Trotz Internet, iPhone und iPad: Auch mit klassischen Zeitungen lässt sich nach wie vor gut verdienen. Die Schweizer Mediengruppe Tamedia, Herausgeberin ua. vom Tages-Anzeiger, der größten Qualitätszeitung der Schweiz, lieferte am Dienstag den Beweis dafür. Das Züricher Haus machte im letzten Jahr einen Umsatzsprung von plus 7,6 Prozent, während das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) um 68,2 Prozent zulegte. Der Gewinn stieg um 137,3 Prozent auf 110,8 Millionen Schweizer Franken an.
L’essentiel Nr 1.
Mit 186 000 Leserinnen und Lesern (davon 122.700 in Luxemburg) ist die 2007 gemeinsam von Tamedia und Editpress Luxemburg lancierte Pendlerzeitung neuerdings die reichweitenstärkste Tageszeitung Luxemburgs. Nachdem L’essentiel 2009 erstmals die Gewinnzone erreicht hatte, verbesserte sich die Pendlerzeitung weiter und schloss das Berichtsjahr mit einem, so Tamedia, „sehr erfreulichen Ergebnis“ ab. Auch im Online-Bereich mischt die Zeitung kräftig mit. Lessentiel.lu in französischer Sprache gehört zu den am meisten besuchten Portalen. Im Oktober wurde die Nachrichtenplattform um ein deutschsprachiges Angebot erweitert.
Nach schwierigen Jahren 2008 und 2009 habe 2010 wieder eine wirtschaftliche Erholung eingesetzt, so Pietro Supino, Verwaltungsratspräsident, am Dienstag vor der Presse in Zürich. Die Umsatzsteigerung führte Martin Kall, Vorsitzender der Unternehmensleitung, neben der Konjunkturerholung auch auf die positive Entwicklung neuer Aktivitäten wie etwa den Online-Bereich sowie durch Kosteneinsparungen und Synergien zurück.
Gratis-Zeitungen und Online
Einen positiven Beitrag leisteten insbesondere die Gratis-Pendlerzeitungen «20 Minuten» und «20 minutes» sowie das 2007 in Luxemburg lancierte Gratisblatt «L’essentiel». Letzteres schaffte früher als erwartet den Sprung in die Gewinnzone, wurde am Dienstag in Zürich bei der Vorstellung des Geschäftsberichts 2010 betont. L’essentiel habe erneut die Erwartungen übertroffen, so das Unternehmen in einer Mitteilung. Geld verdient die Tamedia zunehmend auch mit den elektronischen Medien. Das Betriebsergebnis (Ebitda) erreichte 9,2 Millionen CHF, nach einem Minus von 1,4 Millionen CHF im Vorjahr. Hauptantreiber des Wachstums seien unter anderem die Nachrichten-Plattformen «20 Minuten Online» und «Newsnetz.ch».
Das Unternehmen will sich in Zukunft verstärkt auf sein Kerngeschäft konzentrieren, erläuterte Supino die Entwicklungsstrategie des Unternehmens. Und das heißt: Zeitung, Zeitschriften und Online. In den nächsten Monaten will man sich von TV- und Radiosendern sowie der Auto-Zeitschriften «Automobil Revue» und «Revue Automobile» trennen. «Wir glauben nicht an die Konvergenz aller Mediengattungen», betonte Supino. Radio und TV seien eigene Mediengattungen.
Profitables Online-Geschäft
Zu den weiteren Vorhaben gehört die Entwicklung einer Bezahl-App für das iPad für den «Tages-Anzeiger». Man müsse versuchen, mit den Hauptmarken die verschiedenen Bedürfnisse abzudecken, betonte Martin Kall. Dass auch das Online-Bereich profitabel sei, sei eine Realität, so Kall. Bereits 2011 soll ein Viertel des Unternehmensgewinns aus diesem Segment stammen. Allein im Online-Bereich will die Gruppe in den nächsten zwölf Monaten 200 neue Mitarbeiter einstellen.
Die Tamedia-Medien-Gruppe umfasst Tages- und Wochenzeitungen, Online-Newsportale und Service-Plattformen. Mit Editpress hat sie die Gesellschaft Edita gegründet, welche die Gratiszeitung «L’essentiel» herausgibt. Die Gruppe beschäftigte Ende 2010 2.382 Personen.
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