichtet: «In einem Verkaufsprozess hat mir ein Banker kalt lächelnd gesagt: Das, was Sie insgesamt geboten haben, liegt knapp über dem, was andere allein mit Schulden finanzieren wollen.»
Doch Silverfleet-Chef MacDougall glaubt nicht, dass in der Branche plötzlich die Vernunft ausbricht und die Preise sinken. Fast 27 Jahre als Finanzinvestor haben ihn sarkastisch gemacht: «Früher haben die Leute mit Schulden zu viel bezahlt, jetzt bezahlen sie eben mit Eigenkapital zu viel.»
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können