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RadsportVon der Zuschauerin ins Peloton: Tour de France Femmes beginnt Sonntag mit Berton und Majerus

Radsport / Von der Zuschauerin ins Peloton: Tour de France Femmes beginnt Sonntag mit Berton und Majerus
Vergangenes Jahr unterstützte Nina Berton (rechts) Christine Majerus bei der Tour, nun bestreiten sie das Rennen gemeinsam Foto: Editpress/Anouk Flesch

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Am Sonntag beginnt die 2. Auflage der Tour de France Femmes (2.WWT). Teil des erlesenen Starterfeldes sind die beiden Luxemburgerinnen Christine Majerus (SD Worx) und Nina Berton (Ceratizit-WNT), die das achttägige Rennen mit unterschiedlichen Ambitionen in Angriff nehmen werden. Auf der ersten Etappe stehen 123,8 wellige Kilometer rund um Clermont-Ferrand auf dem Programm.

Nach ihren gesundheitlichen Problemen hat es Christine Majerus, nach harten Trainingswochen, geschafft, zum Saisonhöhepunkt in der Auswahl ihrer Teams zu stehen. In ihrer gewohnten Rolle der Edelhelferin wird sie sich voll und ganz in den Dienst von Demi Vollering stellen, die als niederländische Meisterin ebenfalls in einem rot-weiß-blauen Trikot unterwegs sein wird. Nach ihrem zweiten Platz im Vorjahr will die 26-Jährige am 30. Juli, nach dem abschließenden Zeitfahren in Pau, aufs höchste Treppchen steigen. Hauptkonkurrentin ist ihre Landsfrau und Vorjahressiegerin Annemiek Van Vleuten (Movistar). Dass die 40-Jährige sich in ausgezeichneter Verfassung befindet, hat sie Anfang des Monats bei ihrem Giro-Sieg gezeigt.

Kleinere Brötchen backt die Kontinentalformation Ceratizit-WNT. Aufgrund ihrer guten Leistungen wurde Nina Berton in ihrem ersten Profi-Jahr gleich das Vertrauen der Teamverantwortlichen geschenkt. „Das ist schon krass. Für mich ist es noch etwas irreal, dass ich dabei sein werde“, sagt Berton. „Es ist ein komisches Gefühl, zu sehen, wie schnell das alles gegangen ist. Für mich ist es eine Riesenchance und ich bin überglücklich, diese Chance gleich in meinem ersten Jahr zu bekommen. Das gibt mir viel Selbstvertrauen.“

Gleich nach der Landesmeisterschaft ging es für sie und ihre Teamkolleginnen zur Vorbereitung nach Livignio (I) in ein dreiwöchiges Höhentrainingslager. Beim letzten Formtest, dem Großen Preis von Stuttgart, konnte Berton mit Platz 12 überzeugen. „Ich konnte bis zum Schluss problemlos vorne mitfahren. Die Körperwerte waren ebenfalls gut“, so das Nachwuchstalent vor seiner bislang größten sportlichen Herausforderung. „Es ist das wichtigste und bekannteste Rennen im Kalender. Alle Mannschaften bereiten sich sehr spezifisch auf die Tour vor. Das Leistungsniveau ist sehr hoch. Auch die mediale Präsenz ist eine ganz andere. Für mich ist es eine tolle Erfahrung, dies alles mitzuerleben“, freut sich die Vizemeisterin, die sich mit ihrer Mannschaft nicht verstecken will.

Bergtrikot im Visier

„Mit der Französin Cédrine Kerbaol haben wir eine Fahrerin im Team, die es in der Gesamtwertung unter die Top 15 schaffen kann. Natürlich wollen wir uns auch auf den verschiedenen Etappen beweisen. Wenn man die richtige Fluchtgruppe erwischt, sind Überraschungen durchaus möglich. Meine Mannschaft weiß, dass ich gerne aggressiv fahre und auch die körperlichen Voraussetzungen dazu habe. Ich denke schon, dass ich meine Chance kriegen werde. Das Streckenprofil der Etappen kommt mir entgegen. Es gibt keine Etappen mit einem flachen Profil. Es ist, wie wenn an man jedem Tag ein Klassiker-Rennen fahren würde, mit Ausnahme der vorletzten Etappe, wo es nach dem Col d’Aspin den Tourmalet hochgeht.“

Aber auch diese Bergriesen flößen der jungen Fahrerin keine Angst ein. „Nach dem Trainingslager bin ich für die Königsetappe ganz positiv gestimmt. Auch wenn ich noch kein solch langes Etappenrennen gefahren bin, glaube ich schon, dass ich auch gut über diese Anstiege kommen werde. Das sind auch die Etappen, die ich, seit meiner Kindheit, am liebsten verfolge. Ich hoffe, einen guten Tag zu erwischen, und freue mich auch besonders auf die vielen Zuschauer und die ganz spezielle Atmosphäre in den Bergen“, so Berton, die Christine Majerus 2022 noch vom Streckenrand aus angefeuert hat, in freudiger Erwartung. „Im vergangenen Jahr bin ich in die Vogesen gefahren, um Christine zu unterstützen. Es ist cool, ein Jahr später zusammen mit ihr am Start zu stehen. Auch wenn unsere Mannschaften verschiedene Zielsetzungen haben, ist sie für mich wie eine zusätzliche Teamkollegin.“

Gleich auf der ersten Etappe will Nina Berton einen „Coup“ zu landen. „Ich habe mir in den Kopf gesetzt, die einzige Bergwertung die ansteht, zu gewinnen. Diese ähnelt dem Anstieg beim Festival Elsy Jacobs, wo ich mir das Bergtrikot geholt hatte.“