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1900 Stellen fallen weg

1900 Stellen fallen weg

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Zinsmanipulation, Zockerei mit Hypotheken - Banker der Deutschen Bank stehen am Pranger. Der Ertragsbringer Investmentbanking kriselt, nun setzt die Bank den Rotstift an. Auch einige Stellen in Luxemburg könnten wegfallen.

Die Deutsche Bank reagiert mit dem Abbau von 1900 Stellen auf den Gewinneinbruch im zweiten Quartal. Weil die Geldmaschine Investmentbanking nicht mehr rund läuft, sollen allein in der von London aus geführten Sparte noch in diesem Jahr 1500 Jobs gestrichen werden. Insgesamt will der Frankfurter Dax-Konzern nach Angaben vom Dienstag langfristig seine Kosten um drei Milliarden Euro drücken.

Der Investmentbanker Anshu Jain, der das Institut seit Juni gemeinsam mit Deutschland-Chef Jürgen Fitschen führt, erklärte in einer Telefonkonferenz, der Stellenabbau werde vor allem außerhalb Deutschlands vollzogen. Luxemburg sei aber nicht besonders betroffen, wurde Tageblatt.lu von der luxemburgischen Filiale versichert. Im Großherzogtum arbeiten 330 Angestellte (Stand: Dezember 2011) der Bank. Details wurden aber keine genannt. Wo die übrigen 400 Stellen fortfallen, ließ das Management in Frankfurt unbeantwortet.

«In der Vergangenheit gab es Skepsis an unserer Fähigkeit zu Einsparungen – aber wir sind überzeugt, dass wir liefern können», sagte Jain. Am 11. September will die neue Führungsspitze Investoren bei einer Konferenz in Frankfurt mit weiteren Details zur künftigen Strategie des Instituts versorgen.

Tiefrote Zahlen

Im zweiten Quartal 2012 hatte ausgerechnet das Investmentbanking, in dem die Bank viele Jahre Milliarden mit Fusionsberatung und Anleihengeschäft verdiente, ein Loch in die Bilanz gerissen. Der Vorsteuergewinn der Sparte brach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 63 Prozent auf 357 Millionen Euro ein. Damit erwies sich der Spartengewinn von 1,7 Milliarden Euro zu Jahresbeginn als Strohfeuer. Ende 2011 gab es im Investmentbanking sogar tiefrote Zahlen.

Bereits Vorgänger Josef Ackermann hatte den Jobabbau eingeleitet, von Herbst an kappte die Bank im Investmentbanking schon 500 Stellen. Mit dem weiteren Jobabbau schließt sich die Deutsche Bank mit ihren aktuell 100 654 Vollzeitkräften weltweit dem internationalen Trend an. Rund um den Globus streichen Großbanken zehntausende Stellen vor allem im Investmentbanking. Seit der Finanzkrise sprudeln dort die Gewinne nicht mehr wie einst. Das hängt mit verschärften regulatorischen Anforderungen zusammen, aber auch mit heftigen Schwankungen an den Märkten und der anhaltenden Euro-Schuldenkrise.

Stabiles Privatkundengeschäft

Vergleichsweise stabil blieb das Privatkundengeschäft. Obwohl der Vorsteuergewinn in der um die Postbank gestärkten Sparte im zweiten Quartal um 13 Prozent auf 398 Millionen Euro sank, lieferte das Privatkundengeschäft den größten Teil zum Vorsteuergewinn.

Vor einer Woche hatte die Deutsche Bank bereits einen Gewinneinbruch für den Drei-Monats-Zeitraum April bis Ende Juni vermeldet: Der Überschuss halbierte sich binnen Jahresfrist fast von insgesamt 1,2 Milliarden auf 650 Millionen Euro. Auch der Vorsteuergewinn brach um 46 Prozent auf 960 Millionen Euro ein.

Euro-Krise belastet

«Im zweiten Quartal war das Ergebnis der Bank durch das volatile Umfeld beeinflusst», erklärten Jain und Fitschen. «Die europäische Staatsschuldenkrise belastet weiterhin das Investorenvertrauen und die Kundenaktivitäten über alle Geschäftsbereiche hinweg.» Im gesamten ersten Halbjahr verdiente die Deutsche Bank unter dem Strich rund 2,0 (3,3) Milliarden Euro. Der Vorsteuergewinn summierte sich in den sechs Monaten auf rund 2,8 (4,8) Milliarden Euro.

Eine Kapitalerhöhung wegen der neuen Anforderungen («Basel III») will der Vorstand weiter vermeiden: «Die Bank beabsichtigt, alle verfügbaren Kapitalhebel zu nutzen, bevor sie in Betracht zieht, bei Investoren Aktienkapital aufzunehmen.» Bis Jahresende soll eine harte Kernkapitalquote von 7,2 (Ende Juni: 10,2) Prozent erreicht werden.

Weniger Risiken

Der Abbau von Risiken soll beschleunigt werden: In spanischen Staatsanleihen etwa hat Bank Ende Juni 873 Millionen Euro investiert. Drei Monate zuvor waren es noch knapp 1,4 Milliarden Euro. Auch die Risikoposition bei spanischen Banken baute das Institut seit Jahresbeginn um rund ein Fünftel auf 4,5 Milliarden Euro ab.

In der Affäre um manipulierte Marktzinsen (Libor) stellt sich der Aufsichtsrat demonstrativ hinter Jain. «Nach aktuellem Stand der Untersuchungen war kein amtierendes oder früheres Mitglied des Vorstands auf irgendeine unangemessene Weise in die untersuchten Vorgänge um Referenzzinssätze verwickelt», heißt es in einem Brief von Aufsichtsratschef Paul Achleitner an die Mitarbeiter. «Die Untersuchung hat gezeigt, dass eine kleine Zahl von Mitarbeitern auf eigene Initiative Verhaltensweisen an den Tag gelegt hat, die nicht den Standards der Bank entsprechen.» Zwei Mitarbeiter mussten gehen.