Laut Medienbericht sind in der EU acht Millionen Fahrzeuge der VW-Gruppe vom Abgas-Skandal betroffen. Die Firmenleitung bemüht sich derweil, das Personal des Konzerns zu beruhigen.
Bei einer außerordentlichen Betriebsversammlung im Stammwerk in Wolfsburg will der neue VW-Chef Mattias Müller erstmals den Mitarbeitern Rede und Antwort zum aktuellen Abgas-Skandal stehen. Auch Betriebsratschef und Aufsichtsrat Bernd Osterloh wird bei der nicht öffentlichen Veranstaltung zu den verunsicherten Beschäftigten sprechen. «Der Informationsbedarf der Mitarbeiter ist sehr groß», sagte ein Sprecher von Osterloh.
Aus dem Konzern hieß es, bis zu 20 000 Mitarbeiter würden erwartet. In der Wolfsburger Volkswagen-Zentrale arbeiten derzeit rund 72 500 Menschen, mehr als 830 000 Fahrzeuge laufen hier pro Jahr vom Band. Weltweit gebe es unter den etwa 600 000 VW-Beschäftigten eine große Verunsicherung, hieß es aus dem Unternehmen. Mit seiner Ansprache wolle Müller die Kollegen nicht nur beruhigen, sondern auch die Reihen schließen. Denn zur Lösung der größten Krise in der VW-Historie braucht Müller auch das Vertrauen der Mitarbeiterschaft. Unter den Mitarbeitern hat der Skandal aber nicht nur das Vertrauen in das Management ins Wanken gebracht. Viele bangen nach zahlreichen erfolgreichen Jahren nun um ihre Jobs. Sie erwarten von ihrem neuen Konzernchef klare Aussagen zum Ausmaß der Krise, zu möglichen Lösungen und auch darüber, ob Arbeitsplätze in Gefahr sind.
Entschuldigung für das Fehlverhalten
Der Volkswagen-Konzern hat indes einem Bericht zufolge eingeräumt, dass in der Europäischen Union insgesamt acht Millionen Diesel-Fahrzeuge mit der Software zur Manipulation von Abgaswerten ausgestattet sind. Dies gehe aus einem Brief an die deutschen Bundestagsabgeordneten hervor, in deren Wahlkreise sich Volkswagen-Standorte befänden, berichtet das «Handelsblatt» am Dienstag. Das auf den 2. Oktober datierte Schreiben sei von dem Generalbevollmächtigten der Volkswagen AG, Thomas Steg, und dem Leiter der Konzernrepräsentanz in Berlin, Michael Jansen, verfasst worden.
Dem «Handelsblatt» zufolge entschuldigen sich die beiden Cheflobbyisten bei den Abgeordneten für das «Fehlverhalten einiger weniger Personen» im Konzern. Der Aufsichtsrat werde zusammen mit deutschen und US-Juristen «die lückenlose Aufklärung der Vorgänge überwachen». Gleichzeitig würden die Motorenkonzepte «darauf hin überprüft, ob sie den rechtlichen Vorgaben entsprechen». Der Skandal um manipulierte Abgaswerte beim Autobauer Volkswagen beschäftigt am Dienstag auch das Europaparlament.
Mitte September war bekannt geworden, dass VW in den USA Abgaswerte von Diesel-Fahrzeugen mit einer Software manipuliert hatte. Das Programm kann dafür sorgen, dass im Testbetrieb deutlich weniger gesundheitsschädliche Stickoxide gemessen werden als im regulären Betrieb. Allein in Deutschland sind rund 2,8 Millionen Fahrzeuge betroffen. Weltweit wurde das Programm in bis zu elf Millionen Autos verbaut.
René Hoffmann (48) ist gelernter Journalist und arbeitet seit 1999 bei Editpress, zuerst bei der französischsprachigen Wochenzeitung "Le Jeudi", seit 2008 aber beim Tageblatt.
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