Mittwoch24. Dezember 2025

Demaart Zu Demaart

Headlines

Wiggins entthront Martin

Wiggins entthront Martin

Jetzt weiterlesen !

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Oder schließen Sie ein Abo ab.

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Der haushohe Favorit Tony Martin ist bei der WM in Ponferrada von Zeitfahr-Olympiasieger Bradley Wiggins entthront worden. Damit verpasste der Deutsche die Einstellung des Rekordes von Fabian Cancellara.

Mit schwerem Tritt rollte Tony Martin über den Zielstrich und schüttelte den Kopf. Völlig überraschend ist der in dieser Saison so überragende Zeitfahrspezialist bei der Straßenrad-WM in Ponferrada von Ex-Tour-de-France-Sieger Bradley Wiggins als Weltmeister entthront worden. Der Brite schnappte Martin am Mittwoch wie schon bei den Olympischen Spielen 2012 in London den Sieg weg und machte damit die Hoffnungen des Deutschen auf den vierten WM-Triumph in Serie zunichte.

Wiggins benötigte für die 47,1 Kilometer nur 56:25,52 Minuten und hatte damit im Ziel auf der Avenida de Asturias einen Vorsprung von 26 Sekunden auf Martin, der als haushoher Favorit ins Rennen gegangen war. Damit verpasste Martin vorerst auch die Einstellung des Rekordes von Fabian Cancellara, der viermal das WM-Zeitfahren gewonnen hatte.

Gold nach zweimal Silber

Wiggins hatte seinen Triumph erst Minuten später realisiert, nachdem er völlig verausgabt auf dem Boden lag. Für den Briten ist es der erste WM-Triumph, nachdem er 2011 und 2013 Silber gewonnen hatte. Platz drei ging an den Niederländer Tom Dumoulin, der 41 Sekunden auf Wiggins verlor.

«Was soll ich sagen: mein wahrscheinlich letztes WM-Zeitfahren auf der Straße und dann Gold! Im schwierigen Finale hatte ich noch Benzin im Tank. Das hat vielleicht den Ausschlag gegeben. Mein nächstes großes Ziel ist im kommenden Jahr der Stundenweltrekord», sagte Sir Bradley Wiggins nach seiner Triumphfahrt. Am Mittwoch hatte er den Angriff auf die gerade von Jens Voigt aufgestellte Stunden-Bestmarke angekündigt.

Mit Martins Silberrang riss die deutsche Goldserie bei den Titelkämpfen in der spanischen Provinz. Am Vortag hatten noch die Allgäuerin Lisa Brennauer bei den Frauen und Lennard Kämna aus Cottbus bei den Junioren die Zeitfahr-Titel eingefahren. Trotz des verpassten Martin-Sieges kann der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) aber schon vor den am Freitag beginnenden Straßenrennen eine vorzügliche Bilanz vorweisen.

Entgegen aller Voraussagen

Noch im Vorfeld hätte kein Experte auf einen anderen Sieger als Martin gewettet. Und zunächst lief es auch nach Plan. Bei der ersten Zwischenzeit nach 12,2 Kilometern hatte Martin noch einen hauchdünnen Vorsprung von 4,14 Sekunden auf den Briten, doch am zweiten Zeitmesspunkt bei Kilometer 23,2 lag plötzlich Wiggins mit zwei Sekunden vorn. Bei der dritten Zwischenzeit waren es gar neun Sekunden, ehe das Finale furioso mit zwei Anstiegen begann. Dort konnte Wiggins sogar noch zulegen.

Für Martin war es die nächste Enttäuschung von Ponferrada, nachdem er beim Mannschaftszeitfahren mit dem Omega Pharma-Quickstep-Team nur den dritten Platz belegt hatte. Das Wetter war diesmal aber nicht schuld. Strahlender Sonnenschein begleitete Martins Fahrt, nachdem an den vergangenen Tagen Wind und Regen für unkalkulierbare Bedingungen gesorgt hatten. Nach dem Teamzeitfahren hatte Martin schon an seiner Form gezweifelt. Zurecht, wie sich herausstellte.
Für Martin, der schon sieben Saisonsiege im Kampf gegen die Uhr eingefahren hatte, war es die erste Niederlage bei einem längeren Zeitfahren seit über einem Jahr. Damals hatte ihn Cancellara bei der Vuelta besiegt, der Schweizer trat mit Blick auf das Straßenrennen am Sonntag diesmal erst gar nicht zum Duell an.
Die weiteren deutschen Starter konnten sich nicht im Vorderfeld platzieren.