Headlines

Junioren-WeltmeisterschaftWarum Finn Kemp „einer der 40 Athleten“ ist, „die gewinnen wollen“

Junioren-Weltmeisterschaft / Warum Finn Kemp „einer der 40 Athleten“ ist, „die gewinnen wollen“
Finn Kemp hat besonders die beiden 200er-Strecken im Blick Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Als einziger FLNS-Schwimmer hat sich der 18-jährige Finn Kemp für die diesjährige Junioren-Weltmeisterschaft in Netanya (ISR) qualifiziert. Innerhalb von fünf Tagen wird er ab Montag in fünf Disziplinen auf die Jagd nach Bestzeiten gehen. Wie die Vorbereitung in den USA verlief, warum er spätestens um 21.00 Uhr im Bett liegen möchte und was er sich bei der WM vorgenommen hat, erzählte er im Tageblatt-Interview.

Tageblatt: Sie sind am Dienstag aus den USA nach Luxemburg geflogen. Danach ging es weiter nach Israel. Wie lange spürt man so einen Jetlag in Armen und Beinen?

Finn Kemp: Es ist definitiv nicht so, als wäre es belanglos. Ich habe es mittlerweile ein paar Mal miterlebt, deshalb gewöhne ich mich so langsam an die Reisen zwischen den USA und Luxemburg. Ich finde es trotzdem wichtig, am Tag der Ankunft noch einmal ins Becken zu gehen. Der Reisetag ist unheimlich lang und man ist länger als üblich nicht mit dem Wasser in Kontakt. Gerade vor einem Wettkampf empfinde ich das als schlecht. 

Sie trainieren bei den „Sarasota Sharks“ in Florida. Wie sieht Ihr Alltag dort aus?

Mein Wecker klingelt schon morgens kurz nach 4.00 Uhr. Ich esse meist nur eine Kleinigkeit, denn so früh hat man eigentlich nicht wirklich viel Hunger. Das Training beginnt um 5.00 Uhr. Ich lebe relativ nahe am Schwimmbad und muss deshalb nicht weit fahren. Morgens dauert die Einheit zwei Stunden. Nach dem zweiten Frühstück bin ich dann bis 12.40 Uhr in der Schule und kann danach noch ein wenig entspannen, bevor um 15.00 Uhr die zweite Trainingseinheit des Tages ansteht. Nach dem Abendessen stehen die Hausaufgaben an, aber ich bin meistens schon gegen 21.00 Uhr im Bett, da ich eben sehr früh aufstehen muss.

Gab es eine spezifische Vorbereitung auf die Junioren-Weltmeisterschaft für Sie?

Ich bin nach den „Future Championships“ in Ocala nach Sarasota zurückgekehrt und sofort wieder ins Training eingestiegen. Wir hatten einen intensiven Zyklus von fünf Wochen. Das ist definitiv genug, um das Tempo noch mal anzuziehen, um dann wieder in eine „Tapering“-Phase zu gehen. Ich überlasse den Trainern die Steuerung komplett. Viele unterrichten seit 25 Jahren, die wissen also, was zu tun ist. Sie hatten schon etliche Hochleistungsschwimmer in ihren Reihen und sind auf alles vorbereitet.

Gibt es in Ihrer Trainingsgruppe noch andere Sportler, die zur Jugend-WM reisen?

In Sarasota sind wir in diesen fünf Wochen in eine separate Dreiergruppe eingeteilt worden, die sich gezielt auf Israel vorbereitet hat: Eine Amerikanerin (Addison Sauickie) und eine Kanadierin (Sienna Angove) und ich. Wir haben zu dritt sehr viel geleistet und uns in dieser intensiven Zeit gegenseitig motiviert. Sauickie hat sich auf die 200 m Freistil und Schmetterling spezialisiert, Angove ist bei der WM für die 50 Freistil und die Staffel-Rennen angemeldet. 

Sie haben Ihre ersten sechs Monate in den Staaten hinter sich. Was hat Ihnen das halbe Jahr in der neuen Umgebung gebracht?

Ich würde sagen, dass sich für mich sehr viel geändert hat. Ich trainiere jetzt täglich mit Hochleistungssportlern, die eigentlich alle das gleiche Ziel vor Augen haben: den eigenen Erfolg, aber ebenso den Erfolg für die anderen Schwimmer der Trainingsgruppe. Ich bin im Alltag von Leuten umgeben, die nur das Beste für mich wollen. Ich finde es unheimlich wichtig, diese Menschen um mich zu haben. Die eigene Leistung ist auch ein Produkt der Umgebung: Wenn man nur negative Stimmen hört, beeinflusst das, im schlechten Sinne. Es fällt mir beim Training viel leichter, noch mal eine Schippe draufzulegen, da mehr Athleten als nur zwei oder drei Schwimmer um mich herum sind. Ich finde deshalb, dass die Entscheidung, hierher zu kommen, absolut die richtige war. Charakterlich und sportlich wird mir das die richtige Richtung vorgeben.

Worauf haben Sie sich in den letzten Wochen konzentriert?

Ich wollte nicht unbedingt zu sehr an die Junioren-Weltmeisterschaft denken und mich damit verrückt machen. Ich habe mich auf meine Technik und das Gefühl im Wasser konzentriert. Ich wollte den Sport und das Training genießen. Ich empfinde es als wichtigen Teil der Vorbereitung, sich nicht zu sehr kirre zu machen. Es ist ein Rennen wie ein anderes auch, bloß ist man besser vorbereitet. Klar, es handelt sich um ein höheres Niveau, aber im Endeffekt bleibt es das Gleiche: Du steigst auf den Startblock und schwimmst, so schnell du kannst. Ich versuche in jedem Rennen das Maximum zu geben – ob das in Luxemburg oder bei der WM ist, ich will das meiste herausholen, das vorhanden ist. 

Liegt der Fokus der WM trotzdem auf den 200 m Lagen?

Die 200 m Lagen und 200 m Brust sind eben die Strecken, wo ich, was die Zeiten anbelangt, derzeit am besten konkurrieren kann. Ich schwimme bei der WM ebenfalls die 50 und 100 m Brust sowie die 50 m Freistil. Der Fokus richtet sich automatisch auf die besagten beiden Distanzen, aber ich will den Rest der Rennen nicht außer Acht lassen. Auf den drei Strecken ist noch viel Steigerungspotenzial vorhanden, da man sich mit dem Alter auf den Sprintdistanzen verbessern kann. Selbst auf den beiden 200ern ist noch viel Luft nach oben.

Mit welchen persönlichen Zielen gehen Sie an den Start?

Mein Hauptziel ist, Bestzeiten zu schwimmen. Also schneller zu sein, als das bislang der Fall war. Ich bin mir nicht sicher, wie hoch das Niveau sein wird. Das macht es auch schwer, Prognosen zu machen. Eine Bestzeit könnte für ein Halbfinale reichen, deshalb wäre das schon ein Ziel. Ich will mir aber keinen Druck machen, da es eben schwer vorauszusehen ist, was mich erwartet. Auf den 200ern gibt es keine Halbfinals, sondern nur ein Finale. Ich werde mein Bestes geben, wenn zusätzlich ein Finale herausspringen würde, wäre das eine super Sache. Das sehen wir dann von Tag zu Tag.

Bei der Junioren-EM im Juli haben Sie sich fürs Finale über 200 m Brust qualifiziert. Wie viel Prozent liegen zwischen diesem Wettbewerb und der Junioren-WM drei Monate später?

Ich würde sagen, dass die fünf Wochen Trainingsblock und die beiden Wochen vor den „Futures“ mir viel gebracht haben. Ich habe viel gelernt. Bei den „Futures“ hatte ich mir vorgenommen, entspannter aufzutreten und mir keinen Kopf zu machen. Ich muss zuversichtlich sein und wissen, wozu ich in der Lage bin. Es sind die besten 40 Schwimmer der Welt, jeder geht an den Start, um das Maximum herauszuholen. Das ist es auch: Wir haben alle hart trainiert. Niemand hat eine magische Suppe gegessen, sondern es gewinnt derjenige, der den höchsten Siegeswillen hat. Ich denke, dass ich besser vorbereitet bin. Ich lasse mich nicht davon beeinflussen, dass ich für eine kleinere Nation starte und vielleicht drei Kilogramm weniger auf die Waage bringe als mein Nachbar. Ich starte wie einer dieser 40, die das Ding gewinnen wollen. Ich bin dabei, ich habe meinen Platz wie alle anderen verdient. Ich habe die gleiche Chance wie alle anderen auch.

Das Programm des Luxemburgers

Montag, 4. September: 100 m Brust (Kemps Bestzeit: 1:03.50 Minuten)
Dienstag, 5. September: 200 m Lagen (2:05.94 Min.)
Mittwoch, 6. September: 50 m Freistil (23.98 Sek.)
Donnerstag, 7. September: 200 m Brust (2:17.87 Min.)
Freitag, 8. September: 50 m Brust (28.99 Sek.)