Bei Air France steht ein drastischer Stellenabbau ins Haus. Um aus der Verlustzone zu kommen, will sich die zweitgrößte europäische Fluggesellschaft in den kommenden eineinhalb Jahren von 3410 Mitarbeitern trennen. Weitere 1710 Arbeitsplätze sollen über Wiederbesetzungsverbote für freiwerdende Stellen wegfallen. Insgesamt geht es um rund jeden zehnten Arbeitsplatz.
Die Verringerung der Überkapazitäten sei unvermeidbar, ließ Unternehmenschef Alexandre de Juniac am Donnerstag mitteilen. Nur wenn die Gewerkschaften dem Sparprogramm zustimmten, könnten Kündigungen vorerst ausgeschlossen werden.
Spardruck
Air France steht wegen der stark gestiegenen Treibstoffpreise und des harten Konkurrenzkampfes in der Branche seit längerem unter Spardruck. Der französisch-niederländische Mutterkonzern Air France-KLM verlor allein im vergangenen Jahr unter dem Strich mehr als 800 Millionen Euro.
Die von der Air-France-Führung vorgestellten Pläne sehen vor, dass sich ein Teil der Mitarbeiter gegen Abfindungen auf den Vorruhestand oder einen Wechsel des Arbeitgebers einlässt. Der andere Teil soll Angebote für Teilzeitarbeit oder zum Jobsharing bekommen. Direkt betroffen vom Stellenabbau sind nach Gewerkschaftsangaben vor allem Mitarbeiter am Boden, aber auch rund 900 Flugbegleiter und 450 Piloten.
Kritik
Die Gewerkschaften zeigten sich höchst beunruhigt. Sie kritisieren, dass nur dann bis Ende 2014 auf Kündigungen verzichtet werden soll, wenn im zweiten Halbjahr 2013 eine positive Zwischenbilanz des konzernweiten Sparprogramms gezogen wird. Es soll die Kosten bis Ende 2014 drastisch reduzieren und die Schulden um zwei Milliarden auf dann 4,5 Milliarden Euro reduzieren. Dauerhaft soll das gesamte Unternehmen um 20 Prozent effizienter arbeiten.
Air France beschäftigte als größte Konzerntochter 2011 rund 58.000 Menschen. Die Pläne zum Stellenabbau beziehen sich nach Angaben der Fluggesellschaft auf die rund 49.300 Mitarbeiter, die unter französischem Vertrag arbeiten.
Ausbau
Bereits im Mai hatte Air France angekündigt, die Flugzeugflotte drastisch zu verkleinern und in den nächsten zweieinhalb Jahren 34 der zuletzt 148 Kurz- und Mittelstreckenmaschinen aus dem Verkehr zu ziehen. Ausbaupläne gibt es hingegen für die Tochter Transavia France, die im Billigsegment aktiv ist. Bis 2015/16 soll die Flotte von heute 8 auf bis zu 22 Maschinen vergrößert werden. Bei Air France sollen die verbleibenden Mittelstreckenmaschinen eine Stunde länger am Tag in der Luft sein.
Im hart umkämpften europäischen Luftverkehr erzielen nur noch schlanke Billigflieger wie Ryanair und EasyJet Gewinne. Wie Air France hat auch der größere und geringer verschuldete Lufthansa-Konzern im vergangenen Jahr einen Verlust eingeflogen. Der betrug 13 Millionen Euro. Bislang haben die Frankfurter angekündigt, von weltweit 16.800 Vollzeitstellen in der Verwaltung 3500 zu streichen.
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