Der weltgrößte Stahlkonzern verordnet seinem wichtigsten Standort in Europa eine Abmagerungskur. ArcelorMittal beschäftigt in Frankreich noch 17.200 Personen. Nach Informationen der französischen Tageszeitung Le Figaro wird er sich von zehn Prozent seiner Mitarbeiter durch den Verkauf von Produktionsstätten trennen. Eine Tochtergesellschaft wird verkauft. Eine andere in zwei Joint Ventures umgewandelt.
Arcelor Mittal verfolgt mit der Trennung seine Strategie der Optimierung des Konzerns. Bisher hatte der Konzern Erstellungsorte in Frankreich geschlossen. Das Elektrostahlwerk Gandrange in Lothringen war 2008 geschlossen worden. Die Hochöfen in Hayange/Florange wurden 2012 ausgeblasen. Jetzt geht es an die Verarbeitung. Die Tochtergesellschaft Solustil, die an neun Standorten in Frankreich, Italien und in Polen arbeitet und in Deutschland einen Standort in Köln hat, geht an zwei italienische Familiengesellschaften, mit den ArcelorMittal Joint Ventures vereinbart.
Optimierungsstrategie
Die Gruppe Cellino übernimmt fünf Standorte in Frankreich, in Polen und in Italien. Cellino übernimmt 65 Prozent des Kapitals der neuen Gesellschaft, ArcelorMittal bleibt Minderheitsgesellschafter. Die verbleibenden vier Standorte werden mit der Gruppe CLN in ein Joint Venture eingebracht, an dem CLN 51 Prozent trägt. ArcelorMittal lässt sich die Trennung von den 661 Mitarbeitern 50 Millionen Euro für Investitionen kosten. Solustil ist seit Jahren nicht mehr rentabel und gehört auch nicht mehr zum Kernbereich des Konzerns, der sich auf die Produktion an ausgewählten Standorten und auf Walzstraßen andererseits konzentriert.
Solustil hat nach Gewerkschaftsangaben einen Verlust von zehn Millionen Euro im Jahre 2014 „produziert“ und im vergangenen Jahr 11,5 Millionen. Abgesehen vom Verkauf des Unternehmens soll ArcelorMittal einen Sozialplan anbieten. Philippe Darmayan, Präsident von ArcelorMittal Frankreich, erklärte gegenüber der Wirtschaftszeitung La Tribune, dass der Geschäftsgegenstand des Konzerns die Produktion von Stahl sei, nicht aber seine Transformation. Der neue Mehrheitseigner sei in der Lage, das Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich zu gestalten.
Produktion von Stahl
In der Firma „WireSolutions“ stellt der Konzern Draht für Zäune, sowie Nägel, Späne und andere Drahtprodukte her. Das Unternehmen beschäftigt 700 Mitarbeiter. Zu der Drahtsparte gehören in Luxemburg auch die Standorte Bettemburg und Bissen. Ob sie in den Verkauf einbezogen werden oder eigenständig bestehen bleiben, war am Sontag nicht zu klären. Für diesen Bereich soll sich der Finanzinvestor Oaktree interessieren, der in Frankreich Aktionär der Marke Quiksilver ist.
Im Rahmen der Strategie, Stahl zu produzieren und die Transformation anderen zu überlassen, wird ArcelorMittal wieder einmal mit Europas größtem Stahlwerk in Verbindung gebracht. Ilva in Italien beschäftigt 11.000 Mitarbeiter und ist ein immer wiederkehrendes Thema. Der Konzern gehörte der Familie Riva. Da der Stahlkonzern, der eine Jahreskapazität von 12 Millionen Tonnen hat, schwere Umweltschäden verursachte, wurde er 2013 einem staatlichen Verwalter unterstellt.
Staatlicher Verwalter
Die italienische Regierung suchte händeringend einen industriellen Betreiber und hatte intensive Gespräch mit der Familie Mittal, der nach der Restrukturierung der polnischen Stahlindustrie die Restrukturierung von Ilva in Süditalien zugetraut wurde. Gerüchten zufolge soll Mittal damals aber eher zu einer Übernahme durch den italienischen Staat geraten haben.
Der übernahm 2015 das Werk tatsächlich und investierte zwei Milliarden Euro, brachte damit aber auch die gesamte europäische Stahlindustrie gegen sich auf. Die Europäische Kommission leitete ein Verfahren wegen möglicher unerlaubter Subventionen ein. Italien gab 2015 gleichzeitig an, das Werk bis Mitte 2016 wieder zu privatisieren. Lakshmi Mittal ist wieder im Gespräch für eine Übernahme. In seiner Fabrik in Fos sur mer am Mittelmeer herrscht deswegen auch bereits Unruhe, weil die Produktionskapazität von Ilva in der Hand von ArcelorMittal die gesamte Situation im Mittelmeer Raum verändern würde.
Keine Stellungnahme
Der Stahl Tycoon hat aus den Schwierigkeiten, mit denen 2012 das Ausblasen der beiden Hochöfen in Lothringen verbunden war, gelernt. Er sucht den Kontakt zur französischen Regierung und hat zwei lange Gespräche mit dem französischen Wirtschaftsminister Emmanuel Macron gehabt. Zu den Inhalten nahm das Unternehmen nicht Stellung.
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