Eine Formkurve, die nur bei bedeutungslosen Freundschaftsspielen gegen starke Gegner ab und zu etwas nach oben ausschlägt, so wie der Herzschlag von Keith Richards bei der Lektüre der Memoiren seines Kumpels Mick Jagger, sieht man einmal von der Szene mit dieser blonden Kellnerin in Philadelphia ab.
England, heute auf Platz fünf der FIFA-Rangliste, spielt demnach meist gegen unterklassige Gegner, und das ist so langweilig, dass man sich echt freut, wenn sie wieder einmal im Elfmeterschießen gegen einen Großen verlieren. Laut FIFA liegt San Marino auf dem vorletzten Platz der Weltrangliste, muss demnach also noch schlechter sein als Grönland oder die Betriebsmannschaft der Trierer Feuerwehr. Ein Land liegt noch hinter San Marino. Es will nicht genannt werden, aus Angst vor Touristen, Sepp Blatter und der Tollwut.
In den Sand gesetzt …
Österreich war 1973 nicht die beste, aber nachweislich auch nicht die schlechteste Mannschaft der Welt. Dennoch verlor man in Wembley mit 0:7 in einem Freundschaftsspiel gegen England. Dann spielte England im letzten WM-Qualifikationsspiel nur Unentschieden gegen Polen und Letztere durften zur WM in die BRD. Sir Alf Ramsey trat zurück, sein Nachfolger wurde Don Revie. Der war Meistertrainer mit Leeds, was aber hauptsächlich das Verdienst von Bremner, Giles, Lorimer, Hunter, Clarke und Jordan war, weil sie härter und hinterhältiger spielten als alle Liga-Konkurrenten. Revie brachte England nicht auf Erfolgskurs zurück, sondern managte England nachhaltig in eine fußballerische Nebenrolle weltweit. Die WM 1978 in Argentinien verpasste man ebenfalls, weil man an Italien scheiterte, wegen der mageren Torausbeute gegen Luxemburg, begleitet von einem Facelifting der Luxemburger Innenstadt durch englische Fans. Da war Revie schon längst in Saudi-Arabien, wo er vieles in den Sand setzte, was angesichts der geologischen Beschaffenheit des Landes keine Heldentat darstellte. Immerhin, Revie muss die dortige Fußballwelt so tief getroffen haben, dass die Saudis und Nachbarn gut zwei Jahrzehnte brauchten, um sich wieder für englischen Fußball zu interessieren. Aufgeschoben, aber nicht aufgehoben, wie wir heute wissen.
… oder an den Pfosten
Wenn England jetzt wieder an Polen scheitern sollte, wäre Manager Hodgson nur um die Bestätigung reicher, dass er ehrlicher ist als Revie, glücklicher als Taylor, erfahrener als Hoddle, offener als Capello, braver als Ericsson, schlauer als Keegan und bescheidener als Venables. Bobby Robson erscheint nicht in diesem Vergleich. Der war gut. Aber wie allen anderen fehlten ihm Glück und Weltklasse-Spieler. Und manchmal ein paar Zentimeter beim Elfmeter. Aber das sagte die Kleine aus Philadelphia auch zu Mick Jagger.
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