Der größte Arbeitgeber des Großherzogtums, das Handwerk, stellt weiter ein. 3.338 Arbeitsplätze wurden im Jahr 2015 neu geschaffen. „Dieser Anstieg lässt sich zeigen, auch wenn er nicht außergewöhnlich ist“, so Generaldirektor Tom Wirion. Seit 1970 hätte die Zahl der Arbeitsplätze eine stetige Progression durchgemacht. Laut Unterlagen der „Chambre des métiers“ (CDM) arbeiten mittlerweile 85.973 Menschen im Handwerk. „Dies ist mehr als jede fünfte Person.“
„Es wird viel von Start-ups im ICT-Bereich gesprochen und geschrieben“, so Wirion. „Dabei dürfen wir die Bedeutung des Handwerks für die Schaffung neuer Arbeitsplätze nicht vergessen.“
Dieses Wachstum führt die CDM vor allem auf einen Faktor zurück. Im Jahr 2015 seien 113 Millionen Euro zusätzlich in den Bau, den größten Sektor des Handwerks, geflossen. Neben einem hohen Niveau der öffentlichen Ausgaben für den Infrastrukturausbau seien viele Bürogebäude errichtet worden. Dieses Plus hätte die Aktivität des Handwerks stärker beeinflusst als der Rückgang der Neuzulassungen von KFZ im Rahmen der Mehrwertsteuererhöhung zu Beginn des Jahres 2015.
Das positive wirtschaftliche Umfeld hätte diese Entwicklung unterstützt. „Das Handwerk lebt von den anderen Sektoren“, so Wirion. „Wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es auch dem Handwerk gut.“ Dies lässt sich auch empirisch nachweisen. Die Aktivität des Handwerks ist in den vergangenen Jahren immer der Entwicklung des BIPs gefolgt.
Arbeitskräfte anziehen
Eine weitere Feststellung ist, dass der Anteil der Luxemburger in diesem Bereich seit Jahren abnimmt. „Luxemburger wollen nicht in das Handwerk“, sagte Wirion. „Wir steuern darauf zu, dass bald jeder Zweite Grenzgänger ist.“ Ohne die Grenzgänger könne das Handwerk nicht mehr funktionieren. Um sicherzustellen, dass auch in Zukunft auf das Arbeitskräftereservoir Großregion zurückgegriffen werden kann, ist das Lohnniveau und vor allem der Transport von Bedeutung. „Die Lebensqualität ist auch ein Faktor, um Arbeiter anzuziehen“, so Wirion.
Die Handwerkskammer hatte während der Pressekonferenz die Gelegenheit ergriffen, um den Mangel an Standorten anzusprechen. Aus diesem Grund fragte sie bei 1.391 Unternehmen an, um deren Bedarf an Grundstücken einschätzen zu können, 502 antworteten. Dabei ist herausgekommen, dass rund ein Drittel auf der Suche nach neuen Grundstücken sei. Von diesen seien 18 Prozent schon seit mehr als zehn Jahren auf der Suche. Der Hauptgrund für den Bedarf ist der Platzmangel an den aktuellen Standorten. „Dort können die Unternehmen nicht weiter wachsen“, so Wirion.
Appell an die Politik
Doch bei der Suche nach neuen Standorten stoßen die Teilnehmer der Studie auf größere Schwierigkeiten. 79 Prozent finden, dass die Grundstückspreise zu hoch seien. Hier würden die Handwerksbetriebe in einem Verdrängungswettbewerb mit Firmen aus anderen Bereichen stehen und seien, laut Wirion, „oft die Verlierer“.
Der Generaldirektor illustrierte die Situation anhand eines einfachen Rechenbeispieles. Wenn ein Handwerksbetrieb eine Fläche von einem Hektar benötigt und ein Ar 60.000 Euro kostet, braucht das Unternehmen 6 Millionen Euro. „Und dann hat er noch nichts auf dem Grundstück stehen.“ Der Platzmangel würde sich immer mehr zu einem Risiko für Betriebe entwickeln.
Um diesen Mangel zu beheben schlägt die CDM vor, dass Grundstücke in den Gewerbezonen für das Handwerk reserviert werden. Aber auch eine Vereinfachung der Reglementierungen könnte Abhilfe schaffen.
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