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Australien fühlt sich von Banken betrogen

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Von unserer Korrespondentin Barbara Barkhausen

Eine Untersuchungskommission stößt auf skandalöse Vergehen australischer Banken. Da wurden Preise und Zinssätze manipuliert und gegenüber Aufsichtsbehörden gelogen. Jetzt wurde auch bekannt, dass eine Großbank sogar Daten von fast 20 Millionen Konten verloren hat.

Zu lange hatten die australischen Banker ein zu gutes Leben: Die Finanzkrise, die vor zehn Jahren Kreditinstitute weltweit gebeutelt hat, ging fast schadlos an der australischen Finanzbranche vorüber. Die vier Großbanken – Westpac, Commonwealth Bank, National Australia Bank und ANZ – galten bisher als die profitabelsten der entwickelten Welt, nicht zuletzt wegen des rentablen Hypothekenmarktes in Australien. Sie beherrschen mit rund 80 Prozent Marktanteil die Finanzindustrie des Landes und werden deswegen oft nur „Big Four“ genannt. Das gute Leben ließ die Banker jedoch allen Anschein nach übermütig werden.

Selbst Tote zahlen noch Gebühren

Zunächst hatte der australische Premier Malcolm Turnbull, der vor seiner politischen Karriere selbst Banker war, sich noch gegen eine Untersuchungskommission gesperrt. Im Dezember knickte der konservative Politiker nach einer Reihe an Skandalen dann jedoch ein und gab zu, dass die Untersuchung „bedauerlich, aber notwendig“ sei, um das Vertrauen in den Sektor wiederherzustellen.

Die aufgedeckten Vergehen bestimmen die Schlagzeilen der australischen Medien inzwischen fast tagtäglich. Dabei geht es um Korruption, gefälschte Dokumente, einen manipulierten Referenzzins und Lügen gegenüber Aufsichtsbehörden. Groß war auch der Aufschrei, als herauskam, dass manche Berater noch Gebühren von verstorbenen Kunden abziehen ließen. Die ersten Köpfe rollten bereits: Craig Meller, der Chef des Vermögensverwalters AMP, und später auch die Vorsitzende des Unternehmens Catherine Brenner kündigten, nachdem aufkam, dass die Bank ihren Kunden routinemäßig Gebühren für nicht erbrachte Leistungen in Rechnung gestellt hatte.

Verlorene Kundendaten und eine „selbstgefällige Kultur“

Die Commonwealth Bank hat inzwischen offiziell bestätigt, dass sie die Jahresabschlüsse von fast 20 Millionen Konten verloren hat. Sie besteht aber in einer Nachricht an ihre Kunden darauf, „dass es keine Beweise dafür gibt, dass Ihre Informationen kompromittiert wurden“. Die verlorenen Angaben aus den Jahren 2000 bis 2016 beinhalteten jedoch Namen, Adressen, Kontonummern und Transaktionsdetails der Kunden. Die Bank hatte den Vorfall zudem zunächst verschwiegen und ihn erst öffentlich gemacht, nachdem das Medium BuzzFeed den Skandal aufgedeckt hatte.

Finanzminister Scott Morrison hatte sich in einer Pressekonferenz diese Woche bereits entsetzt über die „selbstgefällige Kultur“ der Bank und über den „ineffektiven Vorstand“ geäußert. Er bezeichnete den Bericht, den die Aufsichtsbehörde Apra über die Vorgehensweisen der Bank veröffentlicht hatte, als „verheerend“.

Reform des Sektors könnte folgen

Die Commonwealth Bank war auch diejenige Bank, die selbst noch toten Kunden Gebühren abgezogen hatte. Kunden der Bank verloren durch falsche Beratung der Finanzplaner zudem Millionen an Dollar. Außerdem werden dem Finanzinstitut schwere Verstöße gegen die Geldwäsche-Regulierungen des Landes vorgeworfen. So gab die größte australische Bank im vergangenen Jahr zu, dass sie die australischen Geldwäschebestimmungen 53.700-mal verletzt hatte. Es wird vermutet, dass die Bank ihre Einzahlungsmaschinen von vier Geldwäsche-Syndikaten nutzen ließ, darunter drei, die mit Drogenimporten in Verbindung gebracht werden.

Insgesamt ist die Untersuchung des Sektors, die im Februar begann, auf ein Jahr angesetzt. Der endgültige Bericht könnte eine Reform der Branche zur Folge haben. Fehlverhalten kann bei Bankern mit bis zu zehn Jahren Gefängnis geahndet werden. Die Kreditinstitute selbst riskieren maximale Geldbußen von bis zu 210 Millionen Dollar (130 Millionen Euro) oder 10 Prozent ihres jährlichen Umsatzes. Keine Entschädigung können jedoch die Kunden der Banken erwarten.