Fernando Alonsos Twitter-Gruß mit Gewehr im Anschlag durfte Sebastian Vettel durchaus als Drohung verstehen. «Bereit für die letzten 2 Rennen», stand unter dem Bild, das Vettels letzter Titelrivale vor dem USA-Comeback der Formel 1 am Sonntag in die Welt sendete. Entschlossen blicken Ferrari-Star Alonso und Teamkollege Felipe Massa in die Kamera, auch wenn sie nur Farbspritz-Gewehre in den Händen halten. Der WM-Zweite aus Spanien hat in den Tagen von Austin nur eins im Sinn: Vettel doch noch abfangen und selbst zum dritten Mal Weltmeister werden.
Der mit zehn Punkten Vorsprung führende Titelverteidiger aber konterte die Spielchen am Freitag auf seine Weise. Mit satten 0,765 Sekunden Vorsprung auf den drittplatzierten Alonso raste er am ersten Trainingstag zur Bestzeit und setzte ein deutliches Signal für seinen 100. Grand Prix. Auch von einem Kühlungsproblem an seinem Red Bull und der nötigen Reparaturpause am Nachmittag ließ sich der Doppel-Champion nicht beirren. Sein Teamkollege Mark Webber lag als Zweiter ebenfalls mehr als sieben Zehntel zurück.
Psychotricks verfehlten Wirkung
Alonsos Psychotricks verfehlten anscheinend einmal mehr ihre Wirkung, weil Vettel sich nicht darauf einlässt. «Die Punkte gibt es am Sonntag, nicht vorher», sagte Vettel. Schritt für Schritt, Runde für Runde denken – so hat der Red-Bull-Pilot nach der Sommerpause die WM umgebogen. Diese Taktik will der 25-Jährige durchziehen.
Schon einmal begegneten sich Vettel und Alonso auf der Zielgeraden der Saison im Duell um den Titel. 2010 ging der Asturier als Spitzenreiter in die beiden Schlussrennen und wurde vom Deutschen doch noch überholt. Diesmal ist der Ferrari-Pilot der Jäger. «Entspannter, fokussierter, reifer» fühle er sich, versicherte Alonso in Austin.
Keine Schwäche zeigen
Keine Schwäche zeigen, das eigene Ego streicheln, den Konkurrenten verunsichern – so bewegt sich der 31-Jährige auch durch die letzten Wochen der Saison. «Unsere Stärke ist es, in den Rennen am Sonntag mehr Punkte als die anderen zu holen. Und ich bin sicher, das werden wir in den nächsten beiden Rennen tun», bekräftigte Alonso. Jedes Wort eine Kampfansage.
Doch bei Vettel verfängt die Strategie des Verfolgers bislang nicht. Alonsos Spitzen von Samurai-Weisheiten bis hin zum vergifteten Lob kontert der Hesse mit Humor. «Wenn wir morgens ins Fahrerlager laufen, haben wir keine Angst», beteuerte Vettel mit einem Schmunzeln. Locker, gesprächig, gewitzt – der Heppenheimer tritt auch in Texas abseits der Strecke wieder ganz anders auf als sein Gegner, der zumeist ernst und distanziert wirkt.
Gemeinsamkeiten
Dabei haben die beiden durchaus einiges gemein. «Beide sind hochintelligent, üben ihren Beruf mit Leib und Seele aus und sind auf ihre Art schonungslos», beschrieb die BBC die Titelanwärter. Gewinnen kann aber nur einer – und wäre dann der jüngste Dreifach-Champion. Alonso allerdings hat in diesem Jahr zum letzten Mal die Chance, diese bislang von Ayrton Senna gehaltene Bestmarke zu unterbieten. Vettel hätte noch ein paar weitere Anläufe.
Einen Tipp für den Ausgang des Zweikampfs wagen nicht einmal die Kollegen. «Die Karten liegen eher in Sebastians Hand», meinte zumindest Rekordweltmeister Michael Schumacher. McLaren-Star Lewis Hamilton scherzte indes: «Setzt doch einfach Geld auf beide. Dann habt ihr in jedem Fall eine gute Gewinnchance.»
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