„Diese Reaktion war klar. Die leben in ihrer Parallelwelt und können es einfach nicht glauben, dass auch welche sauber waren“, sagte der 41-Jährige im Interview mit Sky Sport News HD. Seiner Meinung nach würde „eine Scheinwelt zusammenbrechen, wenn sie bemerken, dass auch ohne Doping die Leistung erbracht werden kann“.
Scarponi war bei Ferrari
Michele Scarponi hat Kontakte zum mutmaßlichen Dopingarzt Michele Ferrari zugegeben. Wie der Radprofi bei einer Anhörung vor dem Nationalen Olympischen Komitee (CONI) am Dienstag in Rom erklärte, hatte er im September 2010 zwei Fahrtests unter dem als „Dottore EPO“ bekannten Ferrari absolviert. Sportlern war der Kontakt zu dem gesperrten Mediziner zu diesem Zeitpunkt bereits verboten. Bei Zuwiderhandlung droht ein Fahrverbot von drei Monaten. Er habe nicht gewusst, dass Ferrari gesperrt sei, beteuerte Scarponi. Möglicherweise räumte der Profi vom Team Lampre jetzt den Kontakt ein, um nur im Winter gesperrt zu werden und in der nächsten Saison wieder fahren zu können. Scarponi war schon im Juni dieses Jahres vorgeladen worden, konnte die Anhörung aber auf November verschieben. Der 33-Jährige war 2007 wegen der Verwicklung in die Dopingaffäre Fuentes für zwei Jahre gesperrt worden.
Scarponi wurde am Dienstag umgehend von seinem Team suspendiert.
Voigt selbst bestritt Doping erneut entschieden: „Ich kann nicht für alle bürgen, aber ich habe nichts gemacht.“
Nach Tyler Hamilton hatte auch der ehemalige Profi Jörg Jaksche seinen früheren Teamkollegen der Doping-Lüge bezichtigt. Jaksche, der 2004 mit Voigt für den dänischen Rennstall CSC gefahren war, sagte der Süddeutschen Zeitung: „Wer bei CSC nicht mitbekommen hat, dass andere Fahrer – inklusive mir – gedopt haben, dem kann ich nicht glauben.“ Hamilton sagte außerdem, er glaube definitiv, dass Voigt auch selbst gedopt habe. Der nahm diese Aussagen gelassen auf. Er gestand, zunächst in Rage gewesen zu sein, danach sei aber nur noch „ein mildes Lächeln geblieben. Die versuchen, das zu bagatellisieren. Das ist die normale Schutzreaktion. Es ist aber gewiss nicht so, wie sie es darstellen, dass jeder mit jedem über Doping spricht“, sagte Voigt. „Wenn Hamilton von quasi alltäglichen Gesprächen unter Fahrern über Doping berichtet, muss es in den Teams wohl innere Zirkel gegeben haben, in denen das besprochen wurde. Ich gehörte nie dazu“, erklärte Voigt und betonte, „nie zusammen mit Hamilton“ in einem Team gefahren zu sein. Hamilton wechselte 2003 zu Phonak. 2004 kam Voigt zu CSC.
Verständliche Kritik
„Die Leute denken, wir sitzen am Lagerfeuer und lachen uns tot. So ist das aber nicht“, sagte Voigt: „Aber die Zweifler bekommt man leider nie überzeugt.“ Für ihn sei die aufkommende Kritik am Radsport verständlich, denn „wir selbst haben die Munition geliefert, mit welcher nun auf uns geschossen wird“, sagte Voigt.
Doping-Kronzeuge Jaksche hatte bei seinen Vorwürfen auf folgende Umstände hingewiesen. „Zufälligerweise war Voigt immer bei den Teams mit den zweifelhaftesten sportlichen Leitern (Riis und Bruyneel, d.Red.)“, sagte er der SZ. „Voigt hatte außerdem seine erfolgreichste Zeit, als Epo noch nicht nachweisbar war, insofern sind seine Aussagen mehr als fragwürdig. Und diejenigen, die nach Dopingskandalen immer sagen, das sei doch Vergangenheit, veräppeln die Leute eh am meisten“, sagte Jaksche.
Weitere Anschuldigungen
Auch Hamilton hatte massive Anschuldigungen gegenüber Voigt erhoben. Dieser denkt aber offenbar nicht an juristische Schritte gegen Hamilton. Der Berliner Tageszeitung sagte der 41-Jährige scheinbar gelassen: „Dagegen kann ich nichts machen. Er behauptet ja nicht, dass ich gedopt habe.“ Zu Voigts These von der eigenen weißen Weste passt aus seiner Sicht, dass er als nahezu einziger namhafter deutscher Profi der Generation Jan Ullrich, Erik Zabel oder Andreas Klöden niemals in einen Dopingfall verwickelt war.
Nicht nur Voigt bekommt von Hamilton sein Fett weg. Der Amerikaner behauptet, der neue Co-Sponsor im Bjarne-Riis-Team Saxo-Bank-Tinkoff hätte in der Vergangenheit Doping toleriert. Dem dänischen Internetportal sporten.dk berichtete er von einer Teamsitzung 2007 unter der Regie des russischen Geldgebers Oleg Tinkow, bei dem Hamilton einen Vertrag unterschrieben hatte. „Mich interessiert nicht, was ihr macht – bloß lasst euch nicht erwischen“, hätte Tinkow laut Hamilton seinen Fahrern gesagt. Nachdem sich der Sponsor 2008 aus dem Radsport zurückgezogen hatte, kehrte Tinkow 2012 zurück und finanziert die Riis-Mannschaft. „Wir brauchen einen solchen Mann nicht im Radsport“, sagte Hamilton.
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