Die Proteste in Montréal sind auch unmittelbar vor dem Formel-1-Rennen nicht abgerissen. Mit einem großen Aufgebot konnte Polizei die Demonstrationen am Freitagabend aber nach ersten Eindrücken und Medienberichten kontrollieren. Die Protestler wurden von den Feierplätzen zum Großen Preis von Kanada ebenso weitgehend ferngehalten wie von einem Musikfestival.
Zunächst sollten lediglich ein bis zwei Personen wegen kleinerer Delikte festgenommen worden sein, schrieb die «Montréal Gazette» auf ihrer Online-Seite. Am Vortag hatte es 37 Festnahmen gegeben.
Villeneuve sorgt für Unmut
Für Wirbel sorgten unterdessen die Aussagen des kanadischen Ex-Weltmeisters Jacques Villeneuve, der die seit nunmehr 46 Tagen anhalten Demonstrationen scharf kritisiert hatte. «Langsam wird es lächerlich», hatte der in Quebec geborene Champion von 1997 gesagt. «Sie haben ihre Meinung gesagt, wir haben verstanden. Für die Leute ist es an der Zeit aufzuwachen, anstatt faul herumzuhängen.»
Nun erklärte Villeneuve, dass er sogar Morddrohungen bekommen habe. «Ich habe zahlreiche verletzende und auch bedrohende Nachrichten bekommen», wurde er in kanadischen Zeitungen am Samstag zitiert. Nachdem Villeneuve, der durchaus bekannt ist für streitbare Aussagen, eine mögliche Blockade der Metrostation auch noch als «terroristischen Akt» bezeichnet hatte, kommentierte die Zeitung «La Presse» dies als verbalen Fehltritt. Demonstranten könnten sich dadurch erst recht aufgefordert fühlen. «Merci, Herr Villeneuve für diesen Moment der Entspannung», schrieb das Blatt zynisch.
Polizei hebt Demos aus
Neben den rund 400 Demonstranten, die am Freitagabend Richtung Festival gezogen waren, wollte eine zweite Gruppe zwei bekannte Feierstraßen während des Formel-1-Wochenendes aufsuchen. Sie skandierten vor allem antikapitalistische Parolen. Polizisten bauten sich in Reihen auf, um den Demonstranten den Zugang zu versperren.
Seit Wochen kommt es vor allem in Montréal zu Protesten. Studierende lehnen sich damit gegen eine Erhöhung der Uni-Gebühren auflehnen. Zudem ist ihnen die Verschärfung des Demonstrationsgesetzes ein Dorn im Auge.
Sie hatten schon vorher angekündigt, die Formel-1-Bühne zu nutzen, um auf ihre Belange aufmerksam zu machen. Entsprechend viele Sicherheitsleute sind rund um die Strecke auf der Île Nôtre Dame an diesem Wochenende im Einsatz. Unter anderem in Metrostationen halten Polizisten zusätzlich Wache.
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