Elektrische Postautos, Paketdrohnen oder sogar Roboter – wenn es darum geht, wie Online-Bestellungen künftig zum Kunden ausgeliefert werden sollen, kennt die Kreativität der Industrie keine Grenzen. Noch ist vieles davon Zukunftsmusik. Doch schon heute sind bestellte Produkte schneller beim Kunden als jemals zuvor. Allerdings scheitert die zügige Auslieferung häufig am Empfänger selbst: Wenn dieser nicht die Tür aufmacht, ist der Ärger bei allen Beteiligten groß. Dieses Problem beschäftigt nicht nur Transportunternehmen. Auch die großen Fahrzeugbauer wie Daimler und VW wollen ein Stück vom Kuchen und präsentieren Lösungen auf der IAA.
«Ein Ansatz sind in Zukunft zeitpunktgenaue Zulieferungen beim Kunden», sagt Steven Kasih, bei Daimler mitverantwortlich für das Thema «Last Mile Logistics», also die Zustellung auf den letzten Metern. «Der Kunde sucht sich per App ein Zeitfenster aus, in dem die Lieferung bei ihm ankommen soll.» Dadurch steige die Wahrscheinlichkeit, dass der Zusteller jemanden zu Hause antrifft. Über die App könnten auch kurzfristige Änderungswünsche mitgeteilt und das Paket statt zu Hause zum Beispiel im Büro abgeliefert werden.
«Last Mile Logistics»
Eine andere Lösung präsentiert die Daimler-Konkurrenz bei den VW-Nutzfahrzeugen. Neben einer elektronischen Innenstadtvariante des neuen Kleintransporters Crafter bietet das Unternehmen eine Software für das Problem, wenn der Paketdienst vergeblich klingelt. Gemeinsam mit dem Berliner Start-up-Unternehmen «Door Bird» haben die Wolfsburger eine serienmäßige Anwendung entwickelt, mit der der Kunde vom Auto aus seine Gegensprechanlage zu Hause bedienen kann. Für den Zusteller ließe sich darüber auch die Tür öffnen, so dass der das Paket in den Hausflur stellen kann.
Längst lässt sich zudem auf dem Handy nachverfolgen, wo ein Paket gerade steckt und wann es voraussichtlich eintrifft. Doch diese hochflexiblen Kundenansprüche stellen die Zulieferer vor enorme Herausforderungen. «Angebote wie VW und Daimler sie entwickeln, haben Expressqualität. Im Standardservice von Zulieferern werden sie nicht enthalten sein», sagt der Institutsleiter am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik, Uwe Clausen. Damit das Paket also jederzeit zu jedem beliebigen Ort geliefert wird, muss der Kunde künftig weiter tiefer in die Tasche greifen.
Paketdrohnen
Auch im Bereich der Hardware bietet die Automobilindustrie Lösungen. Den Einsatz von Paketdrohnen testen nicht nur Entwickler bei Amazon, sondern auch bei VW und Daimler. Der Stuttgarter Marktführer im Nutzfahrzeugbereich stellt auf der IAA eine Landeplattform für Drohnen vor. «Die kann im Vorgarten oder auf den Dächern von Mehrfamilienhäusern aufgestellt werden», erklärt Daimler-Mann Kasih. Drohnen können dort die Pakete ablegen, die dann in eine angeschlossene Sammelbox rutschen. Von dort kann sie der Empfänger per Code oder Handy-App entnehmen, sobald er zu Hause ist. Der lästige Gang zum nächsten Postamt oder der Paketannahmestelle wird überflüssig.
Diese Beispiele zeigen: «Die großen Automobilhersteller wollen zunehmend an der gesamten Wertschöpfungskette ihrer Fahrzeuge teilhaben», sagt Clausen. Das betreffe auch die «letzte Meile» der Lieferkette von Online-Bestellungen. «Hinzu kommen unzählige Start-ups, die vor allem Apps und Software entwickeln, damit das Paket schneller beim Kunden ist.» Den freut’s. Wer bereit ist, Aufpreise zu zahlen, dürfte bald zahlreiche Möglichkeiten haben, die heiß ersehnte Bestellung per Wunschmethode in Empfang zu nehmen.
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